Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod
Aber letzte Zweifel an seiner Alleintäterschaft waren widerlegt.
Am 2. Oktober 2002 lagen die Obduktionsergebnisse vor. Leider wurde meine Hoffnung enttäuscht. Jakob hatte einen langsamen und grauenvollen Tod erleiden müssen, Gäfgen hatte ihn bis zu zehn Minuten lang gewürgt, geschlagen und erstickt. In der gerichtsmedizinischen Sprache heißt es wie folgt:
Die deutlich ausgeprägten Hirndruckzeichen sowie punktförmige Unterblutungen unter den Überzügen der Wachstumsdrüse, der Lungen und des Herzens sowie flüssiges Blut in den Herzhöhlen und den Gefäßen ergaben, dass der Tod durch Ersticken eingetreten war. Deutliche Einblutungen im Bereich der vorderen Halsmuskeln und des Kehlkopfgerüstes sowie beider Schilddrüsenlappen und zirkulär um die Luftröhre herum deuteten zudem auf ein Würgen oder einen Schlag gegen den Hals hin. Diese Manipulationen am Hals waren für sich bereits lebensgefährlich. Hinweise auf sexuelle Manipulationen am Körper des Jungen fanden sich nicht. Der Sachverständige Professor Dr. Dr. Kauert schloss durch eine Diatomeen-Untersuchung aus, dass der Tod durch Ertrinken im Weiher eingetreten sein könnte.
In beschlagnahmten Mülltonnen wurden Jakobs Kleider und Schulsachen sichergestellt. Die Reifenspuren am Weiher stimmten exakt mit denen von Gäfgens Honda Civic überein. Auf einem der Plastiksäcke, die den Körper Jakobs umhüllt hatten, wurde eine eindeutige Fingerspur Gäfgens festgestellt. Die Beweise seiner Schuld waren erdrückend: Gäfgen hatte das Lösegeld abgeholt, das Geld wurde in seiner Wohnung gefunden, die silberfarbenen Klebebänder aus seiner Wohnung dienten als Fesseln Jakobs, und dort war auch die handgeschriebene Checkliste entdeckt worden. Die Spurensuche wurde abgeschlossen.
Die Bevölkerung nahm großen Anteil, viele trauernde Menschen legten am Anwesen der Familie von Metzler Blumen, Fotos, Abschiedsbriefe sowie Stofftiere ab und zündeten Kerzen an. In der Schule und im Frankfurter Römer wurde jeweils ein Kondolenzbuch ausgelegt, an der Eingangstür der Schule hängten Lehrer und Schüler gemeinsam ein Schild auf: »Wir können es nicht fassen.«
Am 4. Oktober 2002 wurde Gäfgen im Polizeipräsidium Frankfurt in Anwesenheit seines Verteidigers Dr. Endres, mit dem er zuvor ein Gespräch führen konnte, durch Staatsanwalt Koch vernommen. Er machte Angaben zu seiner Person und zur Entsorgung der Beweisstücke. Grundsätzlich sei er auch bereit, »Angaben zu dem Schuldvorwurf des erpresserischen Menschenraubes und der Tötung des Schülers Jakob Gustav Benjamin von Metzler zu machen, jedoch nicht in der heutigen Vernehmung, sondern zu einem späteren Zeitpunkt«.
Im Anschluss an die Vernehmung hatte Gäfgen Gelegenheit zu einem Gespräch mit seiner Mutter. Sie unterhielten sich nicht über verfahrensrelevante Sachverhalte, aber Gäfgen nutzte dieses Zusammentreffen, um seine Herrenarmbanduhr der Marke Breitling mit Stahlarmband gegen die Damenarmbanduhr der Marke TCM seiner Mutter zu tauschen. Bei einer späteren Überprüfung wurde festgestellt, dass er die wertvolle Breitling-Uhr einem Freund gestohlen hatte, wie auch ein Nokia-Handy, das bei ihm zu Hause lag.
Gäfgen bekam von seiner Mutter eine schwarze Nylontasche mit persönlichen Gegenständen für die Untersuchungshaft.
Am selben Tag schilderte Anwalt Endres der Süddeutschen Zeitung sein »außerordentlich unpopuläres Mandat«. »Ich denke, dass er das, was er getan hat, noch gar nicht begriffen hat«, so seine Stellungnahme zu seinem Mandanten.
Am 12. Oktober versicherte Endres der Frankfurter Rundschau , dass sein Mandant in der »kommenden Woche ein ungeschminktes und hundertprozentiges Geständnis ablegen muss, da er für einen Hallodriprozess, der sich nur auf Indizien stützt, nicht zur Verfügung steht«.
In seiner Vernehmung am 14. Oktober 2002 durch Staatsanwalt Koch und im Beisein seines Anwaltes Endres gab Magnus Gäfgen an, wie Jakob zu Tode gekommen war:
Ich bin im Beisein meines Rechtsanwaltes über meine Rechte nach der StPO belehrt worden und bin bereit, Angaben zur Sache zu machen …
Als wir dann zusammen waren, hat sich die Spirale mit dem Geld drastisch gesteigert. Mara [Kosename geändert] liebt einen teuren Lebensstil. Ich wollte sie glücklich machen. Sie hat das nicht verlangt, ist aber davon ausgegangen, dass ich das Geld auch habe. Sie stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen, kannte aber diesen Lebensstandard nicht …
Im Sommer war bereits für mich
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