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Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Titel: Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samy Molcho
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könnte.
    Aber nicht in jedem Fall verlangt es uns nach Hilfe von außen. Eine, wie ich es nenne, »innere Regeneration« haben wir mit uns selbst auszumachen. Denn sobald wir den anderen daran beteiligen, geben wir unser Selbstgefühl zu einem wesentlichen Teil auf, finden wir unser ursprüngliches
Ich, das den Kern auch unserer Partnerschaft, nämlich der Freiwilligkeit dieser Partnerschaft ausmacht, nicht mehr wieder. Die Notwendigkeit dieser Einkehr zu sich selbst zu respektieren, sich zu sagen: »Er braucht mich nicht ständig. Es gibt Dinge, die er mit sich selbst ausmachen muss, und dieses Grundbedürfnis, das ich eigentlich auch von mir selbst kennen müsste, hat nichts damit zu tun, dass er mich im Stich lässt oder sich von meiner Person distanziert. Im Gegenteil, er regeneriert sich und wird mit neuer Energie zu mir zurückkommen.«
    Der Rückzug in sich selbst hat viele Gesichter. Nicht jeder und nicht jedes Mal müssen wir eine Tür hinter uns zumachen, nein, der eine nimmt ein Buch in die Hand, um sich zu konzentrieren, der andere stellt den Fernseher an, um sich der realen Umwelt zu entziehen, der dritte geht einmal um den Block und wieder ein anderer meldet sich zu einem Volkshochschulkurs an, um überhaupt einmal etwas eigenes, allein für sich zu tun, oder er belegt als Hörer ein Hochschulseminar. Auch eine Reise in eine fremde Stadt, die einer allein unternimmt, kann sich hervorragend dazu eignen, dem gemeinsamen Alltag zu entkommen und sich ganz auf sich selbst zu beziehen. Wichtig ist immer nur, dass er dem eigenen »kleinen« Ich vorübergehend ein Erlebnis schafft. Man wird darauf achten müssen, in welcher Zeitfolge diese Ausflüge ins eigene Ich erfolgen. Werden sie immer häufiger oder länger? Dann nämlich könnten sie Gefahr signalisieren. Es stimmt etwas nicht mehr. Und die erste Frage beim Partner müsste nun sein: Wie lassen sich neue gemeinsame Erlebnisse schaffen und neue gemeinsame Ziele?
    Handelt es sich um gelegentliche Auszeiten oder um eine begrenzte Periode der Regeneration, tut der Partner gut daran, sie dem anderen zu gönnen. Die abwertende Beurteilung einer Ablenkung des anderen durch ein Interesse, das wir nicht teilen können, ist nicht sehr fair, weil wir nicht darüber zu bestimmen haben, welchen Wert es für den anderen besitzen darf. Wir sind Partner, aber keine Richter.
    Nehmen wir die entsprechenden Signale wahr, die uns bedeuten: Er wendet sich ab, er redet nicht viel. Oder beim weiblichen Partner: Sie ist immer häufiger mit Freundinnen zusammen oder übernimmt in ihrem Beruf mehr und mehr Aufgaben, die sie von zu Hause fernhalten. Dann steht es uns frei, vorsichtig nachzufragen, ob wir etwas für ihn/sie tun können, vielleicht auch einen Vorschlag für eine gemeinschaftliche Unter-nehmung
machen. Fühlen wir aber, dass die Signale ein Bedürfnis anzeigen, einmal für sich allein sein zu können, sollten wir es respektieren.

    Ein Kissen am Körper zum Beispiel schützt die weichen Körperteile (Bauch).
    Natürlich liegt es nahe, den anderen zu fragen, was ihn bewegt, und manche Menschen fragen dann auch mehrmals nach: »Was ist eigentlich mit dir passiert?« Es ist nicht ganz leicht zu entscheiden, ob einer vielleicht erwartet, mehrfach nach seinem Befinden gefragt zu werden, weil er sich in seinem Wert dadurch gesteigert fühlt. Denn oft wird der Wert einer Person daran gemessen, wie viel Fürsorge, wie viel Opferbereitschaft man ihr entgegenbringt und wie viel Zeit man ihr widmet, um ihr zu zeigen: »Du bist wichtig für mich.« Es gibt keine Regel und kein gültiges Maß für die Intensität des Mitgefühls und der drängenden Fürsorge. Die Gefahr liegt darin, dass sich dem so umsorgten Partner das Gefühl aufdrängt, einer Art Vampirismus ausgesetzt zu sein, ausgesaugt zu werden. Er wird versuchen, sich zu distanzieren, und sich schließlich dem ständigen Druck entziehen, weil er feststellen muss, dass er auf andere Weise nie mehr zu sich selbst kommen würde. Das Bedürfnis, sich auf sein ursprüngliches Ich zurückzuziehen, kann als ein Grundgesetz der Partnerschaft nicht einseitig außer Kraft gesetzt werden. Was deutlich gemacht werden darf, ja selbstverständlich sein sollte, ist die Bereitschaft, dem anderen die Rückkehr in die Gemeinschaft leicht zu machen. Das gilt für die Partnerschaft von zweien genauso wie für die Familie oder die Gruppe.

    Umhüllt von einem weichen Schal ruhen wir uns aus, können aber trotzdem Interesse am Geschehen

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