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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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auch wahr – was glaubt denn der, wer er ist?! Ich knallte die Kühlschranktür wieder zu. Mein Aufpasser? Kaum sind meine lieben Freunde mal nicht da, mischt sich schon der nächste ungebeten in mein Leben ein.
    Dr. Thoma saß mit gesträubtem Fell vor der Schlafzimmertür und drosch mit seinem Schwanz auf den Fußboden ein.
    »Pinkel zur Abwechslung mal dem Maître in die Schlappen, Dickmops. Meinen Segen hast du.«
    Als ich an diesem Abend bei Berti meine Zigaretten holte, stand Borowski am Bistrotisch vor dem Kiosk und trank sein Bier allein. Berti gab mir zwei Packungen Gauloises und die News des Tages gratis dazu. »Winnie hat angerufen. Ich soll dich grüßen.«
    »Danke, was treiben die beiden Superlover in St. Petersburg? Alles okay?«
    »Kann mal wohl sagen. Winnie is begeistert. Gestern waren se in der Ermetasche von diesen bekloppten Zar. Winnie sacht, da bisse in drei Jahren nich fertich mit Durchlaufen, so groß is’ dat. Kein Wunder, dat die irgendwann die ganzen Romanowskis abgemurkst haben. So’ne Verschwendung, und dat Volk am Hungern. Und wer soll dat allet sauber halten?«
    Borowski war unserer Unterhaltung stumm gefolgt. Er trank sein Bier und brummelte irgendwas.
    »Was ist los, Borowski? Nicht zufrieden mit der Oktoberrevolution?«
    »Wat?«
    »Ich frage dich, was los ist. Du bist so still.«
    »Der wartet auf den Herrmanns«, sagte Berti.
    »Kannst du nicht mal einen Tag ohne den aushalten? Herrmannsfreier Tag. Du darfst endlich mal denken, was du willst. Genieß es«, sagte ich und stieg in mein Taxi.
    »Wat hast’n da am Hals?«, rief Oma Berti. »Wird doch wohl kein Knutschfleck sein?«
    Hatte ich es nicht gesagt – es würde unweigerlich rauskommen. Aber jetzt schon? Ich schaute in den Spiegel und sah, dass mein schwarzer Baumwollschal verrutscht war. Oma Berti winkte mir zum Abschied, und ich gab Gas. Dabei hatte ich es gar nicht eilig, denn heute war, zu meiner großen Erleichterung, kein Briefumschlag von Matti im Briefkasten gewesen, und ich hatte mir den Weg zum Bestattungsunternehmen ersparen können. Das Geschenk vom Knipser hatte mich zudem abgelenkt, sodass ich beinahe gar nicht bemerkt hätte, dass Mattis Umschlag fehlte. Hatte er endlich eingesehen, dass ich mit Job, Geld und Namensgebung nicht zu beglücken war?
    Ich verbrachte zum ersten Mal seit geraumer Zeit eine Taxinacht ohne Grübeleien, denn das Geschäft lief gut. Ich leistete mir den Luxus, kein Essen bei Raoul zu schnorren. Die Aussichten darauf standen ja auch denkbar schlecht. In den nächsten Tagen musste ich bei ihm aufpassen, dass die Überraschung in seinen Kreationen für mich nicht aus verborgenen Chilischoten bestand. Ich aß an der Würstchenbude am Kiez mit Elli eine Wurst, bevor ich sie nach Hause fuhr. Elli war glänzender Laune und bemerkte meinen Knutschfleck natürlich sofort. Ihr einziger Kommentar dazu war: »Ich hoffe, der Kerl isses wert, dass du ihn am Hals rumschleppst. Das is auch so’n Vorteil vom Blasen – keine Sheriffsterne.«
    »Dafür ist es aber auch kein richtiger Sex – sagt Mr President«, konterte ich, und Elli stieg sofort lachend darauf ein: »Was weiß der Clinton schon, was richtiger Sex is – der mit seine steifbeinige Hillary im Bett.«
    »Meine Güte, was ist denn bloß so besonders an Knutschflecken außer, dass man sie sehen kann?«
    »Das eben«, hatte Elli gesagt, »man kann die sehen. Das is wie’n Brandzeichen von so Rinderzüchtern, weisste.«
    »Immer noch besser als ’ne Pestbeule. Außerdem war der gestern auch schon da.«
    »Da hattest du’n Rolli an. War die Tarnung besser.«
    »Gestern war auch kalt.«
    »Heute isses nich kalt, aber du trägst trotzdem Schal, ha!? Ist doch klar, dass du was zu verbergen hast.«
    Hauptsache, Elli hat das letzte Wort. Was tut man nicht alles für 30 Euro?
    Sie ließ dann kurz vor ihrer Haustür das Thema endlich fallen, denn im Puff war der Teufel los gewesen. Zwei Männer, denen die Scheine nur so aus den Taschen quollen, waren aufgetaucht und hatten den ganzen Laden freigehalten. In den Zeiten von Eurorezession und Hartz-IV-Gequengel ein erwähnenswertes Ereignis. Jedenfalls sensationeller als mein Knutschfleck.
    Am nächsten Tag traf ich Oma Berti ganz alleine im Kiosk an. Sie machte ein mürrisches Gesicht, als sie mir die Zigaretten rüberschob.
    »Was ist los, Berti?«
    »Erss kommt der Herrmanns nich, und getz kommt der Borowski au’ nich.«
    »Die beiden scheinen dir ja richtig zu fehlen«, sagte ich

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