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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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anstiften, ihr einzureden, sich kleiner zu setzen. Ich könnte ihr dann behilflich sein und ihr meine Wohnung
     verkaufen. Die ist weit genug weg.«
    »Hey«, sagte ich, »warum überzeugen wir sie nicht beide zusammen davon, es so wie wir zu machen, und verkaufen ihnen mein
     Haus?«
    »Zu plump«, befand Nick. »Außerdem hat er doch schon ein Haus, oder nicht?«
    »Aber doch nicht hier.«
    »Warum bin ich nicht traurig darüber?«
    Wir waren bei Paulas Haus angekommen, und die kurze Phase guter Laune verflog wieder. Mit missmutigem Gesicht stieg er aus
     dem Wagen und schritt auf die Haustür zu, ohne zum Beispiel die Blüten an der Clematis zu bemerken, die sich in den letzten
     Tagen toll entwickelt hatten. Ein Gärtner war er nicht.
    Wenn das Wetter gestern schon angenehm und für den Verkauf ideal gewesen war, dann war es heute einer jenertraumhaften Frühlingstage, die man nur selten ausgerechnet an einem Sonntag hat und die eigentlich viel zu schade sind, um
     ein Haus auszumisten. Gerade wir beide hätten es doch verdient, heute faul zusammen auf einer Decke in der Sonne zu liegen.
     Aber Nick machte nicht den Eindruck, als ob er sich dafür die Ruhe gönnen würde.
    Jan Hörnum hatte wieder mal den Volksmusiksender voll aufgedreht und erschien, als Nick die Lautstärke radikal drosselte.
     »Na, ihr Hübschen?«, sagte er leutselig. »Das war ja wohl ein voller Erfolg gestern, was?«
    »Ist noch viel passiert, nachdem wir weg waren?«, wollte ich wissen. Wir folgten ihm in die Küche, wo er sich gerade mal wieder
     Kaffee gemacht hatte.
    »Es geht«, sagte er und ließ sich auf die Eckbank fallen. Auf dem Küchentisch standen der Seenotrettungskreuzer und die Geldkassette.
    Ich hob den Kreuzer an, der ganz schön schwer geworden war. »Das hat sich ja schon mal gelohnt.«
    »Nicht nur das«, sagte er. »Hier in der Kassette befinden sich insgesamt eintausendeinhundertundsechsundvierzig Euro, die
     ich Ihnen hiermit zu treuen Händen übergebe.«
    Ich schnappte ein bisschen nach Luft. »Eintausendein hundert Euro? So viel?«
    »Ein gutes Ergebnis«, meinte auch Nick. »Damit hätte ich gar nicht gerechnet.«
    Und dann sagte Jan Hörnum: »Und das ist der Nettobetrag. Ich habe mir erlaubt, die Auslagen für die Werbung und eine Erfolgsprovision
     von fünfzehn Prozent direkt abzuziehen. Eine genaue Aufstellung liegt bei. Es muss ja alles seine Ordnung haben.«
    Das musste man ihm einfach lassen, er hatte immer noch eine Überraschung auf der Pfanne. »Fünfzehn Prozent Erfolgsprovision?«,
     wiederholte ich ungläubig. Ichhatte noch nie erlebt, dass man bei solchen Aktionen so geschäftsmäßig vorging. Na gut, vielleicht war das nachvollziehbar,
     schließlich hatte er sich wirklich sehr reingehängt, aber war es nicht angemessener, erst mal darüber zu sprechen, statt direkt
     Fakten zu schaffen und das Geld zu entnehmen?
    »Das ist der gängige Satz«, sagte Jan Hörnum mit Gleichmut. »Da können Sie jeden Agenten fragen. Es gibt auch welche, die
     verlangen achtzehn, aber das halte ich für überhöht.«
    »Ich gehe mal und fange mit dem Keller an«, knurrte Nick und verließ die Küche, statt mich bei diesem Thema in irgendeiner
     Weise zu unterstützen.
    »Warte, ich komme mit«, rief ich ihm nach.
    »Wollen Sie nicht erst mal einen Kaffee trinken?«, fragte Jan Hörnum und schwenkte seine Tasse.
    »Später vielleicht«, sagte ich und lief Nick hinterher. Ich holte ihn erst unten in der Waschküche ein. »Was hältst du denn
     von dieser Erfolgsprovision? Ist das nicht ziemlich dreist?«
    Nick zog einen alten Wäschekorb unter einem Regal hervor. »Ich habe noch nie von so was gehört«, sagte er. »Aber sieh es mal
     so: Wir haben elfhundert Mäuse, die wir vorher nicht eingeplant hatten, und er kann mit der Provision seinen Benz voll tanken.«
    »Glaubst du, er ist knapp bei Kasse?«
    »Ich will es gar nicht wissen«, sagte er und begann, mit dem Korb in den Vorratskeller weiterzuziehen, wo er die Regale mit
     Konserven und Eingemachtem ausräumen wollte. Manche Sachen waren so staubig, dass ich befürchtete, es würde auf dem Etikett
     noch die Sütterlinschrift meiner Urgroßmutter auftauchen. Nick sah gar nicht erst nach, sondern packte alles mit entschlossenem
     Gesicht in den Korb.
    »Na, dann fang ich mal mit der Wäsche an«, sagte ich und stieg wieder nach oben, um den ersten Sack für die Kleidersammlung
     zu packen.
    Als Magnus klein und ich nicht berufstätig war, habe ich eine Zeit lang

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