Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
sein Gesicht. Er streckte seine rechte Hand aus, und ich schüttelte sie, obwohl ich nicht wusste, was ihn dazu gebracht hatte, so plötzlich seine Meinung zu ändern.
    »Sind Sie etwa die … also, die Frau vom Fernsehen?«
    Bin ich die Frau vom Fernsehen?
    Könnte sein, könnte nicht sein – kommt ganz drauf an.
    Hast du eigentlich keine anderen Sorgen, Frau Abendroth?, sagte meine innere Stimme. Was soll das denn jetzt werden?
    »Ich hatte Sie erwartet«, verkündete Wieczorek.
    »Bin ich zu spät?«, schoss ich einen Versuchsballon ab.
    »Ich dachte schon, Sie kommen nicht mehr. Wir waren doch gestern verabredet.«
    Das hatte sein Gutes – dann würden die Kollegen, die sich offensichtlich für gestern angemeldet hatten, nicht mehr kommen.
    Er nahm meine Reisetasche und ging los. Ich taperte mit meinem Schminkkoffer hinterher, und das Schlusslicht bildete der Schäferhund, der sich mühsam um seine eigene Achse gedreht hatte und den Trott wieder aufnahm.
    Maggie! Lass das sein!
    Warum? Hab ich was Besseres vor? Außerdem ist mir kalt, und ich würde gerne wissen, was mit Herrmanns’ Gartenhäuschen passiert ist. Außerdem hab ich nie gesagt, dass ich vom Fernsehen bin. Ich sehe einfach nur so aus wie Antonia Rados nach einer Nacht unter Beschuss, live aus Bagdad.
    »Ich habe erst gar nicht erkannt, dass Sie vom Fernsehen sind.«
    »Tja, bin ein bisschen im Stress. Sind Sie Augenzeuge des Vorfalls?«, ignorierte ich das Angebot eines Smalltalks.
    »Na ja … Es gibt keine Augenzeugen. Ich bin der Vorsitzende vom Verein, ne? Also hab ich hier das Sagen.« Er drehte sich um und schrie knapp an meinem rechten Ohr vorbei: »Loki, mach hinne!«
    Wie gut, dass ich die Ohrenklappen zusammengebunden hatte, sonst wäre auf der Stelle mein Trommelfell geplatzt. Der Hund schnaufte. Entschuldigend sagte Wieczorek zu mir: »Die braucht manchmal eine kleine Aufmunterung … Und taub ist die Loki auch. Aber egal, es ist nicht mehr weit, meine Laube ist direkt zwei Parzellen weiter. Gott sei Dank hat es hier keinen anderen erwischt. Das Feuer hätte sich wer weiß wohin ausbreiten können. Nur die Laube vom Kollegen Herrmanns, die ist platt.« Er hielt kurz inne und seufzte: »Und die Sir Winston Churchill Dickson auch. Eine Schande ist das.«
    »Wer?«
    »Die Rosen. Sehr seltene Teehybriden, nur noch in England zu bekommen … Drei prachtvolle Pflanzen … Eine Schande … Sie machen sich keine Vorstellung, wie wunderbar die duften …«
    »Wann ist das … Unglück … passiert?«, fragte ich.
    »Vorgestern Nacht. Genaue Uhrzeit kann ich nicht sagen. Bis das Feuer bemerkt wurde, dauerte das einige Zeit. Wir hatten eine Vereinssitzung, da hinten, im Vereinshaus.« Er zeigte mit dem Spaten auf einen kleinen Flachdachbungalow, der am anderen Ende der Kleingartenanlage stand. »Ging hoch her. Bis wir das Feuer bemerkt hatten, brannte die Bude schon lichterloh.«
    »Wie schnell war die Feuerwehr hier?«
    Wir hatten das Tor zu seinem Garten erreicht. Fein säuberlich gestutzte Bäume, die Laube blütenweiß mit rotem Schindeldach. Kein Staubkorn lag auf dem gepflasterten Weg. Der ganze Garten wirkte wie abgestaubt und abgesaugt und blank poliert. Nur eines ließ der Garten schmerzlich vermissen – Gartenzwerge. Kein einziger weit und breit. Noch nicht einmal ein Hufeisen über der Tür.
    Drinnen war es genauso piccobello sauber, und es roch streng nach Desinfektionsmitteln, Mottenpulver und anderen Chemikalien. Kein Vergleich zu Herrmanns’ Resterampe. Irgendwie erinnerte mich der Geruch an den Thanatopraxie-Raum von Matti.
    Wieczorek bot mir einen Platz an einem kleinen Eichentisch an und machte Kaffee. In seiner Küchenecke gab es sogar eine Mikrowelle. Er stellte zwei mit Wasser gefüllte Tassen hinein und drückte auf Start. Langsam hatten sich meine Augen an die spärliche Beleuchtung gewöhnt, und ich guckte mich um. Unzähliges ausgestopftes Kleingetier vom Eichhörnchen bis zum Maulwurf und sogar eine weiße Katze waren in mehr oder weniger natürlichen Posen auf Holzbrettchen fixiert. Die Exponate hingen an der Wand, standen auf Regalen, und sogar unter der Decke verteilten sich mehrere präparierte Elstern, als befänden sie sich im Kamikaze-Angriff auf die Kaffeetassen. Die alte Schäferhündin ließ sich ächzend auf den Boden fallen. Dann verharrte sie wie versteinert in ihrer Position und starrte meine Fellmütze an. Vielleicht war Loki auch ausgestopft und mit einer Mechanik versehen? Ich guckte die Hündin an

Weitere Kostenlose Bücher