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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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abgekommen und gegen einen Nussbaum gekracht. Er war sofort hingefahren. Den Fahrer hatten sie hinter dem Steuer herausschweißen müssen. Belledin hatte das Gesicht nur einmal gesehen, aber sofort wiedererkannt: Benedikt Ginter.
    Killian hatte von zwei Angreifern gesprochen, aber außer Ginter war niemand im Wagen gewesen. Dafür hatte Spitznagel Spuren gefunden, die vom Wagen zur Landstraße führten.
    Spitznagel war einfach die Beste. Sie war es auch gewesen, die Killians Fotoapparat in dem Wagen gefunden hatte.
    Dreimal hatte sich Belledin bereits durch die Fotos geklickt, die Killian vom Schlachthof geschossen hatte. Beim ersten Mal hatte er die Schlachterei noch abstoßend gefunden, allmählich gewöhnte er sich jedoch daran. Man konnte sich an alles gewöhnen. Bei seiner ersten Leiche hatte er sich auch noch übergeben. Eine Prostituierte, der ihr Zuhälter die Kehle aufgeschlitzt hatte. Aus giftgrünen Augen hatte sie ihn angestarrt. Über Jahre hatte ihn dieses grelle Grün verfolgt. Und auch jetzt sah er sie wieder. Die toten Augen von Lilly Krämer. So hieß sie. Manche Namen vergaß man nie. Die erste Liebe und die erste Tote, die musste man sich merken. Die toten Schweine und Rinder hatten keine Namen. Es waren Tiere. Und Tiere tötete der Mensch, damit er überleben konnte. Aber tötete er nicht auch Menschen aus demselben Grund? Den Tätern ging es immer ums eigene Überleben. Das rechtfertigte ihre Tat. Belledin wollte das nicht gelten lassen. Nicht bei Menschen. Bei Tieren schon.
    Er sah auf das Foto, das ihn an Lilly Krämer erinnerte. Eine Kuh, die ihn direkt anstarrte. Sie hatte dunkle Augen, aber sie waren ebenso rund und vorwurfsvoll wie die von Lilly.
    So kam er nicht weiter. Er nahm die Kamera vom Tisch und verließ das Büro. Im Revier war es leer, er war wieder mal der Letzte. Das machte ihm nichts aus, er arbeitete gerne in Ruhe. Jetzt wollte er aber Gesellschaft. Er hoffte, dass Wagner noch im Archiv war.
    Er klopfte nicht an. Wagner zuckte zusammen, als er ihn im Türrahmen sah. In der Rechten ein Glas, in der Linken die Schnapsflasche. Er bemühte sich erst gar nicht, den Alkohol zu verstecken. Zuckte nur mit den Schultern.
    »Schenkst du mir auch einen ein?«, fragte Belledin.
    »Hab nur ein Glas. Auf Gäste bin ich nicht eingestellt.«
    »Ich trink auch aus der Flasche.«
    »So schlimm?«
    Belledin nickte wortlos.
    Wagner reichte ihm die Flasche. Sie prosteten sich zu und kippten einen Schluck. Belledin goss Wagner nach. Sie wiederholten die Prozedur.
    »Seit wann bist du wieder dabei?«, fragte Belledin.
    »Drei Wochen.«
    »Scheiße. Oder?«
    »Wie man’s nimmt. Tut auch ganz gut.«
    »Selbst gebrannt?«
    Wagner lächelte stolz. »Hält im Abgang lange an.«
    Belledin nahm einen Schluck und kostete nach. »Sauber.«
    Er füllte Wagners Glas und leerte die Flasche.
    »Ich hab noch eine«, sagte Wagner.
    »Reicht. Ich muss noch was tun. Du auch.«
    »Ich geh nicht mehr raus. Das kannst du vergessen. Da draußen verreck ich.«
    »Und hier unten?«
    »Sieht’s keiner.« Er spülte den Lacher mit Schnaps die Kehle hinab.
    »Ich habe hier Fotos, die Killian auf dem Schlachthof geschossen hat. Spiegelhalter, Vogt und Ginter junior sind ihm deswegen an den Kragen. Und jetzt ist Ginter tot. Ich bringe es nicht zusammen. Vielleicht entdeckst du etwas, was uns weiterbringt. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    »Und ich sehe schon doppelt.« Wagner gefiel sich in seinem Selbstwitz.
    »Machst du jetzt auf Dean Martin?«
    »Eher auf Harald Juhnke.«
    »Barfuß oder Lackschuh?«
    »Birkenstock statt Gummistiefel.«
    »Guck dir die Fotos mal an.« Er streckte Wagner den Fotoapparat entgegen. Der griff danach, bekam ihn aber nicht richtig zu fassen. Die Kamera glitt ihm aus den Fingern, schlug auf die Kante des Schreibtischs und schepperte dann auf den Steinboden. Belledin bückte sich und hob das Gerät auf. Das Display war hin. Er fingerte die Speicherkarte aus dem Schlitz und reichte sie Wagner. »Bis morgen.«
    »Ich dachte, wir gucken zusammen?«
    »Möchte noch jemand anders auf die Nerven gehen. So spät ist es noch nicht.« Belledin ging zur Tür.
    Wagner schob die Speicherkarte in seinen Laptop und gesellte die leere Flasche zu einigen anderen, die in einer Plastiktüte lagen.
    Belledin drehte sich noch einmal zu ihm um. »Und schick Killian die Fotos durchs Netz. Vielleicht entdeckt er etwas.«
    »Und was ist mit der kaputten Kamera?«
    »Bestimmt versichert.«
    *
    Earl Hines drehte sich

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