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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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sich. »Früher oder später werden diese Bluthunde auch meinen Laden finden und ihn zerstören. Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis sie hier auftauchen.«
    Tommaso stand vorsichtig auf und begann, in dem Zimmer hin und her zulaufen. Er überlegte, was er jetzt machen sollte.
    »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, fuhr Zafon fort. »Wenn wir hier wegwollen …«
    »Weg?« Tommaso blieb abrupt stehen. »Wo wollen Sie denn hingehen?«
    Müde stand Zafon von seinem Hocker auf. »Du bist derjenige, der durch die Türen der Zeit reist«, sagte er leise. »Oder irre ich mich da?«
    Tommaso starrte ihn an. Warum hatte er nicht gleich daran gedacht? Zwei Personen konnten durch die Tür zur Zeit in der Calle dell’Amor degli Amici nach Kilmore Cove gelangen. Danach würde sie sich schließen und konnte dann von Venedig aus nicht mehr geöffnet werden. Natürlich könnte er durch sie nach Kilmore Cove fliehen und den alten Mann mitnehmen. Aber konnte er ihm trauen? Was, wenn Zafon in Wirklichkeit ein Untergebener des Grafen Cenere war? Vielleicht wollte der Alte ihn ja nur manipulieren, um herauszubekommen, wo sich die Tür zur Zeit befand.
    »Ich will dir mal etwas zeigen«, sagte Zafon, fast als hätte er Tommasos Gedanken erraten. Er ging zu einer Tür des Raums, bei dem es sich um das Hinterzimmer seines Ladens handelte, öffnete sie und ließ ein Tier herein.
    »FLOHBEUTEL!«, rief Tommaso, als ihn der junge Puma ansprang und ihm mit der rauen Zunge das Gesicht ableckte. Seit einigen Tagen war ihm das Pumajunge überallhin gefolgt: von den Urwäldern der goldenen Stadt El Dorado nach Kilmore Cove und von dort nach Venedig. »Du bist hier!«
    »Er hat auf dich gewartet. Er ist nicht weggelaufen und hat sein Futter nicht angerührt«, erklärte Zafon. »Ich musste meine Katzen im Schlafzimmer einsperren, weil es sonst ständig Streit gegeben hätte.«
    Tommaso begann, mit dem Puma zu spielen. Auf einen Schlag war ihm leichter zumute.
    »Du hast eine sehr enge Beziehung zu Tieren, Junge«, stellte Zafon mit einem gutmütigen Lächeln fest. »Weißt du, dass das eine sehr wertvolle Gabe ist?«
    »Glauben Sie?«
    Der alte Mann nickte. »Tiere wissen instinktiv, welchen Menschen sie vertrauen können …«
    »Das stimmt«, bestätigte Tommaso, während der Puma an seinen Hosensäumen herumkaute.
    Zafon kam näher und streckte dem Puma die Hand entgegen. Sofort leckte das Tier daran. »Du und ich, wir sind uns ähnlich, Junge. Das habe ich begriffen, als ich sah, wie treu dir dieser Puma folgt. Und nicht nur er.«
    »Wie meinen Sie das?« Tommaso verstand nicht, was der Mann ihm sagen wollte. »Folgt mir denn noch jemand?«
    Zafon sah ihm direkt in die Augen. »Ein Affe. Er hockt seit einiger Zeit vorne auf dem Vordach des Ladens. Er beobachtet mich, als würde er auf etwas warten. Oder auf jemanden. Und ich habe keine Ahnung, ob er auf unserer Seite steht oder auf der der Leute, die hinter uns her sind. Weißt du etwas darüber?«
    Tommaso musste sofort an die Affen denken, die ihn vor dem Brandstifter Eco gerettet und ihn zu Peter Dedalus’ mechanischer Gondel geführt hatten – zu der Gondel, mit der er dann nach Kilmore Cove gekommen war.
    »Ich glaube, er ist auf unserer Seite«, murmelte er.
    »Das glaube ich auch«, stimmte ihm Zafon zu. »Das glaube ich auch …«

Kapitel 10
Auf der Flucht vor wilden Tieren
    Die Bewohner von Kilmore Cove liefen an Julia vorbei, ohne Fragen zu stellen.
    Sie betraten die Schule, gingen den Korridor im Erdgeschoss entlang, vorbei am Sekretariat und dem Büro des Direktors, und dann in den Keller.
    Dort stiegen alle eine weitere, gut beleuchtete Treppe hinunter, die in den Schutzraum führte. Neben den Stufen waren in großen Buchstaben Verhaltensregeln auf die Wand aufgemalt.
    Vorsicht auf der Treppe!
    Nur im Notfall nutzen.
    Nicht drängeln!
    Die Leute beklagten sich weder noch protestierten sie. Sie halfen einander und gingen in den Schutzraum, als ob es das Selbstverständlichste sei. Geduldig warteten die Menschen in der Schlange, während ihre Stadt weiterhin beschossen wurde. Nur einige wenige versuchten, eine Diskussion vom Zaun zu brechen. Waren sie dort unten wirklich sicher? Was würde mit ihren Häusern passieren? Meist aber verstummten auch sie, nachdem ein paar weitere Kanonenschüsse zu hören waren oder nachdem ältere Leute sie gebeten hatten, keine Unruhe auszulösen.
    Überhaupt schienen gerade die älteren am besten mit der Situation zurechtzukommen. Sie

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