umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
braucht.« Er pfiff durch die Zähne. »Mann, Buchhaltung und so weiter. Das ist toll, und für Ihr Alter sehen Sie bombe aus.«
Mia wurde rot.
Matti sagte: »Rudi.«
»Aber das stimmt doch.«
»Tja, dann scheint ja hier alles in Butter, nicht wahr? Casting beendet. Mia, ich hätte nie gedacht, dass du dich für den Job interessierst«, heuchelte ich totale Überraschung.
»Ich auch nicht, Maggie«, sagte Mia, strahlte dabei aber Matti und Rudi an. Das Adoptionsverfahren jedenfalls war reibungslos über die Bühne gegangen.
»Den Rest kriegt ihr ja alleine hin. Ich muss los. Bis dann.« Ich nahm meine Jacke vom Haken und verabschiedete mich. Matti machte den Mund auf und zu, bekam aber kein Wort heraus.
»Wir telefonieren«, half Rudi ihm aus.
»Ja, wir telefonieren«, sagte ich. »Bissitage und viel Glück.«
In dem Bewusstsein, ein wirklich gutes Werk getan zu haben, fuhr ich mit der U35 von Wiemelhausen zurück in die Stadt und war zufrieden mit mir und der Welt. Aber nur ganz kurz, denn meine innere Stimme war nicht ganz so zufrieden. Da hast du dich ja prima freigekauft, was?, maulte sie herum. Wieso denn freigekauft? Ich habe Matti die beste aller Mitarbeiterinnen besorgt, die für Geld zu finden war. Mia hat endlich eine Aufgabe und muss nicht mehr Trübsal blasen vor lauter Langeweile, und fertig. Besser geht’s doch gar nicht.
Aber was wusste ich schon? Es ging noch besser. Als ich eine halbe Stunde später in der Badewanne lag, mir in meinem Wellness-Lavendel-Schaumbad vorkam wie die Gräfin Koks und mich mental auf meine Taxischicht vorbereitete, klopfte es an der Badezimmertür.
»Was willst du, Raoul? Brennt die Küche?«
Wir hatten seit der Diskussion über meinen Ex nicht mehr miteinander geredet. War die Funkstille schon vorbei? Hätte nicht gedacht, dass ein stolzer Spanier so schnell aufgibt.
»Señora, Post für dich.«
»Leg sie in die Küche.«
Doch hoffentlich nicht wieder ein Umschlag von Matti?
»Sieht aus wie Post von Ex. Fotostudio …«
»Lass bloß den Kater nicht dran!«
»Weswegen, du glaubst, ich klopfe extra? Bin ich blöd?«
»Komm endlich rein und gib mir das Ding.«
Die Tür ging auf, Raoul wedelte mit einem Brief herum.
»Bin ich gespannt, wie ist Liebeslyrik von Ex.«
»Her damit.«
Der Brief segelte in meine Richtung, und ich schnappte ihn in letzter Sekunde mit nassen Händen, bevor er im Schaum versinken konnte. »Entspann dich gleich wieder, Cheffe, du wirst es nie erfahren. Du hast ihn doch hoffentlich nicht schon über Wasserdampf geöffnet?!«
Ich riss den Briefumschlag auf. Raoul lehnte breit grinsend und mit verschränkten Armen vor der Brust im Türrahmen. Der Kater kam herangeschnurrt und schmiegte sich an sein Bein. Und El Cheffe schien alle Vorbehalte gegen El Doctor fallen gelassen zu haben, beugte sich herunter und kraulte den Kater hinter den Ohren. Dr. Thoma machte einen putzigen, kleinen Hüpfer und schnurrte noch lauter. Schamlose Ungeheuer alle beide, dachte ich, als Raoul plötzlich anfing, mit dem Kater um die Wette zu schnurren: »Ja, der kleine El Doctorrrrrr, er möchte gegrillte Escombro , ja? Hmmm Makrelchen, oh … Sehr lecker.«
»Sag mal, ich fass es nicht, Raoul. Der Kater kriegt gegrillte Makrele? Und was kriege ich?«
»Du hast Liebesbrief … Macht auch satt. Komm, gato, gato, gato. Komm, El Doctor.«
Raoul winkte mir kurz zu, und dann schoben die beiden frisch Verliebten ab. Aus dem Flur rief er: »Vielleicht ich habe noch Suppe von vorgestern, Maggie – wärme ich auf für dich.«
Ich hörte, wie sich die Wohnungstür öffnete und wieder schloss. Dr. Thoma, du opportunistischer, schleimiger Kriecher! Aber was hatte ich erwartet? Bei Winnies Freund, dem russischen Tänzer Nikolaj, hatte er es auch in null Komma nix geschafft, ihn zum Sklaven zu machen. Dr. Thoma hält sich nicht lange mit irgendwelchen Skrupeln auf – er schnurrt sich einfach von einem Dosenöffner zum nächsten durch.
Ich legte den Brief von meinem Ex auf dem Klodeckel ab und stieg aus der Wanne, zog den Bademantel an, setzte mich auf den Wannenrand und holte bibbernd den Inhalt aus dem Kuvert. Ich zog scharf die Luft durch die Zähne ein … Alles hatte ich erwartet … Alles, aber nicht das: ein Flugticket auf meinen Namen. Düsseldorf – Nassau, Bahamas und zurück. In knapp einer Woche sollte es schon losgehen. Ich weiß, wir sollten nichts überstürzen, aber diesmal bin ich nicht ›too shy‹. Du weißt schon, was ich meine. Ich hoffe,
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