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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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hervor und tastete den Fußboden ab. Das Päckchen war immer noch da und die Karte dazu auch. Beides hatte ich auf meinem Bett gefunden, als ich nach der Taxischicht nach Hause gekommen war. In dem Päckchen hatte sich ein in schwarzes Leder gebundenes Notizbuch von Moleskine befunden. Auf der Karte hatte gestanden: Für deine nächsten Drehbücher. Ruf mich an, egal, wann du nach Hause kommst.
    Das hatte ich dann auch getan. Um halb fünf in der Früh hatte ich mir einen Espresso gekocht und den Knipser angerufen. Und er war sogar rangegangen, und er hatte sich gefreut, meine Stimme zu hören. Wir verbrachten zehn sehr romantische Minuten am Telefon, bis Dr. Thoma das Schäferstündchen unterbrach, indem er über das Notizbuch herfiel, das Gummiband zerfetzte, das die Schönheit zusammenhielt, und herzhaft seine Zähne ins Leder grub, bis ich ihn zur Strafe in den Hausflur verbannte.
    Als ich die Augen aufschlug und das Notizbuch sah, fiel mir alles wieder ein, besonders Dr. Thoma, der wahrscheinlich vor Wut über seinen Rausschmiss bereits das ganze Treppenhaus eingerissen hatte. Ich stieg aus dem Bett, warf mir meinen Bademantel über und lief direkt Raoul in die Arme, der mit dem wild zappelnden Kater am Schlafittchen in die Küche kam.
    »Wasse machte diese Vieh unten? In meine Restaurantküche?!«
    »Weiß ich doch nicht«, sagte ich und gähnte herzhaft. »Er ist wohl doch ein Gourmet.«
    Raoul setzte den Kater ab, der sofort ins angrenzende Schlafzimmer galoppieren wollte, aber ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Nein, mein Freund, kein Papiergemetzel, nicht mit diesem Notizbuch. Und schon gar keine Pipiaktion. Du hattest schon die Schuhe vom Knipser. Wo waren die überhaupt?
    »Hat mein Freund gestern seine Schuhe mitgenommen?«
    »Glaubst du, ich lasse das Gestink in diese Küche? Schuhe sind in das Container.«
    »Raoul, du kannst doch nicht einfach die Schuhe wegwerfen.«
    »Wie du sehst, ich kann. Und ich höre, das Typ ist nicht mehr ex?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.«
    »Es geht mich an, weil du hast mir erzählt die ganze Geschichte. Mal und mal und mal noch … Und ich habe gesehen die ganze Geschichte. Wie du hast getanzt halb nackt besoffen auf die Theke, weißt du noch? Tanz in Mai.«
    »Das war doch nicht wegen dem. Das war, weil ich den Job in Köln nicht bekommen habe, erinnere dich.« So wie es aussah, würde ich diese kleine Entgleisung noch bis in alle Ewigkeit aufs Butterbrot geschmiert kriegen. Von dem Hells Angel, der bei der Party drei Tische zerschlagen und meinen BH als Schlafbrille benutzt hatte, redete keiner mehr.
    »Das war, weil das ganze Elend von deine Leben ist rausgekommen an das Abend. Du machst mir nichts vor. Ich wette mit dir, El Doctor hat Recht. Lass die Finger von diese Mann.«
    »Du redest mit meinem Kater über mich?«
    »Kater wenigstens drückt sich deutlich aus. Kerl gehört aus die Haus.«
    »Warum denn? Ich war jahrelang mit ihm zusammen, und zwar gerne. Und wenn es jetzt wieder weitergeht, dann geht es eben weiter!«
    »Sex mit Ex ist Suppe von gestern.«
    »… wovon sie besonders schwärmt, wenn sie wieder aufgewärmt«, zitierte ich Wilhelm Buschs Witwe Bolte, zündete mir eine Zigarette an und schraubte den Espressokocher auf.
    »Diese Kerl ist Angeber … Ich fliege nach Karibik, ich mache Fotos in Karibik, Naomiiiiii, Hollywooooood, blaaaaaah, blaaaaah … Machte verruckt meine Bedienung.«
    Auch wenn ich Raoul den Rücken zukehrte, wusste ich, dass er bei seiner Ansprache wild mit den Armen ruderte. Ich konnte den Luftzug in meinen Haaren spüren.
    »Eifersüchtig? Soweit ich weiß, hast du eine Ehefrau, wozu brauchst du noch die Bedienung?«
    Ich hatte es kaum ausgesprochen, da war Raoul schon auf dem Weg nach draußen. »Du hast Knutschfleck am Hals. Ex markiert Revier.« Er schnalzte mit der Zunge und wartete auf meine Reaktion.
    »Schon den Hals deiner Donnerstag-Freitag-Samstag-Bedienung kontrolliert?«
    Raoul knallte die Tür hinter sich zu.
    »Ihr seid ja schlimmer als Rüden, die an jedem Baum ihr Bein heben«, schimpfte ich.
    Ich schraubte die kleine Espressokanne wieder zu und schaute im Kühlschrank nach, ob ich mir wenigstens ein Butterbrot für die Nachtschicht machen konnte. Heute Abend würde mir Raoul garantiert nichts warm halten. Aber da war nichts außer zwei Scheiben Käse, deren Ecken bei einem Hilfeschrei gen Himmel in blassgelbem Entsetzen erstarrt waren.
    Aber ist doch

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