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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Bänken verewigt. Man hatte sie entsorgt. Der Saal strahlte weiß. Selbst die Bleichenwangs gewannen darin Farbe.
    Sie sahen irritiert von den Heften auf, als Belledin den Saal betrat. Wortlos starrte er auf die große Tafel, die das Periodensystem abbildete. Kalter Schweiß brach auf seine Stirn. Zwei verschlafene Schüler, denen der Kopf vom Formelquark zu dampfen schien, blickten fragend zu den Köhler-Brüdern. Zwei Mädchen hatten Belledin noch gar nicht bemerkt, so sehr hielt sie das Thema wohl gefangen.
    »Kann ich mit euch beiden kurz allein reden?«, fragte Belledin.
    Die Brüder sahen sich an. Der Kleinere von beiden nickte, der andere wandte sich zu den vier Nachhilfeschülern. »Wir machen fünf Minuten Pause.« Die vier drückten sich aus den Bänken und verschwanden.
    »Was für eine Aktion plant ihr?«, fragte Belledin.
    Die beiden sahen sich an und stellten sich dumm.
    »Euer Vater sagte, dass ihr eine Aktion plant, die den Lobbyisten zeigen soll, was Sache ist.«
    Der Größere lachte. »Unser Vater erzählt viel. Seitdem er in Pension ist, ist er dankbar für jeden Zuhörer, der ihm seine Geschichten abkauft.«
    »Das klingt nicht sehr respektvoll.«
    »Er ist ein Spinner«, sagte der Kleinere.
    »Durch ihn haben wir alles verloren.«
    »Auch den Respekt vor ihm.«
    »Warum lebt ihr dann nicht bei eurer Mutter?«
    Sie sahen sich an. »Weil sie tot ist.«
    »Oh, das tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Belledin blickte kurz betreten zu Boden. Aber für Pietät war jetzt keine Zeit. »Und Schwarz? Was war Schwarz für euch?«, fragte er weiter.
    »Feiner Kerl. Obwohl er kein Chemiker war, hatte er Ahnung davon.«
    »Hat er euch zu Gewaltaktionen angestachelt?«
    »Nein. Nicht wirklich«, sagte der Kleinere und sah an Belledin vorbei.
    »Was heißt das?«
    »Er hat gesagt, man müsste mal was Zwingendes tun, was die Leute aufrüttelt.«
    »Und ihr seid dann losgezogen und habt die Fensterscheiben der Metzgereien eingeworfen.«
    »Es war vor allem Joe. Der sprang sofort darauf an. Am liebsten hätte er mehr gemacht.«
    »Was heißt mehr?«
    »Die Läden in die Luft gejagt.«
    »Und wo ist Joe jetzt?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hängt er irgendwo ab. Seitdem er sich seine Entschuldigungen selbst schreiben kann, sieht man ihn nicht mehr so oft in der Schule.«
    »Wo wohnt er, und wie heißt er mit Nachnamen?«
    »In Achkarren, heißen tut er Engist.«
    »Falls ihr ihn vor mir seht, sagt ihm, dass er keine Dummheiten machen soll.«
    »Er wird sich Ihren Rat sicher zu Herzen nehmen«, sagte der Größere, und das zynische Lächeln erinnerte Belledin stark an das von Köhler senior.
    »Und euch nehme ich mir zur Brust, falls ihr mich linken wollt. Sollte irgendetwas in Richtung Metzgereien geschehen, seid ihr dran, das verspreche ich euch.«
    Sie schwiegen. Belledin sah auf die Schultafel, auf der sich chemische Formeln wie Efeu rankten. Bilder stiegen in ihm auf, wie er mit der Axt unter dem Motto der Abi-Feier die alte Tafel zertrümmerte. Er konnte die Jungen verstehen. Irgendwo musste der Lebensfrust sich Bahn brechen. Aber er durfte es nicht zulassen.

ZEHN
    Bärbel wollte gerade gehen, als sie das Knattern von Killians Defender am Ende der Bruckmühlenstraße hörte.
    »Tut mir leid«, sagte Killian, als er aus dem Wagen sprang und die Treppen zum Atelier hinaufstieg. »Aber jemand wollte mich wieder zu Wurst verarbeiten.«
    Er öffnete die Schiebetür, ging hinein und knipste das Licht an. Bärbel folgte ihm.
    »Ist aber nichts passiert. Ich bin in Ordnung. Glas Wein?«
    Bärbel nickte.
    Killian verschwand in der kleinen Küche und kehrte kurz darauf mit einer angebrochenen Flasche Müller-Thurgau und zwei Gläsern zurück.
    »Und? Was ist auf der CD ?«, fragte Bärbel.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie Belledin gegeben.«
    »Was? Wieso das denn?«
    »Weil er der Polizist ist. Und wenn Hinweise zum Mord an Schwarz darauf sind, wird er am meisten damit anfangen können.«
    »Mist. Ich traue Belledin einfach nicht. Er ist Fleischfresser und hält Vegetarier für Spinner.«
    »Deswegen wird er trotzdem den Mörder finden wollen.«
    Killian stieß mit seinem Glas gegen Bärbels und prostete ihr beiläufig zu. Er nahm einen Schluck, hielt ihn kurz im Mund und trank. »Der ist gut. Einfach gut. Könnte das Leben nicht genauso sein wie ein schlichter Müller?«
    Bärbel nippte und verzog das Gesicht. »Ist mir zu sauer.« Kein Wein der Welt hätte ihr jetzt geschmeckt. »Und jetzt erzähl. Was ist

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