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Unbefugtes Betreten

Unbefugtes Betreten

Titel: Unbefugtes Betreten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Orangenkonfitüre.«
    »Nein, die stammt ursprünglich aus Frankreich, das Wort kommt von › Marie malade ‹. Gemeint ist diese schottische Königin mit der guten French Connection .«
    »French Connection UK , gab’s diese Klamotten damals schon?«
    »Und Maria Stuart, Königin der Schotten, Bloody Mary oder wie sie auch immer hieß, war krank. Da haben die welche für sie gekocht: Marie malade – Marmelade. Kapiert?«
    »Daher der Name Bratkartoffel.«
    »Wie auch immer, ich sag euch jetzt, warum wir immer Briten bleiben werden.«
    »Könnt ihr das auch nicht ab, wie heute alle sagen ›the UK ‹ oder gar nur › UK ‹? Nicht zu reden von › UK plc‹, als wären wir eine Aktiengesellschaft.«
    »Ich glaube, Tony Blair hat damit angefangen.«
    »Ist für dich also nicht mehr die Thatcher an allem schuld?«
    »Nein, ich hab mich umentschieden. Jetzt ist Blair an allem schuld.«
    »› UK plc‹ ist doch einfach nur ehrlich. Wir sind eine Handelsnation, immer schon gewesen. Maggie hat einfach nur das ursprüngliche England wieder ausgegraben, das immer England sein wird: geldversessen, eigennützig, fremdenfeindlich und kulturfeindlich. Das ist unsere Grundeinstellung.«
    »Um zum Thema zurückzukehren: Wisst ihr, was wir ebenfalls am 14. Februar feiern, außer dem Valentinstag?«
    »Den nationalen Darminspektionstag?«
    »Halt’s Maul, Dick!«
    »Nein. Den nationalen Impotenztag.«
    »Dieses britisches Humor. Einfach kostlich, ist es nicht?«
    »Ja, es ist, ebenso kostlich wie deinen Akzent.«
    »Stimmt aber. Und wenn es um nationale Eigenheiten geht oder um Ironie, dann bringe ich dieses Beispiel, den 14. Februar.«
    »Blutorangen.«
    »Lass mich raten: Benannt nach der Bloody Mary.«
    »Ist euch auch schon aufgefallen, dass sie in den Supermärkten seit ein paar Jahren Blutorangen Rubinorangen nennen? Weil sonst ja jemand meinen könnte, da sei Blut drin.«
    »Im Gegensatz zu Rubinen.«
    »Genau.«
    »Die kommen ungefähr jetzt in die Läden, überlappen sich also mit den Bitterorangen, und ich habe mich gefragt, ob das ebenso oft vorkommt wie Freitag der Dreizehnte vor dem Valentinstag.«
    »Joanna, auch das ist ein Grund, warum ich dich liebe: Weil du es fertig bringst, uns zu dieser späten Stunde narrative Kohärenz unterzujubeln. Ich meine, kann eine Gastgeberin etwas Schmeichelhafteres tun als ihren Gästen das Gefühl zu vermitteln, sie blieben beim Thema?«
    »Schreibdas nächstes Jahr auf die Karte zum Valentinstag, Phil.«
    »Und sind wir uns einig, dass dieser Blutorangen- oder Rubinorangensalat einer Königin würdig wäre?«
    »Und der Schmortopf vom Lammnacken eines Königs würdig.«
    »Der letzte Wunsch von Charles dem Ersten.«
    »Zwei Hemden zu tragen.«
    »Charles der Erste?«
    »Am Tag, als er geköpft wurde. Es war extrem kalt, und er wollte nicht zittern vor Kälte, damit das liebe Volk nicht glaubte, er habe Angst.«
    »Sehr britisch, würde ich sagen.«
    »Und all diese Leute, die historische Kostüme anziehen und die ganzen Bürgerkriegsschlachten noch einmal ausfechten, das kommt mir ebenfalls sehr britisch vor.«
    »Bei uns in den Staaten tut man das auch. Und wahrscheinlich in vielen anderen Ländern.«
    »Von mir aus. Aber wir haben es zuerst getan. Wir haben es erfunden.«
    »Wie euer Cricket und euren Fußball und eure Devonshire Cream Teas.«
    »Könnten wir vielleicht bei der Orangenmarmelade bleiben?«
    »Sehr gut zum Glacieren einer Ente.«
    »Ich wette, jeder von euch, der welche macht, macht sie auf andere Art, und sie hat jedes Mal eine andere Konsistenz.«
    »Flüssig.«
    »Klebrig.«
    »Sue kocht sie dermaßen stark ein, dass sie vom Toast fällt, wenn du nicht aufpasst. Die klebt kein bisschen.«
    »Wenn sie zu flüssig ist, rinnt sie dir einfach runter.«
    »Dumusst die Kerne in einem Musselinsäckchen mit kochen, damit sie mehr … Dings bekommt.«
    »Pektin.«
    »Genau.«
    »Fein geschnitten.«
    »Grob geschnitten.«
    »Ich schmeiße meine in die Küchenmaschine.«
    »Das ist gemogelt.«
    »Meine Freundin Hazel macht sie im Dampfkochtopf.«
    »Meine Rede: Das ist genau wie mit den harten Eiern. Oder ging’s um Spiegeleier? Es gab eine Umfrage, und dabei hat man festgestellt, dass jeder es ein bisschen anders macht und dabei glaubt, seine Art sei die einzig richtige.«
    »Und womit soll das etwas zu tun haben, o Hüterin der kommunalen narrativen Kohärenz?«
    »Mit dem, was Larry gesagt hat: Dass wir alle gleich seien. Das sind wir eben nicht. Nicht einmal in so

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