Unbefugtes Betreten
ob er 60/40 ist.«
»Übrigens, bei Reagan liegst du falsch.«
»Hat er nicht für Chesterfield geworben?«
»Nein, was ich sagen will: Der ist nicht an Lungenkrebs gestorben.«
»Hab ich auch nie behauptet.«
»Nicht?«
»Nein. Der hatte Alzheimer.«
»Statistisch gesehen bekommen Raucher viel seltener Alzheimer als Nichtraucher.«
»Weil sie in dem Alter, wo man das normalerweise kriegt, schon tot sind.«
»Neue brasilianische Zigarettenpäckchenwarnung: ›Diese Zigaretten helfen gegen Alzheimer.‹«
»Neulichhaben wir mal wieder die ›New York Times‹ gelesen. Im Flugzeug. Da war etwas drin über eine Studie zur Lebenserwartung und den jeweiligen Kosten für den Staat oder vielmehr das Land je nach Todesart. Und so eine Statistik hat man Macmillan – wann gegeben?«
»55, 56, glaub ich.«
»Die kannste vergessen. Wahrscheinlich war die schon damals falsch. Als Raucher stirbst du in der Regel Mitte siebzig. Wenn du dick bist, stirbst du in der Regel mit achtzig. Und wenn du ein gesunder, nicht dicker Nichtraucher bist, stirbst du in der Regel mit 84.«
»Und dafür braucht man eine Studie?«
»Nein, eine Studie braucht man, um Folgendes festzuhalten: Was die Gesundheitsversorgung den Staat kostet. Und jetzt kommt’s: Die Raucher sind die Billigsten. Dann kommen die Dicken. Und all die gesunden, nicht dicken Nichtraucher, die kosten das Land am allermeisten.«
»Unglaublich. Das ist das Wichtigste, was heute Abend gesagt worden ist.«
»Abgesehen davon, wie gut das Lamm war.«
»Da brandmarkt man die Raucher, besteuert sie, bis sie Blut pissen, und zwingt sie, an Straßenecken im Regen zu stehen, statt ihnen zu danken, dass sie es dem Land so leicht machen.«
»Ganz schön verlogen.«
»Außerdem sind Raucher netter als Nichtraucher.«
»Abgesehen davon, dass sie Nichtrauchern Krebs anhängen.«
»Meines Wissens entbehrt die Theorie des Passivrauchens jeglicher medizinischen Grundlage.«
»Meines Wissens auch. Wobei ich kein Arzt bin. So wenig wie du.«
»Ichglaube, man muss das eher metaphorisch sehen. Im Sinne von: Komm mir nicht ins Gehege.«
»Metaphorisch für die amerikanische Außenpolitik. Sind wir jetzt wieder beim Irak?«
»Was ich sagen wollte, war, äh: Als alle rauchten, hatte ich das Gefühl, die Nichtraucher seien netter. Jetzt ist es umgekehrt.«
»Die verfolgte Minderheit ist immer netter. Ist das der tiefere Sinn von dem, was Joanna uns sagen will?«
»Was ich sagen will: Es hat so was von einer Schicksalsgemeinschaft. Wenn du zu jemandem gehst, der vor einem Pub oder Restaurant auf dem Gehsteig steht, und von dem eine Zigarette abkaufen willst, gibt er dir immer eine.«
»Ich dachte, du rauchst nicht?«
»Tu ich auch nicht, aber wenn ich es täte, würde man mir eine geben.«
»Ich stelle einen interessanten Wechsel zum Konjunktiv fest.«
»Ich hab’s ja gesagt: Alle Raucher sind Lügner.«
»Hört sich an nach etwas, was ausdiskutiert werden sollte, wenn wir alle gegangen sind.«
»Worüber lacht Dick jetzt gerade?«
»Ach, künstliche Eier. Allein schon die Idee. Oder der Ausdruck. Lässt sich bestimmt auch auf anderes anwenden, zum Beispiel die französische Außenpolitik, Hillary Clinton.«
» Dick .«
»Tschuldigung, ich bin da etwas altmodisch.«
»Ein altmodischer Kindskopf.«
»Aua. Aber Mami, wenn ich mal groß bin, darf ich dann rauchen?«
»Das ganze Gerede davon, dass Politiker Saft in den Eiern brauchen. Das ist doch Quatsch mit Soße.«
» Touché. «
»Also mich wundert ja, dass dieser Freund von euch nicht zum Arzt oder Chirurgen gegangen ist und gesagt hat: ›Kann ich bitte einen anderen Krebs haben als den, der macht, dass Sie mir die Eier abschneiden?‹«
»So war es ja nicht. Er konnte auswählen zwischen verschiedenen Möglichkeiten. Er selbst hat sich für die Radikallösung entschieden.«
»Kann man wohl sagen. Nix 60/40.«
»Wie willst du 60/40 machen, wenn du nur zwei Eier hast?«
»60/40 ist eine Metapher.«
»Ach ja?«
»Um diese Zeit ist alles eine Metapher.«
»Könntest du uns dafür ein buchstäbliches Taxi bestellen?«
»Erinnert ihr euch an den Morgen nach einer durchrauchten Nacht? Den Zigarettenkater?«
»Fast jeden Morgen. Der Hals. Die trockene Nase. Die Brust.«
»Und wie er deutlich anders war als der Kater vom Trinken, den man oft gleichzeitig hatte.«
»Alkohol lockert, Tabak macht dicht.«
»Hä?«
»Rauchen zieht die Blutgefäße zusammen. Drum hat man am Morgen nie scheißen können.«
»Ach
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