Um Mitternacht mit dir im Bett
war.
Und sie lag in Michael Wolffs Armen!
Panik überkam sie, denn sie hatte das Halsband noch nicht in den Tresor zurückgelegt. Angespannt horchte sie auf seine gleichmäßigen Atemzüge. Vielleicht hatte sie dazu ja noch eine Chance.
Vorsichtig löste sie sich aus seiner Umarmung und schlüpfte aus dem Bett. Wie hatte sie nur einschlafen können? Sie erinnerte sich noch daran, wie sie darauf gewartet hatte, dass ihm die Augen zufielen. An die Wärme seines Körpers. An ihr seliges Nachbeben. An die traumhafte Vision von mehr Nächten mit ihm.
Doch solche Träume waren Schäume.
Nun glaubte sie sich eher in einem Albtraum. Nein, sie war nicht für eine kriminelle Laufbahn geschaffen. Das hatte die Tatsache, dass sie mit dem größten Feind ihrer Familie im Bett gelandet war, vollends bewiesen.
Aber es war müßig, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Sie musste sich anziehen, das Schmuckstück in den Safe legen und schleunigst verschwinden.
Hastig suchte sie ihre Kleider zusammen, fand jedoch lediglich ihren Slip und BH, die Stiefel und das Cape. Rock, Bluse und Handschuhe mussten noch irgendwo im Bett liegen.
Da sie nicht riskieren wollte, Michael zu wecken, zog sie rasch die Unterwäsche an und schlang sich das zerknitterte Cape um die Schultern. Die Stiefel nahm sie in die Hand. Ihr Abgang musste so still wie möglich vonstatten gehen.
Der Korb stand noch immer unter dem Tresor. Nur gut, dass Michael ihn nicht bemerkt hatte und misstrauisch geworden war. Dann hätte er sie bestimmt verhört, anstatt mit ihr zu schlafen.
Erinnerungen an die Nacht stiegen prompt in ihr auf, färbten ihre Wangen hochrot. Bei Tageslicht besehen, war die Romanze mit Michael Wolff ein unverzeihlicher Fehler.
Sarah schlich zum Safe und schob die Täfelung zur Seite. Bei dem scharrenden Geräusch zuckte sie zusammen. Sie warf einen Blick über die Schulter und stellte keine Bewegung im Bett fest. Hoffentlich hatte Michael einen festen Schlaf.
Fünf, vier. Sarah zwang sich zur Konzentration. Langsam drehte sie die Scheibe und spürte das Einschnappen, als sie die erste Hälfte der Kombination eingab.
Dreizehn. Sie drehte in die Gegenrichtung. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
Sechs, eins. Sie vernahm das ersehnte Klicken. Beinahe geschafft.
Behutsam öffnete sie die schwere Stahltür des Safes, die zum Glück nicht quietschte. Dann bückte sie sich, griff nach dem Schmucketui in ihrem Korb, das sie hoffentlich in ihrem Leben nie wieder sehen würde, und schob es tief ins Fach. Erleichtert stieß sie den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte.
Doch dann ließ Michaels eiskalte Stimme ihr das Blut in den Adern gefrieren. “Was zum Teufel treibst du da?”
4. KAPITEL
Michael traute seinen Augen nicht. Das konnte doch nur ein Traum sein, ein schrecklicher Albtraum. Die Lady in Rot stand da und hatte die Hand in seinem Safe.
Im nächsten Moment sprang er aus dem Bett. Als er sah, wie sie den Blick ihrer schönen grünen Augen senkte, fiel ihm ein, dass er nackt war. Aber er war viel zu wütend, als dass ihm das etwas ausgemacht hätte. “Würdest du bitte meine Frage beantworten?” Er musste sich beherrschen, um sie nicht anzuschreien.
Sie trug noch immer die rote Maske, dazu das rote Cape, allerdings hatte sie die Kapuze nicht aufgesetzt. Das Haar fiel ihr zerzaust und in vielen kleinen Locken bis auf die Schultern. Sofort dachte er an das Gefühl dieses Haars auf seinem Bauch, als sie ihn mit dem Mund verwöhnt hatte. Diese süße Qual.
Hastig wandte er sich ab und nahm seinen Frotteemantel vom Haken neben dem Bett. Sie sollte nicht sehen, welche Reaktion seine erotischen Erinnerungen auslösten. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, starrte sie ihn mit ihren grünen Augen durch die Maske hindurch an. Sie schluckte. “Ich … ich …”
Michael wartete und hoffte, sie würde ihm eine vernünftige Erklärung geben. Alles wäre ihm recht, nur nicht, dass sie mit ihm wegen seines Geldes geschlafen hätte. Genau wie alle anderen. Bloß hatte sie nicht die Geduld aufgebracht, ihn vorher eine Zeit lang zu umgarnen.
Offenbar verlangte sie jetzt ihre Auszahlung.
“Du bist Spitze”, fuhr er sie an, und damit meinte er auch die vergangene Nacht. “Ausgezeichnet. Die Rolle der kleinen Unschuld hast du erstklassig gespielt. Ich wäre nie darauf gekommen, dass du eine gewöhnliche Diebin bist.”
“Das bin ich auch nicht!” Sie holte tief Luft. “Ich kann alles erklären.”
“Spar dir die Mühe.” Er
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