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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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ließ uns die Haare zu Berge stehen, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, verkündete sie noch, dass sie auf gar keinen Fall Kaffee kochen würde. Für niemanden – sie sei schließlich keine Dienstmagd. Zur Bestätigung hielt sie uns eine Diplomurkunde über eine Zusatzausbildung in Buchhaltung entgegen und ließ sich dabei genug Zeit, damit wir alle drei ihre brillant gefeilten Fingernägel bewundern konnten.
    Rudi wollte etwas sagen, aber Herr Matti kam ihm zuvor: »Vielen Dank, aber das hier ist ein Bestattungsinstitut. Wir haben viel Arbeit.«
    Die Frau guckte ihn an, als verstehe sie nicht recht.
    »Das heißt, Tag und Nacht erreichbar. Haben Sie noch Fragen?«, sagte ich.
    Offensichtlich nicht, denn sie stand abrupt auf und fauchte: »Hier sind Leichen?! Haben Sie ’n Knall?« Und weg war sie.
    »Tja, Rudi, ich fürchte, wir kommen gar nicht dazu, die Damen vortanzen zu lassen, nicht wahr?«, trumpfte ich ein bisschen auf.
    »Das ist echt zäh«, maulte er und stellte die Urne mit den Gummibärchen auf den Tisch. »Ich dachte, alle Leute suchen Arbeit? Und fünf sind schon mal gar nicht gekommen. Ohne abzusagen.«
    »Arbeit ja, Rudi, aber was Duftes, verstehst du? So was Kreatives in den Medien. Am besten gleich Superstar oder Talkshow-Moderator.«
    »Hätt’ ich nicht gedacht. Aber ich hab in den letzten Jahren auch nicht so viel von draußen mitgekriegt«, sinnierte er, warf ein Gummibärchen in die Luft und fing es geschickt mit ausgestreckter Zunge wieder ein, ohne dabei mit seinem Stuhl umzukippen.
    Matti erhob sich plötzlich und knöpfte sich das Jackett zu. Mia war durch die Tür gekommen und ging lächelnd auf ihn zu. Hatte mein Telefonat also doch gewirkt. Das Horrorszenario über Mattis Zukunft als selbstständiger Bestatter ohne taugliche Arbeitskraft an der wichtigsten Stelle in seinem Unternehmen, nämlich der Stimme, die man bei einem Trauerfall als Erstes am Telefon hört, und dem ersten Gesicht, das man sieht, wenn man reinkommt, hatte das Wunder bewirkt. Mia hatte sich zu diesem Anlass dezent, aber gediegen in ein flaschengrünes Schneiderkostüm à la Grete Weiser gekleidet. Sie hatte sich sogar ein wenig geschminkt und sah aus wie der Stolz einer jeden Chefetage.
    Rudi warf mir einen triumphierenden Blick zu, nach dem Motto: ›So schlecht kann meine Anzeige ja nicht gewesen sein‹.
    Matti geleitete Mia zu einem Stuhl. Ich wunderte mich, warum er plötzlich so besorgt war. Freute er sich denn gar nicht, dass sie hier war? Schließlich hatte Mia mit ihm auf Oma Bertis Party ein ausgiebiges Fachgespräch über Grabsteine geführt.
    »Frau Mia, was kann ich für Sie tun? Ist etwas passiert?«, fragte er und hielt ihre Hand fest.
    Mia guckte kurz zu mir rüber. Ich zuckte mit den Schultern. Rudi reagierte sofort und holte für Mia einen Kaffee und ein Tellerchen mit Keksen und sagte: »Herr Matti wird sich um alles kümmern, Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
    »Wieso Sorgen? Herr Matti … Ach, ich verstehe. Nein, es ist nichts passiert. Ich bin hier, weil ich Ihre Anzeige gelesen habe.«
    Mia hielt sich an unsere Absprache. Matti sollte auf keinen Fall wissen, dass das meine Idee gewesen war.
    »Sie suchen doch jemanden für das Büro.« Mia schaute sich anerkennend um. »Das ist übrigens sehr schön geworden. Wunderbar stilvoll.«
    »Sie möchten hier arbeiten?«, fragte Matti.
    Wieder schaute Mia zu mir. Ich nickte ihr zu, weiterzureden. Aber ihre Miene verfinsterte sich. Sie stand auf und schüttelte Mattis Hand: »Sie suchen bestimmt jemand Jüngeren, nicht wahr? Es war halt nur so eine Idee von mir, jetzt, wo mein Mann nicht mehr … ich meine, ich dachte …, eine Beschäftigung, wenigstens halbtags …«
    Matti hielt ihre Hand immer noch fest, sagte aber kein Wort. Ich beugte mich über den Tisch und stupste ihm in den Rücken, und endlich sagte er: »Nein.«
    Rudi kam in einem Satz um den Tisch herum und drückte Mia wieder sanft auf den Stuhl zurück. »Er meint: Nein, wir suchen keine jüngere Person. Wir suchen eine, die passt. Können Sie mit dem Computer umgehen?«
    »Ja, das kann ich«, sagte Mia überrumpelt, nahm ihre Bewerbungsmappe aus ihrer Handtasche und gab sie Rudi. Der blätterte darin herum und reichte sie dann mir.
    »Frau Mia, Sie können hier doch nicht arbeiten, Sie haben vor kurzem erst Ihren Mann verloren«, sagte Matti.
    Jetzt stupste Rudi Matti in den Rücken und wandte sich an Mia: »Er meint das nur nett. Sie haben ja alles drauf, was man hier

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