Um die Wurst (German Edition)
aufgefunden. Er hatte Selbstmord begangen, hieß es.
Aber diesmal hatte er seine Finger in keinem globalen politischen Spielchen. Er war nur Bärbel zuliebe in den Schlachthof gegangen. Er hatte Fotos gemacht und ihr ausgehändigt. Hätten ihn Gotthard und Spiegelhalter nicht zusammengeschlagen, er hätte überhaupt keinen Ehrgeiz, mehr über die Angelegenheit zu erfahren. Und nun war Bärbel auch noch mit dieser CD gekommen.
»Ich habe Popescu nicht vergessen«, sagte Killian. »Aber Popescu war eine andere Dimension. Hier gibt es keine Hinweise auf internationale Verflechtungen.«
»Es reicht mir schon überregionales Interesse!«
Killian strich sich genervt mit der Hand über den kurz getrimmten Schädel. »Wenn ich auf deine Tafel sehe, entdecke ich nichts, was darauf schließen ließe. Der einzige überregionale Hinweis kommt aus Frankfurt und Heppenheim.«
»Was?« Belledin blickte irritiert zwischen Killian und der Magnettafel hin und her. »Wieso?«
»Schwarz war mal Hooligan der Eintracht und Lehrer in Heppenheim. Hessen. Steht hier«, sagte Killian. »Also, was ist jetzt mit der CD ? Wenn sie dich nicht interessiert, nehme ich sie wieder mit.«
»Die bleibt hier! Und du lässt ab jetzt deine Finger aus dem Fall. Wenn Bärbel etwas weiß, dann soll sie sich gefälligst direkt an mich wenden. Haben wir uns verstanden?«
Killian nickte. »Ist mir recht. Dann habe ich mehr Zeit für meinen eigentlichen Beruf. Übrigens mach ich gerade eine Fotoserie über badische Gärten. Hat nicht deine Frau einen grünen Daumen? Wäre fein, wenn ich mich diesbezüglich mal bei ihr melden dürfte.«
»Ich warne dich. Wenn du auch nur ein Foto von meinem Eigenheim machst, krieg ich dich wegen Hausfriedensbruch!«
»Und wenn ich von Biggi bereits die Erlaubnis habe?«, fragte Killian und sah Belledin spitzbübisch an.
»Siehst du, man kann sich auf dich nicht verlassen!«, brauste Belledin auf, dann übte er sich wieder an seinem Röntgenblick. »Hast du dir tatsächlich schon die Erlaubnis von Biggi geholt?«
Killian hätte beinahe laut losgelacht. Er hätte jetzt gelogen und Ja gesagt, nur um Belledin zu ärgern. Aber der kleine Schwindel blieb in der Schwebe, weil Stark in der Tür erschien.
»Ah, Frau Kollegin«, wandte sich Belledin ihr zu. »Haben Sie den Fall gelöst, oder kriegen wir Nachschub von der nächsten Sondereinheit?«
Er war sichtlich in Fahrt. Als Gockel war er nun doppelt gefordert. Killian war männliche Konkurrenz, Stark ein Typ Frau, bei dem man den Eindruck hatte, sich ständig wehren zu müssen, damit sie einen mit ihrer Schnoddrigkeit nicht überrollte. Da half nur blitzschnelles Austeilen.
»Ich kenne keine Sondereinheiten. Ich habe nur eine Information, die unseren Fall betrifft.«
Belledin fuhr seine Hitze runter. »Schießen Sie los.«
»Daniela Koch, die Frau des Tierschützers und Lehrers Holger Koch, hat versucht, sich in der Badewanne das Leben zu nehmen. Während ich im Haus war.«
»Was? Wie geht denn so was?«
»Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt, dann ist sie ins Haus, um einen Aschenbecher zu holen, und kam nicht wieder. Als ich nach ihr geschaut habe, lag sie mit einer Überdosis Schlaftabletten und aufgeschlitzten Pulsadern in der Wanne.«
»Was haben Sie sie gefragt?«
»Nichts. Ich wollte ihren Mann sprechen, das war alles. Ich kam gar nicht dazu, meine Fragen zu stellen.«
»Meinen Sie, sie hatte Angst vor diesen kommenden Fragen?«, fragte Belledin.
Stark zuckte mit den Schultern.
Belledin ärgerte sich. »Sie kann der Schlüssel zu dem Ganzen sein. Sie war auch in Schwarz’ Wohnung, als ich dort niedergeschlagen wurde. Und Sie bringen sie fast um! Sie sind ein Trampel, Stark. Feingefühl, das geht Ihnen wohl völlig ab. Ist sie vernehmungsfähig?«
»Noch nicht. Sie haben ihr den Magen ausgepumpt, sie schläft aber noch.«
»Dann sollten wir uns ihrem Mann widmen. Haben Sie ihn verhört? Was sagt er zu der Angelegenheit?«
Stark senkte den Blick.
»Nun?«
»Ich habe ihn nicht verhört. Ich fand es nicht den richtigen Zeitpunkt. Die Kinder waren auch noch da. So ein Trampel wollte ich dann doch nicht sein.«
»Natürlich. Schneller eine Ausrede als eine Maus ein Loch! Sie bringen mich zur Weißglut. Wie soll da einer wissen, woran er mit Ihnen ist. Sie springen wie Quecksilber. Mal agieren Sie wie eine Anfängerin, dann brillieren Sie in Nikita-Manier und prahlen mit Querverbindungen.«
»Querverbindungen?«
»Querverbindungen. Leute wie Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher