Um die Wurst (German Edition)
Ginters Büro zu gelangen. Und Gotthard war es auch gewesen, der ihm zusammen mit Spiegelhalter aufgelauert und niedergeschlagen hatte.
Zu gerne hätte er jetzt Gotthard gestellt und ihn persönlich gefragt. Aber er war nicht da, Erdogan auch nicht; dafür der Fremde, der die hysterische Vogt zu beruhigen versuchte. Worum ging es? Wusste er etwas, womit er Vogt unter Druck setzte? Wer war er?
Jetzt drückte sie sich von ihm ab und schrie wild gestikulierend. Killian fing die Dramatik ein. Mehr konnte er erst einmal nicht tun. Wenn er nicht so lädiert wäre, würde er sich vielleicht heranschleichen, um etwas von dem Gespräch zu erlauschen. Aber Schädel und Unterleib schmerzten zu sehr, als dass er es wagen wollte. Wozu auch? Um Belledins Job zu machen? Es reichte schon, dass er sich für Moshe jahrelang den Arsch aufgerissen hatte. Moshe zahlte immerhin gut. Belledin wollte alles gratis und fühlte sich gleichzeitig gestört, wenn man sich einmischte. Sollte er sich doch von Spiegelhalter und Gotthard vermöbeln lassen. Und für Bärbel hatte Killian alles getan, was er tun konnte. Er hatte Fotos geschossen und dafür eine mächtige Abreibung kassiert. Aber vielleicht war es gerade das, was ihn antrieb, weiterzuschnüffeln. Er ließ sich nicht gerne wie einen Köter treten. Er hatte schon immer zurückgebissen, sich nichts gefallen lassen. Schon gar nicht von denen, die meinten, dass sie stärker wären. Mit Gotthard und Spiegelhalter hatte er eine Rechnung offen. Und die wollte beglichen werden.
Aber morgen war auch noch ein Tag. Er würde ihnen an den Fersen bleiben, und er würde gewappnet sein.
Killian legte die Kamera beiseite und wollte den Wagen starten, da wurde ihm vom Rücksitz etwas Metallenes an die Kehle gedrückt.
»Beide Kameras«, sagte das Gesicht, das Killian im Rückspiegel erkannte. Er grapschte nach der Nikon und reichte sie nach hinten. Gotthard nahm sie mit der freien Hand entgegen.
»Die andere auch«, forderte er.
Killian kramte in seiner Jacke und zog die Minikamera hervor. Gotthard nahm sie und verstaute sie in seinem Kittel.
»Ich sollt dich grad absteche wie ä Sau, weisch des?«
Killian sagte nichts. Er wagte es noch nicht einmal, zu schlucken, weil er fürchtete, dass sein Kehlkopf dann an der scharfen Klinge rieb und sie zum Schnitt provozierte.
Gotthard dachte nicht daran, das Messer von seinem Hals zu nehmen. Er wollte ihm aber wohl auch nicht die Kehle aufschlitzen, sonst hätte er es schon getan. Er schien zu warten. Worauf?
Killian kiebitzte zum Bürofenster. Vogt und der Fremde waren nicht mehr zu sehen.
Ein Auto bremste neben dem Defender. Killian wollte den Kopf drehen, aber der Druck der Klinge hinderte ihn daran.
»Ganz ruhig«, sagte Gotthard.
Killian gehorchte und wandte seinen Kopf wieder nach rechts. Gotthard rutschte mit dem Messer ein Stück unter den Kehlkopf und ritzte seinen Hals.
»Als Erinnerung.«
Dann löste er die Klinge, schlüpfte aus dem Defender und stieg in den wartenden Wagen, der sofort davonfuhr. Es war ein roter Toyota Cruiser mit getönten Scheiben.
» TÜ - MM -209«, murmelte Killian und kramte in seiner Jacke nach einem Stift. Er kritzelte das Kennzeichen auf den Daumenballen der linken Hand und startete den Wagen. Dann fuhr er langsam am Büro vorbei, reckte den eben geretteten Hals und versuchte zu erkennen, ob sich noch jemand im Büro befand. Es war leer. Vogt und der Fremde waren verschwunden.
*
Bärbel wartete nervös vor Killians Atelier. Der Tod von Ginter irritierte sie. Ginter war eindeutig von der Gegenseite gewesen. Dass er nun ebenfalls ermordet worden war, passte nicht in ihre Verschwörungstheorie.
Killian hatte ihr am Telefon nicht mehr erzählen wollen. Man hatte ihm schon immer alles aus der Nase ziehen müssen, weil er glaubte, die Dinge seien offensichtlich, wieso sie dann noch benennen?
Bärbel machte diese Verschwiegenheit der badischen Männer verrückt. Sie hatte darin schon immer nur eine Masche gesehen, den Kopf in den Sand zu stecken. Anstatt sich politisch zu engagieren, lehnten sie sich zurück und nickten wissend, während Frauen wie sie sich aufrieben.
Der Defender kroch über die Bruckmühlenstraße aufs Atelier zu. Killian parkte den Wagen, stieg aus und lächelte zum Gruß. Dann ging er die Stufen zum Atelier hoch. Bärbel folgte ihm. Sie glaubte zu sehen, dass er leicht humpelte.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Alles klar.« Er schloss die Ateliertür auf.
Bärbel folgte ihm ins
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