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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gelang. »Meinst du wirklich?«, fragte sie, um noch eine Zugabe zu bekommen.
    »Na klar!«, sagte Nick. »Du bist auf jeden Fall noch nicht zu alt, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Denk darüber
     nach, wie du es haben willst, und dann sagst du es uns. Ein paar Tage Zeit hast du ja noch.«
    Zum Glück streckte sie nun auch die Hand nach mir aus, bevor ich wirklich eifersüchtig werden konnte. »Ich bin so ein Glückspilz,
     dass ich euch habe«, verkündete sie uns. Die violette Bettnachbarin, blasser Vater und dicke Tochter durften andächtig zusehen,
     wie sie sekundenlang sehr bewegt unsere Hände drückte. Und dann nötigte sie uns zu gehen, damit sie die Wiederholung von ›Amrum
     Ahoi‹ sehen konnte. »Ich bin gestern so richtig auf den Geschmack gekommen«, sagte sie. »Schade, dass Jan Hörnum nicht dabei
     war. Aber er sagte gestern, dass er vielleicht in einer der nächsten Folgen einen Auftritt hat.«
    Na klar, dachte ich. Und dann wird er Tatort-Kommissar. Aber weil ich Tante Paula nicht verletzen wollte, ließ ich ihr ihre
     Promi-Schwärmerei und zog mit Nick von dannen.

4
    Ich hatte Ines für diesen Abend eingeladen, und die zu beköstigen ist nicht so einfach. Zum Glück gab es in dem großen Supermarkt
     hinter der Klinik fair gehandelte Bananen und andere politisch korrekte Lebensmittel. Mit einer mittelgroßen Tüte auf dem
     Beifahrersitz erreichte ich schließlich mein Haus – und musste nach Luft schnappen, denn vor der Einfahrt parkte ein riesiger
     silbriger Wagen mit dem zusätzlichen »H« auf dem Nummernschild. Der Vintage-Mercedes.
    Und ich hatte gedacht, ich würde diesen Reeperbahn-Cowboy nie mehr wiedersehen. Mit etwas unklarer Stimmungslage betrat ich
     mein Haus und merkte sofort, dass er sich darin befand. Aus dem Radio im Wohnzimmer erscholl eine Art von Musik, die ich normalerweise
     nicht höre, und zwar ziemlich laut, weil sie sich gegen die Dunstabzugshaube in der Küche durchsetzen musste. Ich fühlte mich
     spontan an Mandys Beschreibung der Vegetarierin erinnert, die außer den Wildecker Herzbuben Freddy Quinn so liebte.
    Vor Herd und Dunstabzugshaube stand Jan Hörnum, ganz klischeegerecht in einem blau-weiß gestreiften Friesenkittel, und briet
     etwas, das ziemlich zischte. Wegen der intensiven Geräuschkulisse hatte er mich nicht kommen gehört und zuckte heftig zusammen,
     als ich ihm laut entgegenrief: »Was machen Sie hier?«
    »Ich koche«, sagte er. »Und zwar echten Hamburger Pannfisch.«
    Gut, er hatte eine klare Frage klar beantwortet. Eigentlich ging es eher darum, wieso er noch hier war, wie er ins Haus gekommen
     war und was ihn dazu bewogen hatte, hier das Kochen anzufangen. Die mittlere der Fragen beantwortete er bereitwillig. »Ich
     habe heute früh Ihren Zweitschlüssel mitgenommen. Der hing ganz sichtbar hier am Bord. Wenn Sie mich fragen, ist es ziemlich
     leichtsinnig, auf einen Schlüsselanhänger ›Haustür Hegelstraße 5‹ draufzuschreiben. Stellen Sie sich vor, den findet mal ein
     Krimineller!«
    Das Argument war nicht von der Hand zu weisen, was meine Laune nicht stabilisierte. »Ich dachte, Sie wollten wieder zurück
     in den Norden?« Ich hatte noch nicht mal die Spur einer Ahnung, wo genau er wohnte.
    »Noch nicht direkt«, beschied er mich gelassen, während er etwas in die Pfanne gab, das wie Fischstücke aussah. »Ich würde
     gern noch ein, zwei Tage bleiben.«
    Irgendwas lief hier falsch. Seit wann war mein Haus ein Hotel? »Und da denken Sie, Sie können hier wohnen bleiben?«, fragte
     ich kritisch und sah mich um. Es war schwierig, in meiner sonst so aufgeräumten Küche noch eine freie Fläche zu finden, auf
     der ich meine Einkaufstüte abstellen konnte.
    Ich kannte bisher keine Norddeutschen, aber offensichtlich sind sie an Sturheit kaum zu überbieten. Wenn man von Jan Hörnum
     ausging, prallt alles an ihnen ab wie Wellen an einer Kaimauer. »Sie haben gesagt, ich kann in ihrem Gästezimmer übernachten«,
     sagte er und wendete die Fischstücke gewissenhaft. »Sie haben nicht gesagt, dass Sie es ab heute jemand anderem versprochen
     haben. Also relaxen Sie mal. Ich koche ja auch, um mich dafür zu revanchieren.«
    »Aha«, sagte ich, ansonsten sprachlos. Und glauben Sie mir, das passiert mir nicht oft. Irgendwie musste ich erst mal meine
     Kräfte sammeln, um mich wieder gegen diese Überrumpelung wehren zu können.
    »Sie könnten schon mal die Kartoffeln pellen«, schlug er vor und wies auf meinen großen

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