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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Fußböden ragten.
    Viel mehr fiel ihm dazu nicht ein. Nur: die Metallringe und die Hebel.
    Sie erinnerten ihn an ein altes Karussell.
    Er zog die Spieluhr aus der Tasche, die einmal John Joyce Moore gehört hatte und die er aus dem beschädigten Turmzimmer der Villa Argo mitgenommen hatte, kurz bevor es vom Dach der Villa in den Garten hinuntergestürzt war.
    Vorsichtig öffnete er sie und sah sich die kleinen Gondeln auf dem Spielzeug an. Dann stellte er sich unter die einzige Lampe des Zimmers und studierte das Scharnier, das Basis und Deckel der Spieluhr miteinander verband. Es ließ sich leicht abschrauben und nun hatte Jason die beiden Einzelteile in der Hand.
    Kann es wirklich so einfach sein?, fragte er sich.
    Er steckte eine Hälfte in das achteckige Loch in der Wand. Sie passte perfekt hinein.
    Dann zögerte er. Sollte er das, was er sich überlegt hatte, wirklich ausführen?
    Jason schluckte vor Aufregung. Er hatte in Kilmore Cove gelernt, mit dem Unwahrscheinlichsten zu rechnen.
    Er steckte die Spieluhrhälfte wieder in das achteckige Loch und drückte sie fester hinein. Nichts geschah. Zumindest nicht sofort. Einige Sekunden, nachdem er sie hineingeschoben hatte, begann sich die Spieluhr zu drehen. Einen Bruchteil einer Drehung nach rechts. Dann noch mal. Und wieder. Und ein viertes Mal.
    Die Uhr ließ ihre sanfte Melodie erklingen.
    Rasch verließ Jason das zweite Zimmer und lief ins erste. Er steckte die andere Hälfte der Spieluhr in das achteckige Loch und setzte sich auf den Sitz. Wieder geschah dasselbe. Die Uhr drehte sich wiederholt ein Stück weit. Insgesamt vier Mal. Die Melodie setzte abermals ein.
    »Okay«, murmelte der Junge. Er streckte den Arm nach dem ihm nächsten Hebel aus und ergriff ihn wie einen Schaltknüppel. »Und jetzt?«
    Als sie die Musik zum ersten Mal hörten, hing ihre mechanische Spinne an der Wand des Felsspalts. Peter Dedalus und Rick verstummten und lauschten fasziniert. Der Wind pfiff um die U-Boot-Spinne herum und ließ ihren Metallpanzer erzittern.
    »Was war das?«, fragte der Uhrmacher.
    Rick konnte ihm die Frage nicht beantworten.
    Nachdem sie über das Radio mit Black gesprochen hatten, waren sie im Labyrinth herumgeirrt, bis sie auf die zerstörte Kuppel tief unterhalb von Salton Cliff gestoßen waren. Als er sie wiedererkannte, hatte Peter eine Reihe von Haken und Steigeisen ausfahren lassen, und langsam, aber stetig hangelte sich die Spinne an der steilen Felswand hinauf.
    Von diesem Augenblick an hatte der rothaarige Junge sich verboten, darüber nachzudenken, wo er sich gerade befand und was um ihn herum geschah. Der Gedanke, an einer unendlich hohen Felswand zu hängen, löste bei ihm schlimmste Schwindelgefühle aus.
    Sie stiegen weiter hinauf und auf einmal ertönte wieder die Melodie. Sie klang ein wenig traurig und auch irgendwie metallisch.
    »Woher kommt das bloß?«, fragte Rick.
    »Sag mir, dass ich mir das nur einbilde …«, sagte Peter leise vor sich hin. »Jetzt hört es auf …«
    Doch die Melodie spielte weiter und wurde dabei beinahe unmerklich lauter.
    »Nein!«, stieß der Erfinder hervor. »Nein, verdammt noch mal!«
    Er griff nach den Hebeln, mit denen er die langen Beine seiner Spinne steuerte, und beschleunigte so das Tempo ihres Aufstiegs.
    »Warum hat er das nur getan? Ich hatte ihm doch gesagt, er soll auf mich warten! Er sollte doch nur Zeit schinden! Die Sirenen sind noch nicht bereit! Wir haben sie nie fertiggestellt!«
    »Die Sirenen?«, fragte Rick und wäre beinahe gegen eine Innenwand der mechanischen Spinne gekracht, die sich mittlerweile unregelmäßig hüpfend fortbewegte. »Was sind die Sirenen?«
    Anstatt zu antworten, zeigte Peter auf die Erste-Hilfe-Box, die durch die Kabine rollte. »Schnell!«, sagte er. »Da drin!«
    Rick fing die umherkullernde Box ein und öffnete sie, ohne zu wissen, was er eigentlich herausnehmen sollte.
    »Da müssten Ohrstöpsel aus Wachs drin sein. Sie sind rosa. Siehst du sie?«
    Rick wühlte zwischen Kapseln, Pflastern und Arzneifläschchen herum, bis er sie endlich fand.
    »Schnell, gib mir zwei! Und steck dir auch welche in die Ohren, bevor es zu spät ist!«
    »Zu spät? Wofür?«, fragte Rick extrem beunruhigt. Er befreite die Wachsbällchen aus ihrer Wattehülle und drückte sie, so tief es ging, in seine Gehörgänge.
    Vielleicht beantwortete Peter doch noch seine Frage, aber er konnte es nicht mehr hören. Er wurde weiterhin in der Kabine hin und her geworfen und hoffte inständig,

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