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Unbefugtes Betreten

Unbefugtes Betreten

Titel: Unbefugtes Betreten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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simplen Dingen.«
    »Theorie und Praxis des Britentums exemplifiziert anhand der Orangenmarmelade.«
    »Und deswegen braucht ihr alle auch keine Angst davor zu haben, Europäer zu werden.«
    »Ich weiß nicht, ob Larry im Lande war, als unser geschätzter Finanzminister und baldiger Expremierminister eine ganze Latte von Bedingungen nannte, bevor wir bereit wären, das gute alte britische Pfund zum fiesen fremden Euro konvertieren zu lassen.«
    »Konvergieren, nicht konvertieren. Es ging um Konvergenzkriterien.«
    »Stimmt. Und kann sich jemand noch an die erinnern? Auch nur an ein einziges dieser Kriterien?«
    »Natürlich nicht. Das war auch nicht der Zweck der Übung.Der Zweck war, möglichst unverständlich zu sein, weshalb man sie sich auch nicht merken konnte.«
    »Und wieso das?«
    »Weil die Entscheidung, beim Euro mitzumachen, immer eine politische, nie eine ökonomische war.«
    »Das hört sich sehr einleuchtend an und stimmt vielleicht sogar.«
    »Aber hat denn irgendjemand das Gefühl, die Franzosen seien weniger französisch und die Italiener weniger italienisch geworden, weil sie beim Euro mitgemacht haben?«
    »Die Franzosen werden immer französisch bleiben.«
    »Genau das sagt man auch über euch.«
    »Dass wir immer französisch bleiben?«
    »Außerdem müssen es nicht unbedingt Bitterorangen sein, um Marmelade zu machen.«
    »Schön, dass wir wieder zum Thema zurückgefunden haben.«
    »Dick hat schon aus allen möglichen Zitrusfrüchten Marmelade gemacht.«
    »Womit mein Ruf endgültig im Eimer ist …«
    »Einmal hat er eine Mischung genommen von – was war das noch mal? – Bitterorangen, süßen Orangen, rosa Grapefruit, weißen Grapefruit, Zitronen, Limetten. ›Sechsfrucht-Marmelade‹ habe ich auf die Etiketten geschrieben.«
    »Damit kämst du bei den EU – Vorschriften nicht durch.«
    »Wie war das noch mal: Pfefferminztee, Pfefferminztee, nichts, koffeinfrei, Pfefferminztee?«
    »Ich möchte lieber gar nichts mehr.«
    »Oha, dabei wollte ich noch …«
    »David, Schätzchen …«
    »Ja, Sue, Schätzchen?«
    »Alsogut, weil du das Thema angeschnitten hast, möchte ich eine unbritische Frage in die Runde werfen. Ist in jüngerer Zeit nach einem Abend bei Phil und Joanna irgendjemand von uns nach Hause gekommen und hat dann noch …«
    »… ›eine klassische Nummer geschoben‹, möchte sie sagen.«
    »Was meinst du mit ›klassisch‹?«
    »Dass es zur Penetration kommt.«
    »Was für ein widerliches Wort!«
    »Es gibt da eine Geschichte über Lady Diana Cooper. Oder war es Nancy Mitford? Eine von beiden jedenfalls, eine feine Dame. Die waren respektive die war auf einem Ozeandampfer, und egal welche es jetzt war, die hat jedenfalls eines Abends mit einem Steward gevögelt. Am nächsten Morgen begegnet er ihr auf dem Vorderdeck oder wo immer und begrüßt sie freundlich –«
    »Wie sich das gehört.«
    »Wie sich das gehört. Worauf sie sagt: ›Penetration ist nicht gleich Präsentation.‹«
    »Ach, ist sie nicht zum Schießen, unsere Oberschicht? England, mein England, nie wirst du untergehen.«
    »Bei Geschichten wie dieser möchte ich mich auf den Tisch stellen und ›Die rote Fahne‹ singen.«
    »›Die rubinrote Fahne‹.«
    »Meiner Frage seid ihr alle elegant ausgewichen.«
    »Wie das denn? Wir haben sie doch längst vergessen.«
    »Dann schämt euch.«
    »Es liegt nicht am Alkohol oder dem Mangel an Koffein, ja nicht einmal an der Müdigkeit. Es ist vielmehr so: Wenn wir nach Hause kommen, sind wir ZVZV , wie wir das nennen.«
    »Wasdie Abkürzung ist für …«
    »Zu voll zum Vögeln.«
    »So viel zum Thema ›Geheimnisse des Schlafgemachs‹.«
    »Erinnert ihr euch an Jerry?«
    »Den mit den Plastikhoden?«
    »Dacht’ ich mir schon, dass euch das in Erinnerung bleibt. Also, Jerry war ein paar Monate im Ausland, und da machte Kate, seine Frau, sich Sorgen, ihr Bauch sei ein bisschen zu dick. Sie wollte in Topform sein, wenn Jerry zurückkam, also ging sie zu einem Schönheitschirurgen und erkundigte sich, wie das mit dem Fettabsaugen wäre. Worauf der meinte, er könne ihr gern einen Flachi machen …«
    »Einen Flachi?«
    »Ich verschone euch mit dem Fachchinesischen. Eines müsse er ihr allerdings sagen: Ihr Bauch dürfe danach mehrere Wochen lang nicht belastet werden, wie er es taktvoll formulierte.«
    »Oha, nur noch Penetration a tergo .«
    »Das ist doch eine Geschichte über wahre Liebe, findet ihr nicht auch?«
    »Wie man’s nimmt, oder eine über weibliche

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