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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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wär’et sein bester Kumpel. Der kümmert sich echt. Hat sogar mit dem Arzt in Langendreer gesprochen und gesacht, et soll dem Herrmanns an nix fehlen. Und er will sofort informiert werden, wenn der widder zu sich kommt. Der is sogar noch ma’ mit mir dahin gefahren, wo der Herrmanns umgenietet worden is. Der hat sogar gefracht, wo der Herrmanns wohnt und ob er wat für den tun könnte. Aber ich wollte dem nich erzählen, dat der im Schrebergarten wohnt. Wie gesacht, dat hätte der Herrmanns nich gewollt. Aber, echt, wie der Van der Baack sich kümmert … Also, ich find den sympathisch. Und seine Frau Heckel, die kocht wie’n Weltmeister. Ich krich da immer wat zu Mittag. Tofften Job, echt. Hat der Herrmanns ma’ richtich inne Vollen gegriffen.«
    Ein stinkreicher Altruist? War ja kaum zu glauben. Aber wenn es Borowski da gefiel, warum sollte er nicht den Garten machen?
    Zehn Minuten später setzte ich ihn vor seiner Haustür in der Hugo-Schultz-Straße ab. Ohne Gute Nacht zu sagen, stieg er aus.
    »Willst du die Tasse zurück?«, fragte ich.
    »Nee, behalt mal«, grummelte er. »Hab ja nix anderes von dir erwartet.« Borowski schlug die Beifahrertür mit lautem Knall zu.
    Wie kuriert man spinnerte Ideen? Zumal für Borowski das, was Herrmanns sagte, ehernes Gesetz war. Die beiden hatten schließlich nur sich und ihre kleine Welt. Na gut, wenn sie sich die ab und zu etwas größer fantasierten, als sie war, dann sollte man sie lassen. Man musste nur aufpassen, dass sie es nicht an die große Glocke hängten und damit fürchterlich auf die Nase fielen. Wenn hier eine weiß, was Medienirrsinn ist, dann doch wohl ich. Eine Neuauflage von ›Maschendrahtzaun‹ mit einem feixenden Stefan Raab war das Letzte, was die beiden gebrauchen konnten.
    Ich nahm mir vor, mit Berti darüber zu sprechen. Sie könnte ein Auge auf Borowski haben, damit es gar nicht erst so weit kam.
    Der Instant-Kaffee, den ich in Herrmanns’ Laube getrunken hatte, brachte mich fast bis an den Rand des Herzkaspers. An Schlaf brauchte ich jetzt nicht zu denken. Als ich auf den Taxihof in die Gußstahlstraße fuhr, war auf dem Kiez weniger los als bei einem Totentanz. Ich klopfte an die Scheibe von Kieslowskis Büro, und unser Nachtwächter schob sie auf, um mir sofort zu berichten, dass ich die Fahrt mit den beiden neureichen Geldsäcken und ihren Lieblingsmädels nach Düsseldorf verpasst hatte und somit mindestens 150 Euro.
    Borowski, so viele Tassen hast du gar nicht im Schrank, um das wiedergutzumachen.

10
    Am darauf folgenden Nachmittag saß ich in der Küche und sortierte meine Rabattkupons neu. Alle bunten Schnipsel, die was mit Körperpflege zu tun hatten, landeten im guten Töpfchen – Milch, Radios und alles andere im schlechten. Ich guckte zwischendurch aus dem Fenster, das direkt auf den Nordring hinausging. Es regnete wieder in Strömen. Die paar Menschlein, die bei diesem Sauwetter unterwegs waren, hasteten mit umherwirbelnden Schirmen über den Bürgersteig. Das würde eine zähe Nacht werden, aber ich musste dringend noch ein paar Euro einfahren, um meine Reisegarderobe aufzurüsten. Vor allem meine Nachtbekleidung sollte dem Anlass entsprechen, und schon bei dem Gedanken allein war ich wieder sauer auf Borowski und seine Nacht-und-Nebel-Aktion in Sachen Verschwörungstheorie. Ich trank schon den dritten Espresso aus meiner neuen Prince-Charles-Tasse, deren Gegenwert seit gestern Nacht auf 150 Euro gestiegen war, und bemerkte, dass es außerordentlich ruhig in der Küche war. Der Kater hatte offensichtlich Raoul als neuen Dosenöffner erwählt, und Raoul selbst mied die Küche – oder mich, ganz wie ich das auslegen wollte. Ich hörte ihn ein paarmal im kleinen Büro rumoren, aber er streckte den Kopf nicht durch die Tür, und Frühstücksomelettes oder andere wilde Kreationen aus seiner Versuchsküche fanden erst recht nicht den Weg auf den Küchentisch. Tja, Charles, das kannst du dir gar nicht vorstellen, so ganz ohne Personal …
    Ich ging im Bademantel die Treppe hinunter und holte die Post. Eine Karte von Wilma. Zehn Sticker Wilma und Acki. Sie hatten es mittlerweile bis Key West geschafft. Und immer noch enthusiastisch, die beiden. Eine Karte von Kajo aus Osaka. Diesmal ein Bild von einer Geisha vor dem Fudschijama. Das nenne ich mal eine gelungene Mischung von All-inclusive-Karte. Kajo schrieb, alles sei wunderbar, wie immer, und er hoffe, dass mein Souterrain wieder fertig sei. Die Japaner im Allgemeinen lieben

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