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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Verbrecher denken würde. Zuerst müsste man doch mal rausfinden, wo er wohnt und was er für Lebensgewohnheiten hat.
     Ist er eigentlich alleinstehend?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Nick sah mich tadelnd an. »Da arbeitest du schon in einem Ermittlungsbüro und hast noch nicht mal deinen Chef ausgeforscht?
     Du weißt nicht, wo er wohnt, ob er eine Frau oder eine Freundin hat   …«
    »Ich mache die Ermittlungen nicht, ich schreibe nur die Berichte«, verteidigte ich mich. »Und dass dieser Typ einen Sprung
     in der Schüssel hat, das hätte ich dir auch ohne Detektivarbeit sagen können. Außerdem gibt es Abmahnungen, wenn man außerhalb
     der Fälle recherchiert. Das riskiere ich nicht.«
    »Weichei«, sagte er vorwurfsvoll, und nur an dem Funkeln seiner Augen erkannte ich, dass er es nicht ganz ernst meinte. Aber
     mich zu bitten, am Montag Näheres über Horsts Wohnort, Familienstand und Lebensgewohnheiten in Erfahrung zu bringen, das war
     ihm schon ernst. Ich beschloss, diese Frage sehr behutsam mit Doris zu erörtern.
    Nick gab Sahne in die Sauce (was auch sonst?) und Nudeln in das kochende Wasser. Er stellte zwei riesige Pastateller zum Vorwärmen
     in den Backofen, und dann widmete er endlich seine Aufmerksamkeit nicht mehr der Verbrechensplanung, sondern mir. Zwar warf
     er ab und zu einen prüfenden Blick auf den Herd, und einmal musste er auch Nudeln und Sauce kurz umrühren, aber dazwischen
     hatte er genug Zeit, mich vom Stuhl zu ziehen und wieder zu küssen.
    Dann war es Zeit, den Tisch zu decken. Ich holteBesteck aus der Schublade, er stellte Weingläser auf den Tisch. »Rotwein oder Weißwein?«, fragte er mich. »Oder was ich wirklich
     meine, ist: Musst du noch fahren   … oder wirst du bleiben?«
    Dabei ging es nicht um sein ausklappbares Schlafsofa. Ich spürte, wie mein Herz aufgeregter klopfte. »Wein weiß «, stotterte ich, »äh, ich meine   …«
    Nick lächelte und nahm mich in den Arm. »Bleib einfach«, flüsterte er mir ins Ohr. »Wir tun nur das, was wir beide wollen.
     Vertrau mir.«
    »Wenn ich das nicht täte, wäre ich jetzt nicht hier«, sagte ich und lehnte mich an ihn. Das hatte ich schon lange nicht mehr
     getan, mich einfach gegen jemanden fallen lassen. Es war ein gutes Gefühl. Mein Herzschlag beruhigte sich wieder.
    »Ich bin so froh, dass du da bist«, sagte er. »Manchmal renne ich durchs Leben und denke, alles gut und schön, aber das, was
     du wirklich möchtest, das kriegst du nicht.«
    Da bist du nicht der Einzige, dachte ich, während ich ihm mit Erstaunen zuhörte. So war das also. Auch oder gerade die Leute,
     die so wirkten, als könnte sie nichts erschüttern, hatten ihre unsicheren Momente.
    »Und als ich dein Gesicht gesehen habe, nachdem ich die Gartenbank attackiert hatte«, fuhr er fort, »da dachte ich: Das war’s.
     Jetzt hast du’s bei ihr für immer vergeigt. Ich kam mir vor wie ein Totalversager. Und dazu noch dieser Kulturbeutelfetischist,
     der demnächst zu unseren Familienfeiern eingeladen werden möchte. Mir war schon nach Auswandern zumute.«
    Ich drückte ihn an mich. »Bleib lieber hier«, sagte ich. »Wir haben doch gemeinsame Pläne, oder?«
    Er lachte und löste sich von mir, um sich wieder um das Essen zu kümmern. »Nichts lieber als das.«
    Er goss die Nudeln ab, verteilte sie auf die Teller undlöffelte die Sauce darüber. Während ich schon an meinem dampfenden Teller schnupperte, holte er eine Flasche Weißwein aus
     dem Kühlschrank und goss uns ein. »Ei gentlich schreit das nach Champagner«, meinte er. »Aber ich habe keinen kalt gestellt. Genauer gesagt habe ich gar keinen. Ich mag
     nämlich Champagner gar nicht so gern.«
    Mit einem vermutlich dämlichen Grinsen hob ich mein Weinglas. »Ich kann mit badischem Grauburgunder auch gut leben.« (Sie
     müssen wissen, ich hatte das Etikett studiert. Ich werde nie eins dieser Geschmacksgenies sein, die das blind herausschmecken.)
    »Ich glaube, dann passen wir zusammen.« Er hob sein Glas. »Auf eine spannende Wohngemeinschaft im Richthofenweg.« Und all
     das, was es implizierte – die Entwicklung einer Beziehung zwischen einer konservativen bis leicht verklemmten Witwe, die von
     ihrem Sohn schon als schrullig bezeichnet wird, und einem eigenwilligen Mann, der bisher sein Leben als Junggeselle verbracht
     hat. »Spannend« war noch harmlos ausgedrückt. Aber ich hatte keine Angst mehr davor. Es wäre allemal besser als den Rest des
     Lebens in einem Mausoleum zu

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