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Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod

Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod

Titel: Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ortwin;Höhn Ennigkeit
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finden. »Halte durch, bitte, halte durch!«
    Währenddessen fuhr der Geldabholer ohne erkennbares Ziel in der Gegend herum, als wollte er mögliche Verfolger in die Irre führen. In Frankfurt angekommen, hielt er an einer Bank in der Schweizer Straße und zahlte ein paar Hundert Euro in den Bankautomaten ein, die versteckte Überwachungskamera filmte ihn dabei. Der Name des Autohalters war Magnus Gäfgen, 27 Jahre alt, Jurastudent im 13. Semester, ehemaliger ehrenamtlicher Mitarbeiter der katholischen Kirche, nicht vorbestraft, aber bereits früher polizeilich in Erscheinung getreten: Er hatte im April 2001 einem Tankstellenpächter damit gedroht, ihm am nächsten Tag die Tankstelle abzufackeln, weil der sich geweigert hatte, dem bereits stark angetrunkenen Gäfgen Alkoholika zu verkaufen. Der Pächter hatte Gäfgen daraufhin angezeigt, und die Staatsanwaltschaft sah mit Verfügung vom 5. April 2001 gemäß § 153a Abs. 1 Strafprozessordnung von der Erhebung der öffentlichen Anklage ab, nachdem Gäfgen eine Geldbuße in Höhe von 500 Euro bezahlt hatte.
    Familie von Metzler wurde sofort nach der Geldübergabe über Magnus Gäfgen als Abholer des Lösegeldes in Kenntnis gesetzt. Magnus war ein weitläufiger Bekannter der Metzlerkinder, Jakob kannte also wenigstens einen seiner Entführer. Als Elena von Metzler im Telefongespräch mit ihrer Freundin ihren Verdacht gegen »Maggi« äußerte, hatte sie Recht gehabt. Sollte Gäfgen der einzige Entführer sein, bestand jedoch die Hoffnung, dass er – wie er im Erpresserbrief geschrieben hatte – auch seine Flucht vorbereitet hatte, und dass er vor seinem Abflug den Aufenthaltsort des entführten Kindes mitteilen würde. Vielleicht besaß er einen gefälschten Ausweis und hatte ein Zielland ausgewählt, von dem er glaubte, dieses würde ihn nicht an die Bundesrepublik ausliefern. Deshalb wurden alle Vorkehrungen getroffen, eine unkontrollierte Flucht zu verhindern und – notfalls im letzten Augenblick – zuzugreifen. Aber Gäfgen ließ keine Fluchtpläne erkennen, auf seinen Namen war am Frankfurter Flughafen kein Flug gebucht. Er fuhr einfach nur zu seiner Wohnung.
    Dort warteten Beamte in Zivil in ihren Autos. Gegen 2.00 Uhr morgens kam Gäfgen an, öffnete die Tür des Mietshauses und ging in seine Wohnung. Da er nicht geflohen war, musste Jakob so schnell wie möglich gefunden werden. Gäfgen würde das Risiko, von Jakob erkannt worden zu sein und ihn trotzdem freizulassen, nicht eingehen.
    Alle bekannten Telefone Magnus Gäfgens wurden zu diesem Zeitpunkt schon abgehört, er konnte keinen Schritt machen, ohne beobachtet zu werden. Ob er wollte oder nicht, er würde die Polizei zu Jakobs Versteck führen.
    Es bestand die große Gefahr, dass Gäfgen Jakob jetzt töten könnte, um seinen einzigen Tatzeugen zu eliminieren. Das Geld hatte er. Deshalb hatte Vizepräsident Daschner den sofortigen Zugriff angeordnet, sollte Gäfgen einen Ort aufsuchen, der als Versteck für das entführte Kind in Frage kam.
    Oder Gäfgen hatte Jakob so versteckt, dass sich dieser zum einen nicht selbst befreien und zum anderen nicht gefunden werden konnte. Das Problem der Beseitigung des einzigen Belastungszeugen würde sich dann von selbst erledigen.
    Er habe also zu einem Zeitpunkt, zu dem er die Entführung von Jakob von Metzler zumindest einschließ lich der Möglichkeit seines Todes geplant habe, dessen Schwester gebeten, ihm bei der Auswahl von Tiffanyschmuck für seine Freundin behilflich zu sein?
    »Was meinen Sie damit, dass ich besser die Nähe von ihr hätte meiden sollen?«
    Nach Wiederholung des Vorhalts:
    »Ich verstehe immer noch nicht, was Sie meinen.«
    Nochmalige Wiederholung des Vorhalts.
    »Sie meinen gefühlsmäßig gegenüber der Schwester?«
    Er wisse es nicht, wie es in unserer Fachsprache heiße, aber er nenne es seine Zwiespältigkeit. Er sei ja damals seiner Umgebung gegenüber immer noch der »nette Maggi« gewesen und habe sich auch so gefühlt. Deshalb habe er auch keine Probleme gehabt, mit Elena normal umzugehen.
    So habe er sich auch gerade bewusst vorgenommen gehabt, Elenas Nähe nicht zu meiden, um nicht dadurch später Verdacht auf sich zu lenken.
    (aus dem Vortrag des psychiatrischen Gutachters von Magnus Gäfgen)
    Ich kam am 30. September morgens um 9.00 Uhr in mein Büro. Sofort wurde ich informiert, dass Magnus Gäfgen in diesem Moment mit einem jungen Mädchen seine Wohnung verlassen hätte. Unsere Nachforschungen ergaben, dass es sich um Marianne

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