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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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schwitzend einen Eimer mit einem großen Felsblock hoch. »Wir sind fast zwanzig Meter tief. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Shaw duckte sich, als eine Kugel von dem Felsblock in Caldweilers Händen abprallte und ihm den linken Stiefelabsatz abschlug. »Gehen Sie lieber in Deckung, bis ich Sie rufe«, sagte Caldweiler so ungerührt, als spräche er vom Wetter.
    Shaw hockte sich in eine kleine Erdvertiefung neben Burton-Angus, der sich köstlich zu amüsieren schien, als er das Feuer aus den umliegenden Wäldern erwiderte.
    »Schon was getroffen?« fragte Shaw.
    »Die verdammten Kerle zeigen sich nie«, sagte Burton-Angus.
    »Das haben sie in Vietnam gelernt.«
    Er richtete sich auf den Knien auf und feuerte eine lange Salve in ein dichtes Buschwerk. Zur Antwort schlug ein Kugelregen in den Boden um ihn herum ein. Plötzlich zuckte er zusammen und fiel dann lautlos nieder.
    Shaw beugte sich über ihn. Das Blut rann Burton-Angus aus drei Einschußlöchern in der Brust. Er blickte Shaw an, seine braunen Augen wurden trübe, das Gesicht bleich.»Nicht zu fassen«, röchelte er. »Auf amerikanischem Boden erschossen.
    Wer hätte das geglaubt…«
    Seine Augen wurden starr, und er war tot.
    Sergeant Bentley kroch durch die Büsche, sah es mit steinernem Gesicht. »Zu viele gute Leute sterben heute«, sagte er langsam. Dann blickte er vorsichtig über den Rand der Erdvertiefung. Die Schüsse, die Burton-Angus getötet hatten, kamen seiner Schätzung nach von einer Erhöhung. Dann sah er, wie sich dort oben in den Blättern etwas bewegte. Er stellte sein Gewehr auf Selbstladung ein, zielte und gab sechs Schüsse ab.
    Mit grimmiger Befriedigung beobachtete er, wie ein Körper sich langsam aus dem Baum löste und auf den feuchten Boden fiel.
    Korporal Richard Villapa sollte nie wieder ein Reh in seinen heimatlichen Wäldern anschleichen.
81
    Kurz nachdem die Schießerei ausgebrochen war, forderte Admiral Sandecker mit einem Notfunkruf Ärzte und Krankenwagen aus dem nächsten Krankenhaus an. Er brauchte nicht lange zu warten. Bald hörte man die Sirenen aus der Ferne, und die ersten Leichtverletzten begannen sich am Hügelhang zu versammeln.
    Heidi hinkte von Mann zu Mann, leistete Erste Hilfe, fand tröstende Worte, während sie mit ihren Tränen kämpfte. Das Schlimmste war, daß sie so furchtbar jung waren. Keiner von ihnen schien älter als zwanzig zu sein. Ihre Gesichter waren bleich von dem Schock. Sie hätten nie erwartet, in der Heimat zu bluten oder gar zu sterben und gegen einen Feind zu kämpfen, den sie nicht kannten.
    Sie blickte auf, als Riley von zwei Leuten des Taucherteams aus dem Fluchtschacht geführt wurde. Sein Gesicht war voller Blut. Angst und Übelkeit stiegen in ihr auf, als sie keine Spur von Pitt sah.
    Du lieber Gott
, schoß es ihr durch den Kopf,
er ist tot
.
    Sandecker und Giordino hatten es auch gesehen und eilten herbei.
    »Wo ist Pitt?« fragte Sandecker.
    »Immer noch irgendwo da unten«, stammelte Riley. »Er weigerte sich, umzukehren. Ich habe es versucht, Herr Admiral, Ehrenwort, ich habe versucht, es ihm auszureden, aber er wollte nicht hören.«
    »Ich habe nichts anderes von ihm erwartet«, sagte Sandecker tonlos.
    »Pitt ist kein Mann, der einfach stirbt.« Giordino sagte es mit Entschlossenheit.
    »Ich sollte Ihnen etwas von ihm ausrichten, Admiral.«
    »Was?«
    »Er sagte, er wolle seinen Zug nicht verpassen.«
    »Vielleicht ist er in den Hauptteil des Steinbruchs gelangt.«
    Giordinos Stimme klang plötzlich wieder hoffnungsvoll.
    »Ausgeschlossen«, sagte Riley und machte allen Optimismus zunichte. »Die Luft muß ihm inzwischen ausgegangen sein. Er ist bestimmt ertrunken.«
    Der Tod in der unterweltlichen Finsternis einer Höhle ist etwas Unvorstellbares. Die Idee ist zu fremd, zu schrecklich, als daß man sich eine Vorstellung davon machen könnte. Man weiß, daß manche verzweifelte Taucher sich die Finger bis auf die Knochen zerschunden haben, indem sie versuchten, sich einen Weg durch Felsgestein zu bahnen. Andere gaben es einfach auf, glaubten, in den Mutterleib zurückgekehrt zu sein.
    Aber der Tod war das letzte, woran Pitt dachte. Er konzentrierte sich darauf, mit seiner Luft zu sparen und gegen Orientierungsverlust, das allgegenwärtige Gespenst der Grottentaucher, anzukämpfen.
    Die Nadel auf seinem Druckmesser zitterte über dem letzten Strich vor dem Nullpunkt.
    Wieviel Zeit blieb ihm noch? Eine Minute, zwei oder vielleicht drei Minuten, bevor ihm die Luft

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