Um die Ecke gekusst

fahren, um den Kater zu holen, der sich von seiner Operation inzwischen erholt haben dürfte. Und auf dem Heimweg werde ich ihm den größten, stinkendsten Fisch kaufen, den man sich nur vorstellen kann – als Dankeschön für die kluge Entscheidung, dieses Gummiband zu fressen.
    John
    >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
    Von: Nadine Wilcock < [email protected] >
    An: Mel Fuller < [email protected] >
    Betreff: Und???
    Was hattest du an? Wo seid ihr am Ende gelandet? Hast du dich gut amüsiert?
    WAS IST PASSIERT ???
    Nad
    >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
    Von: Mel Fuller < [email protected] >
    An: Nadine Wilcock < nadine.wilcock@thenyjournalcom >
    Betreff: Es ist passiert
    >Was hattest du an?<
    Meinen kurzen schwarzen Wickelrock von Calvin Klein, den leichten hellblauen Seidenpulli mit dem V-Ausschnitt und den Dreiviertelärmeln und dazu die blauen Riemchensandalen mit den Sieben-Zentimeter-Absätzen.
    >Wo seid ihr am Ende gelandet?<
    Nirgendwo. Zumindest nicht zum Abendessen.
    >Hast du dich gut amüsiert?<
    JA .
    > WAS IST PASSIERT ?<
    Es ist passiert.
    Okay, gut, nicht richtig, aber fast. Also, pass auf: Ich hatte gerade die letzte Schicht Lippenstift aufgelegt, als es an meiner Wohnungstür klopfte. Als ich aufmachte, stand John davor. Mit Krawatte! Nicht zu fassen. Er sah fantastisch aus – nur leider auch ziemlich besorgt.
    Â»Was ist denn passiert?«, habe ich gefragt.
    Er also: »Es geht um Tweedledum. Etwas stimmt nicht mit ihm. Könntest du mal kurz kommen und ihn dir ansehen?«
    Also bin ich hinübergegangen, und siehe da, Tweedledum, der normalerweise aktivere und anhänglichere von Mrs. Friedlanders beiden Katern, lag unterm Esszimmertisch und sah wie ein kleines Kind aus, das zu viele Süßigkeiten gefuttert hat. Er wollte sich von niemandem hochnehmen lassen und knurrte mich sogar an, als ich es versuchte.
    In diesem Moment fiel mir siedend heiß etwas ein. »O Gott, hast du die Gummis von den Chronicle -Ausgaben abgemacht, als du sie hereingebracht hast?«, fragte ich John.
    Denn diese Typen vom Chronicle nehmen sich ja so wichtig, dass sie ihre Zeitungen mit einem Gummiband versehen ausliefern, weil ihre Leser schlichtweg ausflippen würden, wenn auch nur ein kostbarer Teil fehlte und sie auf ihre Wirtschaftsseiten oder was auch immer verzichten müssten.
    Jedenfalls meinte John: »Nein, wieso? Hätte ich das tun sollen?«
    Und da wurde mir klar, dass ich vergessen hatte, ihm das Wichtigste über die Haustiere seiner Tante zu erzählen: Tweedledum frisst gern Gummibänder. Genau wie sein Bruder Tweedledee früher. Was exakt der Grund dafür ist, dass er nicht mehr unter uns weilt.
    Â»Wir müssen diesen Kater sofort in die Tierklinik bringen!«, rief ich.
    John sah mich völlig entgeistert an. »Du machst Witze, oder?«
    Â»Nein, im Ernst!« Ich holte den Katzenkorb aus dem obersten Fach von Mrs. Friedlanders Wäscheschrank. »Pack ihn in ein Handtuch.«
    Aber John rührte sich nicht vom Fleck. »Du meinst das wirklich ernst.«
    Â»Absolut«, sagte ich. »Wir müssen dafür sorgen, dass dieses Gummiband rauskommt, bevor es irgendetwas verstopft.«
    Ehrlich gesagt habe ich nicht die leiseste Ahnung, ob ein Gummiband etwas verstopfen kann, aber Tweedledums glasige Augen verrieten mir, dass er echt krank war.
    Also holte John ein Handtuch, in das wir Tweedledum einwickelten (eine Aktion, die John mehrere üble Kratzer einbrachte), ehe wir mit ihm in die Tierklinik fuhren. Dorthin hat Mrs. Friedlander auch Tweedledee gebracht, nachdem er das Gummiband vom Chronicle verschluckt hatte. Das weiß ich deshalb, weil sie die Trauernden nach seinem Ableben um eine Spende für die Klinik anstelle von Blumen gebeten hat.
    Sie nahmen uns den armen Tweedledum sofort ab und brachten ihn zum Röntgen, während uns nichts anderes übrig blieb, als zu warten und zu beten.
    Was ziemlich schwierig war, weil ich nur darüber nachdenken konnte, wie sehr ich den Chronicle hasse und dass nur wegen dieser dämlichen Zeitung mein tolles Date den Bach runtergeht. Zumindest glaube ich, dass es ein Date geworden wäre. Egal was wir tun, ständig kommen uns diese Typen vom Chronicle zuvor und werden mit einer Weihnachtsfeier im Water Club belohnt, wäh rend wir uns im Bowlmore Lanes zu Tode langweilen müssen. Eine Kegelbahn – also bitte!