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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kann, damit er diesen Gentest nicht durchführen kann. Hast du eigentlich einen Schlüssel zu seinem Büro?«
    »Nein, nur für den Haupteingang«, sagte ich. »Und du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er das Ding in seinem Büro einschließt,
     oder?«
    »Eigentlich nicht.« Auf dem Küchentisch lag ein Schwung Champignons. »Hast du schon gegessen? Ich könnte uns Tagliatelle mit
     Pilzsauce machen.«
    »Klingt nicht übel«, sagte ich und setzte mich, während Nick ein Küchenmesser ergriff. »Soll ich irgendwas helfen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin gewöhnt, allein zu kochen. Sei einfach nur da.« Er begann, die Champignons recht fachmännisch
     zu putzen. »Weißt du eigentlich mehr über diesen Horst Adler? Zum Beispiel, wo er wohnt? Im Bredenscheider Telefonbuch gibt
     es vierzehn Anschlüsse unter dem Namen Adler, aber keinen Horst.«
    »Hast du die etwa angerufen?«, fragte ich etwas beunruhigt. Er war nicht im Geringsten über diese Sache weg.
    »Teilweise«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Dann gibt es noch zwei Adlers in Möllenbeck und vier in Kappenhagen. Weiter bin
     ich noch nicht gekommen.«
    »Horst kommt immer mit einem Auto mit Dortmunder Kennzeichen«, sagte ich. »Da musst du die Kreise noch weiter ziehen. Aber
     selbst wenn du ihn findest, was würdest du tun? Ich habe schon versucht, mit ihm zu reden, aber es hat ihn nur noch mehr aufgeputscht.
     Der hat sich so in diese Sache reingesteigert, mit dem ist nicht zu verhandeln.«
    »Aber es geht um Paula!«, sagte er verzweifelt. »Sie soll nichts davon erfahren!«
    »Ich weiß«, sagte ich beruhigend. »Aber Horst will das genaue Gegenteil. Er will endlich die Anerkennung als Sohn von Onkel
     Rudolf und natürlich auch seinen Erbteil.«
    »Aber es gibt noch keinen Erbteil«, argumentierte Nick. »Die beiden haben sich gegenseitig als Erben eingesetzt, und nach
     dem Tod meines Vaters hat Paula alles bekommen. Meine Mutter war stinksauer, aber ich fand es in Ordnung.«
    »Aber jetzt gibt es das Haus«, sagte ich düster. »Das fehlte mir noch, dass Horst da als dritter Erbe mit einzieht.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, rief Nick empört. Ich hatte etwas Angst, dass er sich in den Finger schneiden würde,
     wenn er gleichzeitig Pilze hackte und sich aufregte. »Wenn es gar nicht anders geht, dann müssen wir ihn auszahlen. Aber ich
     will nicht, dass Paula   …«
    Es sprach für seine Hilflosigkeit, dass er begann, sich zu wiederholen. »Nick«, sagte ich eindringlich, »was macht dich eigentlich
     so sicher, dass er Rudolfs Sohn ist? Ich meine, so ein Gentest kann doch auch das Gegenteil beweisen.«
    »Zum einen tendiere ich dazu, immer das Schlimmste zu vermuten«, erwiderte er. »In meinem Job ist das besser so. Im Zweifelsfall
     gibt es immer ein Problem mehr als erwartet. Zum anderen liegt es an seinem Vornamen.«
    »Horst? Klar, das ist ein bescheuerter Name, erst recht für jemanden in seinem Alter und mit seinem Nachnamen, aber das beweist
     doch nichts.«
    »Hast du dich nie gefragt, wofür das H im Namen meines Vaters stand?«
    Offensichtlich nicht dafür, dass Onkel Rudolf auch Wientotsch war. Ich machte kugelrunde Augen. Vermutlich sahen sie aus wie
     zwei Champignons mit Wimpern drum herum. »Du meinst, der hieß gar nicht Hans Rudolf? Sondern Horst Rudolf Behrendt?«
    »Er fand den Namen wohl selbst so blöd, dass er ihn immer abgekürzt hat.« Nick setzte Wasser für die Nudeln auf und gab Salz
     aus einem Plastikcontainer hinein. »Aber dass eine gefühlsverwirrte Mutter ihrem Sohn den Namen seines Vaters gibt, wenn er
     von ihm schon sonst nichts kriegt, das kann ich mir vorstellen.«
    Okay. Deshalb diese furchtbare Kombination   … Kein Wunder, dass aus dem Kind ein solcher Neurotiker geworden war.
    Nick zerließ Schmalz in einer Pfanne und gab die Pilze dazu. Er hackte mit großem Einsatz eine Zwiebel klein und warf sie
     ebenfalls in die Pfanne. Dann holte er Petersilie aus dem Kühlschrank und wusch sie ab.
    Ich konnte mich kaum sattsehen an ihm und seinen geschickten, sparsamen Bewegungen. Er wirkte so erfahren, wie jemand, der
     genau wusste, was er tat, dem man vertrauen konnte. Und dann sagte er: »Glaubst du, dieser Kerl schleppt die Tasche mit sich
     rum? Ob man die irgendwie klauen kann?«
    »Nick!«, rief ich schockiert. »Hast du sie noch alle?«
    »Vielleicht nicht«, antwortete er mit einem schiefen Lächeln. »Aber das lässt mir einfach keine Ruhe. Ich stelle mir vor,
     wie ein

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