Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel
letzten großen Liebe, einer jungen Schauspielerin, schrieb der Achtzigjährige fünfzehnhundert
Liebesbriefe. Über die Leistung seines Schriftstellerlebens meinte er: »Ich habe alles geschrieben, was ich sagen wollte. Mir scheint, der Kampf für die freie Behandlung des Sexualproblems ist gewonnen.« — Wirklich? Die Herren in Washington haben wohl doch noch das allerletzte Wort.
Margaret Mitchell
Von der berühmten Autorin Margaret Munnerlyn Mitchell gibt es nicht viel Persönliches zu berichten. Sie hat nie Auskunft über ihr Privatleben gegeben. Nach ihrem Tod verbrannte ihr Mann fast alle Aufzeichnungen, ausgenommen das Manuskript ihres einzigen Romans. Nur wenige Briefe sind veröffentlicht, beispielsweise an Allen Edee 32 , ihren Jugendfreund aus Collegetagen.
Margaret Mitchell, die eigentlich Ärztin werden wollte, mußte als Neunzehnjährige ihrem verwitweten Vater, einem berühmten Rechtsanwalt, den Haushalt führen. Sie war begeistert vom Jazz, ein sogenannter »Flapper«, oder wie sie selbst sagte, »eins von diesen kaltschnäuzigen jungen Mädchen mit Bubikopf und kurzem Rock«, das die vornehme Gesellschaft von Atlanta schockierte, nicht nur auf dem Debütantinnenball, wo sie einen selbsterfundenen, aufreizenden Tanz zum Besten gab.
Dann arbeitete sie einige Jahre für das »Atlanta Journal Sunday Magazine« als Journalistin. Wegen ständiger Verletzungen und Krankheiten war sie später ans Haus gebunden, unermüdlich lesend, Roman auf Roman aus der Leihbibliothek beziehend, bis ihr Mann sie eines Tages aufforderte, selbst ein Buch zu schreiben, eine Anregung, der sie begeistert folgte. In dem kleinen Apartment lagen bald überall Papierstöße herum, Manuskriptseiten, die sie immer wieder vor Besuchern verbergen mußte, weil sie heimlich daran arbeitete, zehn Jahre lang. Manchmal von Freunden überrascht, scherzten diese: »Weißt du, sie schreibt den bedeutendsten Roman der Welt.«
»Gone with the Wind« erschien im Sommer 1936. Bis zum Ende des Jahres waren mehr als eine Million Bücher verkauft, bis heute sind es etwa dreißig Millionen – der größte amerikanische Bestseller aller Zeiten. Der Roman, der in Deutschland bis zu seinem Verbot im Jahr 1941 in 360 000 Exemplaren verkauft wurde, stand auch im Bücherschrank meiner Eltern. Der schöne Titel — selbst in der deutschen Übersetzung – hat mich von jeher »angemacht«.
Margaret Mitchell, die 1937 den Pulitzerpreis erhielt, war von dem übergroßen Erfolg ihres Buches einigermaßen entsetzt. Jahrelang hatte sie zurückgezogen gelebt. Nun mußte sie Interviews geben, und ihr Foto wurde in Magazinen abgedruckt. Sie mietete ein Büro und stellte eine Sekretärin ein. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie
mit dem Beantworten von Briefen. 1949 wurde sie in der Nähe ihres Hauses von einem betrunkenen Taxifahrer angefahren, als sie auf dem Weg ins Kino war. Sie starb fünf Tage später an den Folgen des Unfalls.
Über ihren Welterfolg reden heißt über die luxuriöse Verfilmung von »Gone with the Wind« reden, eine der ersten großen Produktionen in Technicolor, die bereits vor Drehbeginn die Gemüter bewegte. Tausende von Lesern schickten immer wieder Vorschläge für die Besetzung der Hauptrollen. Während Clark Gable von Anfang an für die Rolle des Rhett Butler feststand (Margaret Mitchell hatte ihn angeblich schon beim Schreiben vor sich gesehen), suchte man in ganz Amerika für die Rolle der Scarlett O’Hara verzweifelt ein unbekanntes Gesicht, bevor man zuletzt auf Vivien Leigh kam, eine junge Engländerin, die sich gerade in Hollywood aufhielt. Der Film hatte am 15. Dezember 1939 im Lowe’s Grand Theater in Atlanta Premiere, in Anwesenheit der Autorin und aller Hauptdarsteller, und spielte schnell Rekordsummen ein.
Alberto Moravia
Alberto Pincherle, der Herr mit den weißen Augenbrauen, wurde 1907 in Rom als Sohn mährischer Einwanderer geboren. Nach der Herkunft seiner Eltern nannte er sich Moravia. Ich lernte ihn bei F. J. Raddatz kennen, auf einem der legendären Empfänge in seinem Haus, auf denen sich alles traf, was in der Literatur Rang und Namen hatte, und ließ mir von ihm ein Autogramm geben, das er in Druckbuchstaben an meine Tochter Renate richtete.
Als Kind litt er jahrelang an Knochentuberkulose, besuchte nur unregelmäßig die Volksschule und brachte insgesamt wohl an die fünf Jahre im Bett zu, lesend und studierend. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren wurde er mit seinem ersten Roman, »Gli
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