Um Mitternacht mit dir im Bett
sonst.
Natürlich würde er sie nie in sein Bett zwingen. Sie sollte aus eigenem Antrieb zu ihm kommen. Sie sollte nach ihm verlangen, nicht nach dem Brillanthalsband. Nicht nach seinem Geld.
Nur nach ihm.
Ihre Unruhe wuchs, je länger er schwieg. Als sie schließlich so blass wurde, dass er schon befürchtete, sie würde in Ohnmacht fallen, sagte er: “Ich zeige deinen Großvater nicht an.” Er sah den Hoffnungsschimmer in ihren Augen und fügte schnell hinzu: “Unter einer Bedingung.”
Ihre Hoffnung schlug in Angst um. “Welche?”
Michael atmete tief durch und hoffte, dass er jetzt nicht die größte Dummheit seines Lebens beging. “Mein Großvater kommt heute aus der Klinik nach Hause. Er wird einige Wochen lang quasi bettlägerig sein, solange er sich von seiner gebrochenen Hüfte erholt. Du wirst ihn rund um die Uhr pflegen.”
Sie zog die Stirn kraus. “Ich?”
Er nickte. “Du ziehst noch heute hier ein.”
“Ich … soll hier wohnen?”, stammelte sie, sichtlich erschrocken über die ungewöhnliche Bedingung. “Das verstehe ich nicht. Wieso ausgerechnet ich? Ich habe keine Erfahrung als Krankenschwester.”
“Er braucht keine Krankenschwester”, erklärte Michael, “sondern nur jemanden, den er anschnauzen kann, damit er ein Glas Wasser oder die Kissen aufgeschüttelt bekommt.”
Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. “Und mehr soll ich nicht tun?”
“Doch, da wäre noch etwas.”
Sie verspannte sich, als erwartete sie ein zweideutiges Angebot. Er war versucht, ihr eines zu machen. Sie hatte mit ihm geschlafen, um ihren Großvater zu retten. Würde sie es wieder tun, um ihre eigene Haut zu retten? Aber würde er selbst das wollen?
Nein. Sarah sollte aus freien Stücken zu ihm kommen. Angetrieben von Begehren, nicht aus Verzweiflung. Aus Verlangen nach ihm, so wie er nach ihr verlangte. Er war entschlossen, seinen Hunger nach ihr zu stillen, damit er anschließend seiner Wege gehen konnte. Wie er es immer tat.
“Also?”, drängte sie mit vor Ungeduld vibrierender Stimme.
Vielleicht hatte sie auch Angst. Sie befand sich vollkommen in seiner Gewalt. Ein berauschendes Gefühl, selbst für einen Mann, der an Macht gewohnt war. Michael ging an ihr vorbei und schloss den Tresor. “Ich möchte, dass du etwas für mich stiehlst.”
“I… ich verstehe nicht.”
Er drehte sich zu ihr um. “Ich brauche einen Dieb.”
Langsam schüttelte sie den Kopf. “Warum? Du bist doch reich.”
Er lächelte über ihre Naivität. Als könnte man mit Geld alle Probleme im Leben lösen. “Was du stehlen sollst, hat keinen finanziellen Wert. Jedenfalls vorerst nicht.”
“Ich glaube, du willst mich absichtlich verwirren.”
“Dann erkläre ich es mit schlichten Worten: Du sollst das Testament meines Großvaters stehlen. Er hat es vor sechs Wochen geändert. Er will sein ganzes Vermögen seiner Frau vermachen, und wenn er stirbt, ist sie eine schwerreiche Witwe.”
“Das ist doch nur gerecht”, wandte Sarah ein. “Schließlich ist sie mit ihm verheiratet. Oder bist du verärgert, weil du nicht der Erbe bist?”
Er schüttelte den Kopf. “Sein Vermögen ist kein Thema. Ich besitze bereits mehr Geld, als ich jemals brauchen werde.”
“Weshalb kümmert es dich dann, dass er seiner Frau alles vermacht?”
“Weil ich vermute, dass sie ihn umbringen will.”
Geschockt über Michaels ungeheuerliche Anschuldigung, verstummte Sarah für eine Weile. Fast vergaß sie darüber ihre eigene missliche Lage. “Seine Frau will ihn umbringen?”, fragte sie schließlich vorsichtig nach. “Hast du Beweise dafür?”
“Nein”, gab er zurück. “Noch nicht. Deshalb brauche ich dich. Um das Testament zu stehlen und Zeit zu gewinnen. Wenn ich erst Beweise habe, kann ich meinen Großvater davon überzeugen, dass seine Frau nicht zuträglich ist für sein Wohlergehen.”
Offenbar war es ihm ernst. Oder er hatte sich in etwas verrannt. Wie auch immer, sein Vorhaben war unsinnig. Sarah beschloss, an seine Vernunft zu appellieren. “Selbst wenn ich bereit wäre, das Testament zu stehlen, wem wäre damit geholfen? Sein Anwalt hat doch bestimmt eine Kopie.”
“Es gibt keine Kopie”, widersprach Michael. “Es ist handgeschrieben. Der Anwalt meines Großvaters macht Ferien in Europa und kommt erst nächsten Monat zurück. Er ist der Einzige, dem mein Großvater vertraut, folglich gibt es nur dieses eine Exemplar. Und das sollst du für mich stehlen.”
Er schien seiner Sache sicher zu sein und
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