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Unbefugtes Betreten

Unbefugtes Betreten

Titel: Unbefugtes Betreten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Genauer gesagt, ein Franzose tunesischer Herkunft.«
    »Das ist auch so was. Wie viele unserer traditionellen Läden werden noch von Engländern geführt? Hier in der Gegend, meine ich. Ein Viertel, ein Drittel?«
    »Apropos, hab ich euch schon von dem Bastelsatz zur Do-it-yourself-Erforschung der Gedärme erzählt, den mir die Regierung freundlicherweise geschickt hat, weil ich jetzt offiziell ein alter Sack bin?«
    »Dick, muss das sein?«
    »Ich verspreche, anständig zu bleiben, auch wenn die Verlockung gewaltig ist.«
    »Wenn du getrunken hast, wirst du immer so unappetitlich.«
    »Ich gelobe, zurückhaltend, ja prüde zu sein. Alles der Fantasie zu überlassen. Also: Die schicken einem so ein Set samt einem beschichteten Umschlag, in dem man das – wie soll ich das sagen – notwendige Beweismaterial einschickensoll. Je zwei Proben, die man an drei Tagen entnehmen soll. Und jede Probe muss datiert werden.«
    »Wie kommst du zu der Probe? Musst du die … herausfischen?«
    »Auf keinen Fall. Sie darf nicht durch Wasser verfälscht werden.«
    »Also …«
    »Ich habe versprochen, mich der Sprache von Miss Austen zu befleißigen. Bestimmt gab es auch damals schon Papierhandtücher und kleine Pappkartonstäbchen und wahrscheinlich auch schon ein lustiges Kinderspiel namens Fang-den-Kot.«
    » Dick .«
    »Da fällt mir ein, ich musste mal zu einem Proktologen, und der sagte mir, eine Testmethode – auf was, hab ich so rasch wie möglich vergessen –, also eine Testmethode sei, mich über einen auf dem Boden liegenden Spiegel zu kauern. Irgendwie wollte ich es dann doch lieber drauf ankommen lassen, zu erwischen, was immer es sein mochte.«
    »Ihr fragt euch bestimmt, warum ich dieses Thema aufgebracht habe.«
    »Weil du immer so unappetitlich wirst, wenn du getrunken hast.«
    »Eine hinreichende, aber nicht notwendige Bedingung. Nein, es ist so: Letzten Donnerstag habe ich meinen ersten Test gemacht und wollte am folgenden Tag den nächsten machen, da fiel mir ein: Freitag der Dreizehnte. Kein gutes Omen. Deshalb habe ich den Samstag abgewartet.«
    »Aber das war doch –«
    »Genau. Valentinstag. Liebesgrüße aus Darmstadt.«
    »Wie oft kommt das wohl vor, dass der Valentinstag gleich nach Freitag, dem Dreizehnten kommt?«
    »Da muss ich passen.«
    »Damuss ich passen.«
    »Als Junge – als Jüngling – als junger Mann habe ich nie eine einzige Karte zum Valentinstag verschickt und auch nie eine erhalten. In meinen … Kreisen tat man das einfach nicht. Ich bekomme erst welche, seit ich verheiratet bin.«
    »Joanna, findest du das nicht bedrohlich?«
    »Nein. Er meint damit, dass ich sie ihm schicke.«
    »Wie süß. Um nicht zu sagen: sühüß.«
    »Ich hatte von der berühmten Zurückhaltung der Engländer in emotionalen Dingen ja schon gehört. Aber da wird die Latte wirklich sehr hoch gelegt: keine Karten zum Valentinstag bis zur Hochzeit.«
    »Ich habe gelesen, es gibt vielleicht einen Zusammenhang zwischen Bitterorangen und Darmkrebs.«
    »Wirklich?«
    »Nein, aber solche Dinge sagt man doch gern zu fortgeschrittener Stunde.«
    »Du bist lustiger, wenn du nicht so angestrengt bist.«
    »Ich erinnere mich an eines der ersten Male, als ich auf ein öffentliches Klo ging und dort die Graffiti las, da war eines, das hieß: ›Auch bei angestrengtem Scheißen niemals in den Riegel beißen.‹ Ich habe ungefähr fünf Jahre gebraucht, um rauszufinden, was das heißt.«
    »›Riegel‹ im Sinne von ›Penis‹ oder ›was zu essen‹?«
    »Nein, ›Riegel‹ im Sinne von ›Türriegel‹.«
    »Um radikal das Thema zu wechseln: Ich saß mal gemütlich auf einem Klo, da bemerkte ich, dass unten an der Seitenwand etwas schräg hingeschrieben war. Ich hab mich also gebückt, um es zu lesen, und da stand: ›Jetzt scheißen Sie in einem 45-Grad-Winkel.‹«
    »Was ich noch sagen wollte: Die Orangenmarmelade hab ich ins Spiel gebracht, weil …«
    »…abgesehen von ihrem Zusammenhang mit Darmkrebs …«
    »… sie so ein britisches Phänomen ist. Denn Larry hatte gesagt, wir seien mittlerweile alle gleich, und da habe ich, statt das Königshaus oder so zu erwähnen, eben ›Orangenmarmelade‹ gesagt.«
    »Die gibt’s aber auch bei uns in den Staaten.«
    »Die gibt’s in kleinen Töpfchen in Hotels zum Frühstück. Aber ihr kocht sie nicht selbst zu Hause ein, ihr begreift sie nicht.«
    »Es gibt sie auch bei den Franzosen. Confiture d’orange .«
    »Aber wie der Name schon sagt, handelt es sich um Konfitüre.

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