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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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amüsiert.
    »Dat tun se auch. Dat is noch nie passiert. Außerdem is der Ritchie au’ nich hier aufgetaucht. Der sollte mir helfen, nach’n Großmarkt zu fahrn. Ich kann dat ganze Zeuch nich alleine schleppen, hab ich dem gesacht, aber auf die jungen Leute heute is au’ kein Verlass mehr.«
    Unwillig warf sie einen Packen Zeitungen auf einen Stapel, dass es krachte. »Und die ganzen Remittenden stehn au’ noch hier. Sollte der gestern mitnehm. Aber nix. Kricht’n Anruf auf sein Handy – und wech is der.«
    Berti war richtig sauer und ein bisschen verzweifelt, wie mir schien. Ihr Bandscheibenvorfall war ja gerade erst auskuriert, und sie warf schon wieder mit Gewichten um sich.
    Ich hatte noch gut eine Stunde, bevor meine Schicht begann. Kieslowski hatte früher Feierabend gemacht und mir den Wagen vorbeigebracht. Minus der halben Stunde Geldrückgabe, die auch heute in Ermangelung eines Briefumschlages von Matti nicht stattfinden musste, ergab das genug Zeit, um für Berti die Einkäufe zu machen. Außerdem war ich bester Laune: Der Knipser hatte mir eine SMS auf mein Diensthandy geschickt. Was drei kleine Worte so ausrichten können. Ich hätte zurückschreiben können: Ich denke auch an dich, hatte es mir aber verkniffen, weil meine innere Stimme mir den Rat gab, bloß nicht zu entgegenkommend zu sein, und ich hatte ihr Recht gegeben.
    Berti nahm sich eine Lakritzschnecke aus einem der großen Bonbongläser und ribbelte sie auf.
    »Wat is’? Brauchsse noch wat?«
    »Nee. Was brauchst du denn? Gib mir eine Liste. Ich fahre.«
    »Du bis lustich, so ’ne Taxitour kann ich mir nich leisten, kosten die Klümmkes nachher dat Doppelte.«
    »Ich lass den Wagen hier und nehme deinen. Komm, so viel Zeit muss sein. Brauchste jetzt was, oder nicht?«
    »Dat würdest du machen?«
    »Ja, Berti, das würde ich machen. Manchmal steckt auch in Maggie Abendroth ein guter Mensch.«
    »Ja dann …«
    Fünf Minuten später saß ich in Bertis altem Benz, eine lange Süßigkeiten- und Zigarettenliste in der Tasche, und rauschte in Richtung Großmarkt ab. Mit meiner selbstlosen Tat würde ich wahrscheinlich einige Punkte auf ihrer schwarzen Liste tilgen. Mir passte der Ausflug zum Großmarkt wunderbar in den Kram. Vor allem, weil es im Supermarkt, gleich neben dem Großmarkt, den Winterwellness-Pack im Angebot gab: Wollsocken für einen Euro das Paar – bei Abnahme von zehn Paar bekam man fünf kleine Flaschen Wellnessbadeöl gratis dazu. Und ein bisschen Wellness wollte ich mir nach der guten Schicht von gestern Nacht gönnen.
    Hätte ich geahnt, zu was ich mich durch meinen spontan aufgeflammten Altruismus noch hinreißen lasse, ich hätte auf die Badeöle und Wollsocken verzichtet. Kaum hatte ich den Großmarkt betreten, lief ich in der Süßwarenabteilung Matti und seinem Adlatus Rudi in die Arme. Als ich um das Schokoladenregal bog, knallte ich mit ihrem voll beladenen Einkaufswagen zusammen, auf dem kunstvoll Großpackungen Gummibärchen, Marshmallows und Pfefferminzblöcke aufgeschichtet waren. Rudi versuchte hektisch, den Süßigkeitenturm vorm Einsturz zu bewahren, und lief zu akrobatischer Hochform auf.
    Matti, so schien es, war nach dem Crash in einen Tagtraum versunken. Er kaute auf einem Gummibärchen herum und fixierte einen Punkt im Hochregal irgendwo zwischen Ahoj- Brause und Wundertüten. Als Rudi endlich alles zurück an seinen Platz gebracht und seinen neuen grauen Anzug sortiert hatte, lächelte Matti mich an und hielt mir die Tüte Gummibärchen entgegen. »Wie schön, Sie hier zu treffen, Frau Margret.«
    »Ja, was für ein Zufall, Herr Matti. Ich gehe grad für Oma Berti einkaufen.«
    »Arbeiten Sie wieder im Kiosk?«
    »Nein, ich bin nur eingesprungen. Ihre Aushilfe ist heute nicht gekommen.«
    »Das ist nett von Ihnen.«
    »Hey, guck mal, Matti, wir haben für unser Casting mehr Süßkram auf dem Wagen, als Maggie für den Kiosk eingekauft hat«, frohlockte Rudi. »Tach auch«, sagte er zu mir und gab mir die Hand.
    »Was denn für ein Casting?«
    »Morgen Vormittag kommen die Damen, die sich auf deinen Job beworben haben. Das ist doch ein Casting, oder?«, grinste er.
    »Na ja, so ähnlich. Müssen die auch vorsingen?«
    »Nein«, sagte Matti. »Die Damen stellen sich vor.«
    Rudi riss eine Tüte Zuckerhimbeeren auf und hielt sie mir entgegen. Ich lehnte ab. Fröhlich kauend sagte er: »Gar keine schlechte Idee. Mit dem Vorsingen, meine ich – meinetwegen auch tanzen. Willste nicht auch kommen? So als

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