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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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John Mandeville, der einen Imkerhut trug, den jungen Titus von Gormenghast, den rasenden Roland und den Baron Münchhausen.
    »Irre …«, murmelte der kleine Flint etwas später, als er seine frisch geprägte Münze erhielt. »Ich habe eine Feindin bekommen.« Er reichte die Münze Nestor, der sie mit den Worten zurückgab: »Schön für dich, sie ist sogar ziemlich hübsch.«
    Nur wenige Minuten später waren Nestor und der kleine Flint wieder in den Gängen des Labyrinths unterwegs. Nestor hielt eine Garnspule in der Hand, von der er den schwarzen Faden abrollte, der ihnen endlos lang vorkam. Bei jeder Kreuzung zuckte der Faden jeweils in eine Richtung. Die beiden durchquerten zahllose Räume, von denen manche riesengroß und andere beängstigend eng waren. Sie überquerten Steinbrücken, auf denen ein heftiger Wind wehte, und vernahmen den Widerhall von Stimmen, fernen Schreien und geheimnisvollen Melodien. Die beiden kamen an Gegenden vorbei, in denen riesige weiße Farne wuchsen, passierten Spiegelsäle und andere Räume, von deren Decken Tausende grotesker Masken hingen. Überall hörten sie die unterschiedlichsten Geräusche. Je weiter sie dem schwarzen Faden folgten, desto schwächer wurde das goldene Licht des Labyrinths und desto länger wurden die Schatten.
    Schließlich standen sie vor einem imposanten schmiedeeisernen Tor. Jenseits seiner Gitterstäbe war es so dunkel, dass sie nichts erkennen konnten.
    »Ich glaube, wir sind angekommen«, meinte Nestor mürrisch.
    Der kleine Flint stemmte sich gegen das Tor, um es aufzuschieben, und war überrascht, wie leicht das ging. Doch das metallische Kreischen, mit dem es sich auf seinen Angeln bewegte, war hoch und schrill und so entsetzlich, dass ihnen das Blut in den Adern gefror.
    »Wenn man erst einmal den Weg kennt, ist es nicht weiter schwierig, zu den Dunklen Häfen zu finden«, meinte Nestor. Der Ariadnefaden zuckte ein letztes Mal. Nestor zog an ihm und stellte fest, dass er auf einmal das andere Ende in der Hand hielt. Wie er zuvor schon geahnt hatte, war der Faden durchgeschnitten worden. »Wenn wir zurückkehren wollen, werden wir für alle Zeiten im Labyrinth herumirren«, murmelte er.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte der kleine Flint unternehmungslustig. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, in der Finsternis etwas zu erkennen.
    In großer Entfernung schienen hohe Wellen gegen Felsen zu klatschen.
    »Jetzt sehen wir zu, dass wir böse werden«, antwortete Nestor und schloss die Finger um seine Goldmünze.



Kapitel 9
Aufgewacht
    Er lebte.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Er war sich da nicht so sicher.
    Im Großen und Ganzen gab es eigentlich gar nichts mehr, dessen er sich noch sicher gewesen wäre.
    Rick Banner lag eine Weile benommen da, bis ihm klar wurde, dass er die Augen aufhatte. Er konnte nichts erkennen, nicht einmal die eigenen Fußspitzen, und er begriff einfach nicht, in welcher Stellung er sich überhaupt befand und wo seine Arme waren. Er war vollkommen verwirrt.
    Als Rick versuchte, sich zu bewegen, durchfuhren heftige Schmerzen seinen Körper.
    Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er erblickte seine Hand, die ungefähr einen hal ben Meter weit von seiner Schulter entfernt war.
    Rick probierte, sich von der Masse von Dingen zu lösen, die ihn von allen Seiten umgab und einengte. Überall lagen Schaumgummi, Metallteile, Antennen, Knöpfe und Hebel. Endlich bekam er einen Arm frei und kurz darauf auch den anderen. Verwirrt starrte er seine Hände an. Wenn das seine waren, wem gehörte dann die dritte Hand, die neben ihm aus dem Schaumgummi ragte?
    Vorsichtig versuchte er, sie zu berühren. Wie eine Falle schloss sie sich um sein Handgelenk.
    »Lass mich los!«, schrie Rick, rollte weg und landete dabei auf einem größeren Metallteil. Er sah sich um und stellte fest, dass er sich in einem engen Raum mit gepolsterten Wänden befand, der ihn entfernt an eine Kabine erinnerte.
    Aber ja, klar! Er war in dem Bauch von Peter Dedalus’ eigenartigem Tauchboot. Allmählich kamen die Erinnerungen zurück, an Venedig, die Lagune und den Sturz in den riesigen Wasserfall. Das Gefühl, endlos tief zu fallen …
    Die Hand, die ihn gepackt hatte, bewegte sich wieder. Unter einer Ansammlung von Polsterung, Hebeln, Zahnrädern und mehr oder weniger kaputtem anderem Kram erklang ein gedämpftes Jammern: Der Besitzer der Hand wollte sich befreien.
    »Peter!«, rief Rick und kroch auf den Haufen zu. Jede Bewegung fiel

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