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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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keiner mehr auf.«
    »Des kann manchmol ganz schnell gehe. Jede Sau, wo in de Schlachthof kommt, weiß, dass sie sterbe muss. Die riecht des schon, wenn sie vom Hof in de Laschtwage muss. Nur mir Mensche, mir glaube, dass mir ewig lebe. Mir denke gar nit dran, wie schnell es gehe kann. De Ginter hätt’s aber wisse müsse. Wer jede Tag de Todesschrei hört, wenn es au von einer Sau isch, der isch sich des Todes bewusst.«
    »Und weil Sie Ginter daran erinnern wollten, haben Sie ihm den Bolzen ins Hirn gedrückt?«
    »Blödsinn. Wie gesagt, ich stech Säu. Ich schieß nit mit dem Bolze. Zeit hab ich au keine ghabt, ich hab gschafft. Und ich hab kei Ärger ghabt mitm Ginter. Also au kein Grund. War’s des?«
    »Wie steht es mit Gotthard? Der hätte Zeit gehabt, oder?«
    Spiegelhalter lachte. »Den trifft’s doch am härteschte, dass de Ginter tot isch.«
    »Warum?«
    »Weil er jetzt nimmer in de Genuss kommt, auf seine alte Tage Schlachthofbesitzer zu werde.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Britta Vogt isch die Tochter von Gotthard Vogt. Und de Ginter wollt sich scheide lasse und Britta heirate. Jedenfalls hat des de Gotthard verzählt.«
    »Und wie schätzen Sie das ein? Hätte Ginter das getan?«
    Spiegelhalter zuckte mit den Schultern. »Scheidung koschtet Geld. Alimente aber au. Britta isch schwanger. Alles eine Rechenfrage. Und rechne hat er könne, de Ginter.«
    »Anscheinend hat er sich jetzt aber bei irgendjemandem verrechnet.« Stark sah Spiegelhalter eindringlich an. Er verzog den Mund und schwieg.
    »Gäbe es etwas Besonderes im Schlachthof, was der Fotograf hätte knipsen können?«, fragte sie und lauerte auf die nächste Grimasse, die Spiegelhalter ziehen würde.
    Er behielt seinen schiefen Mund bei und flatterte Luft durch die Lippen. »Nit dass ich wüsst.«
    »Und weswegen habe Sie ihn dann verprügelt?«
    »Aus Prinzip. Wer schnüffelt, verdient ä Abreibung.« Spiegelhalter beugte sich über den Tisch. »Da gibt es keine Ausnahmen.«
    Er war nah genug an sie herangekommen, dass sie ihm mit der Stirn das Nasenbein hätte brechen können. Sie unterließ es, lehnte sich zurück und drückte die Stopptaste des Rekorders. Das Verhör war beendet.

SIEBEN
    Killian bezahlte das Taxi und stieg in seinen Defender, den er vor dem Schlachthof zurückgelassen hatte. Er wollte den Wagen starten, da sah er Britta Vogt heftig gestikulierend hinter dem Fenster ihres Büros. Killian hatte nur kurz mit ihr zu tun gehabt, als er den Personalbogen ausgefüllt hatte. Er kurbelte das Fahrerfenster runter und versuchte zu erkennen, mit wem Vogt da so heftig diskutierte. Der Schlachthof war zu, die Sau geschlachtet.
    Jetzt drehte sich Vogt vom Fenster weg und gab den Blick auf die andere Person frei. Gotthard war es nicht, der sie zu beruhigen versuchte. Der Mann war größer und kräftiger, er überragte sie um zwei Köpfe.
    Mit der kleinen Kamera konnte Killian nicht so gut zoomen. Er öffnete das Handschuhfach und zog die digitale Nikon heraus, die er gerne für Schnellschüsse verwendete.
    Er setzte die Kamera an und holte Vogt und den Fremden heran. Er kannte den Mann nicht. Auf dem Schlachthof hatte er ihn jedenfalls noch nicht gesehen. Killian schätzte ihn auf Anfang dreißig. Volles braunes Haar, durch das er sich nervös mit der Hand strich. Vogt schüttelte den Kopf, drehte sich von ihm weg. Er rückte an sie ran, nahm sie von hinten an den Schultern. Killian schoss Fotos. Vogt drehte sich zu dem Fremden um und drückte sich weinend an dessen Brust. Er strich ihr durchs Haar. Wieder surrte Killians Auslöser.
    Wer war dieser Mann? Was hatte er hier zu suchen? Wieso weinte sich Britta Vogt bei ihm aus? Und wo war Erdogan? Er glaubte nicht, dass Erdogan etwas mit dem Mord an Ginter zu tun hatte. Jedenfalls nicht direkt. Er wäre zu blöde, wenn er ausgerechnet auf die Art, mit der er täglich vierhundert Rinder tötete, den eigenen Chef ermordete. Aber er war geflohen. Warum? War die Flucht als Schuldbekenntnis zu werten? Belledin würde es aus Bequemlichkeit tun, in der Hoffnung, Erdogan auch den ersten Mord anzuhängen. Den hätte er begehen können. Und den Mord an Ginter? Killian hatte Erdogan am Schussapparat gesehen. Aber Gotthard hätte ihn kurz ablösen können. Killian selbst war mit den Konfiskaten beschäftigt gewesen; er hätte nicht schwören können, dass Erdogan die ganze Zeit nur Rinder geschossen hatte. Er konnte es also gewesen sein. Aber auch Gotthard. Der hatte Gelegenheit, unbemerkt in

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