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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bei der Bettwäsche weitermachen oder den Schrank mit Tante Paulas
     Kosmetika leeren. Ich wusste ja bereits, was mich in einer der Schubladen erwartete. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit, als
     ich unten Nick hörte. Er hatte in der Küche eine kurze Pause eingelegt und sich einen Kaffee geholt. »Kannst du mal kommen
     und mir helfen?«
    »Natürlich.« Er kam die Treppe hoch und stellte seine Tasse ab. »Wozu brauchst du einen großen, starken Mann?«
    »Ich möchte den Inhalt dieser Schublade in diese Tüte kippen«, sagte ich.
    Nick zog die Schublade heraus. »Ouh«, sagte er. Ich verstand, was er meinte.
    Ich schlug die Mülltüte auseinander und hielt sie offen, sodass er das ganze Pröbchenzeug direkt aus der Lade hineinrutschen
     lassen konnte. Danach war die Tüte schon dreiviertel voll. »Vielen Dank«, sagte ich und knotete sie direkt zu. »Du hast mir
     sehr geholfen.«
    »Weißt du«, sagte er, »ich unterstütze dich ja gern, aber so schwer war die auch nicht.«
    »Gewichtsmäßig nicht«, erwiderte ich. »Aber ohne dich hätte ich das nicht wegschmeißen können, ohne es mir noch mal einzeln
     anzusehen. Da waren immerhin Shampoofläschchen aus dem Adlon dabei.«
    »Ach so«, sagte er und gab mir einen Kuss, der gar keiner war, weil er so dabei grinste. »Gibt es noch weitere Gefahrenzonen,
     durch die ich dich begleiten sollte?«
    »Ich rufe dich, wenn es nötig ist.«
    »Denk dran, dass wir zwanzig Kubikmeter im Container zur Verfügung haben«, sagte er. »Lass sie uns ausnutzen bis zum letzten
     Millimeter.«
    »Vertrau mir«, sagte ich und griff nach dem zugeknoteten Müllsack. »Ich brauche dieses Zeug nicht. Ich brauche dieses Zeug
     nicht. Ich brauche dieses Zeug nicht.«
    »Sehr schön«, meinte er. »Weiter so mit diesem Mantra. Dann sind deine buddhistischen Connections ja doch noch zu etwas gut.«
    »Na klar«, erklärte ich ihm. »Ziel des Buddhismus ist es schließlich, sich von dieser Welt zu lösen und ins Nichts durchzudringen.
     Oder so was in der Art.«
    »Nichts wäre vielleicht etwas übertrieben«, meinte er augenzwinkernd. »Aber eine relative Leere ist ja auch schon was. Mir
     persönlich erschienen ja die Aussichten mit den zweiundsiebzig Jungfrauen reizvoller.«
    »Das ist der Incentive für muslimische Märtyrer«, belehrte ich ihn. »Das ist eine andere Firma. Und du bleibmal lieber bei der relativen Leere, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
    »Ach so. Na ja, ich fand sowieso die Menge etwas übertrieben. Da würde ich unter der Last der Erwartungen einknicken, glaube
     ich. Und«, er streckte noch einmal die Hand aus und fuhr mir kurz mit dem Finger über die Wange, »ich weiß sehr genau, was
     gut für mich ist.«
    Dann nahm er seinen Kaffee und ging. Ich trug meinen Müllsack zum Container. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er rostrot
     gestrichen war, in der Farbe des liebenden Gebens. Aber das war sicher nur Zufall.
     
    Danach ging ich auch in die Küche, um mir einen Kaffee zu holen. Jan Hörnum saß auf der Eckbank und studierte irgendwelche
     Unterlagen. Nach dem erfolgreichen Garagenverkauf war er offensichtlich der Meinung, er hätte genug für uns getan, denn mit
     dem banalen Entrümpeln war ja keine Erfolgsprovision mehr zu verdienen.
    »Wie lange werden Sie noch hier im Haus sein?«, fragte ich ihn. »Dienstag oder Mittwoch wollen die Leute von der Sozialstation
     kommen und die Möbel abholen, die nicht verkauft worden sind.«
    »Alle Möbel?«, fragte er erschrocken.
    »Na klar. Die haben einen Siebeneinhalbtonner, da passt schon ordentlich was rein.«
    »Und was machen die dann damit?«
    »Das meiste wird von dieser Obdachloseninitiative aufgearbeitet und verkauft, soweit ich weiß. Die haben am alten Güterbahnhof
     eine große Halle, wo sie die Sachen ausstellen.«
    »Na, das ist ja toll«, sagte er entrüstet. »Da werde ich obdachlos, damit andere Obdachlose daran verdienen können.«
    »Sie sind doch nicht wirklich obdachlos«, widersprachich. Manchmal war er ganz der Grandseigneur, und wenn es ihm in den Kram passte wie jetzt, dann spielte er den hilflosen armen
     Opa.
    »Ja, aber das würde ich dann sein«, beharrte er. »Ich kann doch nicht nach Hause fahren, bevor der Vertrag mit der Freilichtbühne
     unter Dach und Fach ist. Und nach allem, was ich für Ihre Tante getan habe   …« Er brach ab und machte ein vorwurfsvolles Gesicht. »Ist das denn wirklich so eilig mit den Möbeln?«
    »Nächste Woche hat der Mann Zeit, der uns die

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