Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick auf die zwei Menschen, die mit ausdruckslosen Mienen an ihr vorbeistarrten, als würden sie kein Wort von dem verstehen, was geredet wurde. »Ist er …? Ich meine, ja. Ja, er war hier, aber er ist schon seit einer Weile wieder weg. – Entschuldigen Sie, aber ich bin es nicht gewöhnt, über solche Sachen zu reden, wenn Menschen dabei sind.«
    Monsieur de la Rivière hob die feingeschwungenen Brauen – Hannah hätte darauf gewettet, dass er sie zupfte. In seinem Blick sah sie das herablassende Mitleid eines Konservativen aus der Alten Welt, der dem minderbemittelten amerikanischen Mädchen etwas erklären musste. »Oh, verzeihen Sie. Sie sind vermutlich mit dem Stand der Anwärter nicht vertraut, daran hätten wir denken müssen. Bei uns in Europa werden die Jäger, wie Sie sie hier nennen, vornehmlich dazu ausgebildet, Positionen in den ewigen Reihen der Blutgilde einzunehmen. Friedrich und Eloy werden schon bald in unseren Stand erhoben. Sie können ihnen vertrauen, Mademoiselle.«
    Hannah konnte eben noch ein gereiztes Schnauben unterdrücken.Allein der weiche Singsang und der überkandidelte Akzent des Mannes reizten sie dazu, ihre Faust in dieses hochmütige Gesicht zu rammen. Der Typ war doch mindestens dreihundert Jahre alt – warum musste er trotzdem so tun, als könne er kein normales Englisch sprechen? Natürlich wusste sie das alles, sie war ja nicht blöd. Aber deshalb gefiel es ihr noch lange nicht.
    »Können Sie uns dann bitte sagen, wohin Mr. Saturnine gegangen ist«, fuhr Frau Braun inzwischen fort, als hätten weder Hannah noch ihr Begleiter irgendetwas gesagt.
    Hannah runzelte gereizt die Stirn. »Nein.«
    Frau Braun verengte die Augen. In ihrem Blick lag plötzlich etwas Hartes. Vermutlich war sie es nicht gewöhnt, dass man ihren Forderungen nicht augenblicklich nachkam.
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf? Miss Blake, Ihnen sollte doch ebenfalls daran gelegen sein, das Verschwinden von Céleste Noir aufzuklären.«
    »Er hat mir aber nicht gesagt, wohin er gegangen ist«, erklärte Hannah ungeduldig. »Er wollte sich bei mir melden, wenn er gefunden hat, was er sucht. Mehr weiß ich nicht. Wenn Sie unbedingt wollen, kann ich ihm ausrichten, dass Sie ihn sprechen möchten, wenn ich von ihm höre. Ich habe aber keine Ahnung, wann das sein wird.«
    Frau Braun verengte die Augen und wechselte einen Blick mit Monsieur de la Rivière. Hannah konnte nicht sagen, ob die beiden ihr glaubten – aber zu ihrer Erleichterung spürte sie keine Anzeichen, dass der Franzose versuchte, ihre Gedanken mit Gewalt aus ihrem Kopf zu zerren. Entweder er hatte die entsprechende Gabe nicht, oder er zögerte noch, sie einzusetzen – beides war Hannah im Augenblick recht.
    »Ich verstehe. Nun, ich denke, in dem Fall haben wir keine Wahl. Wir werden in der Stadt bleiben, bis er zurückkehrt odermit Ihnen Kontakt aufnimmt. Wenn er sich meldet, sagen Sie ihm bitte, dass seine Anwesenheit vor der Versammlung als dringend erforderlich angesehen wird.« Frau Braun machte eine bedeutungsvolle Pause und funkelte Hannah aus ihren hellen Augen an. »Man hat Céleste Noirs rechte Hand gefunden. Vergraben in einer Kiste am Fuß des Eiffelturms.«
    Hannah zuckte innerlich zusammen. Ihr wurde heiß und kalt zugleich. Kris. Was hatte er getan? Er hatte ihr nur versichert, dass Céleste nicht zurückkehren würde – wie dumm war sie gewesen? Was hatte sie denn
gedacht,
das er getan hatte, nachdem er ihr das erzählt hatte?
    Und in diesem Moment wurde Hannah klar, dass sie es wirklich nicht wusste. Sie hatte nicht einmal gefragt, als er ihr sagte, dass er fort musste, hatte es einfach hingenommen, wie sie seit jeher alles einfach hingenommen hatte, was Kris sagte. Dieser verdammte Psycho! Einen verzweifelten Augenblick lang war ihr danach, wild und wie von Sinnen zu lachen.
    Aber sie waren Freunde.
    Sie waren immer Freunde gewesen, schon bevor sie unsterblich wurden und Kris diese verfluchte Blutgabe bekam. Er würde sie nicht verraten. Und sie ihn auch nicht.
    »Wir gehen also davon aus, dass sie vorerst nicht zurückkommen wird«, warf Monsieur de la Rivière ein. Der hochmütige Ausdruck auf seinem Gesicht war einem scharfkantigen Ernst gewichen. »Obwohl wir selbstverständlich nach dem Rest ihres Körpers suchen, ist es doch fraglich, ob und wann es gelingen wird, sie wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Aber es ist unumstritten, dass wir einen fähigen

Weitere Kostenlose Bücher