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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Gewohnheit, obwohl sie wusste, dass es nicht nötig war. Sarah hätte sie auch dann nicht gehört, wenn sie brüllend über die Dielen gestampft wäre. Denn Sarah war taub.
    Überhaupt hatte das Wesen, das dort im Bett lag, kaum noch etwas mit der energiegeladenen Vampirjägerin gemeinsam, die Sarah einmal gewesen war. Ihr Gesicht war zur Hälfte von schwulstigen Narben entstellt – Zeichnung einer gewaltigen energetischen Entladung, die bis ins Innere ihrer Zellen vorgedrungen war und sie irreparabel zerstört hatte. Die Narbe zog sich Sarahs Hals hinunter über ihre Schulter, ihren Arm hinab und an ihren Rippen entlang. Nutzloses Gewebe, gerade genug durchblutet, um nicht endgültig abzusterben. Und als wäre das nicht genug, setzte sich die Verletzung bis ins Innere ihres Kopfes fort, hatte Teile des Gehirns beschädigt, so dass Sarah weder hören noch sich verständlich artikulieren konnte. Sie war dem Tod näher als dem Leben, und das seit Monaten. Ohne Hannahs Pflege, so viel war sicher, hätte sie niemals so lange durchgehalten. Aber Hannah brauchte sie – den einzigen Menschen mit Wahrem Blut, den sie noch hatte. Natürlich hatte sie auch versucht, Sarah zu heilen. Aber gegen diese vollständigeZerstörung der Zellen konnte auch keine noch so hohe Dosis Relacin etwas ausrichten. Das Enzym förderte die Zellregeneration, aber komplett vernichtetes Gewebe konnte es nicht wiederherstellen. Erst recht nicht bei einem Menschen. Wie Sarah es überhaupt geschafft hatte, nach dem Zusammentreffen mit dem Wächter von White Chapel aus der Forschungsstation zu fliehen und zu Tony zu gelangen, war Hannah nach wie vor ein Rätsel. Letztendlich musste sie froh darüber sein, denn sonst hätte sie nun völlig ohne Quelle dagestanden. Und seit sowohl Céleste als auch Kris nicht mehr in Insomniac Mansion waren, fehlte Hannah auch das Geld, mit dem sie Konserven hätte kaufen können. Aber das änderte nichts daran, dass Sarah ihr Blut am allernötigsten selbst brauchte – und dass Hannah mit ihrer Blutgabe nichts gegen diesen Zustand ausrichten konnte. Selbst wenn sie die richtige Gabe gehabt hätte – die seltene Fähigkeit der Organischen Manipulation statt der Anorganischen –, wäre sie doch zu schwach gewesen. Das war und blieb die unumstößliche Wahrheit.
    Hannah starrte auf ihre Hände in den schwarzen Lederhandschuhen. Die Finger, die vor nicht allzu langer Zeit die feinsten mechanischen Arbeiten mühelos beherrscht hatten, zitterten wie Espenlaub. Sie war kaum noch in der Lage, einen Revolver zu halten, geschweige denn einen zu bauen. Ihre Blutgabe verkümmerte – und das, was davon übrig war, entlud sich von Zeit zu Zeit in unkontrollierbaren Stößen. Und sie konnte nichts dagegen tun. Gar nichts.
    Wütend schüttelte sie den Kopf und griff nach Sarahs gesundem Arm. Vorsichtig hob sie das Handgelenk zum Mund und grub langsam die Zähne in die weiche Haut. Ein Ruck ging durch Sarahs Körper. Ihr Mund öffnete und schloss sich, und gequälte Laute drangen heraus. Aber Hannah ließ sie nicht los.Ja, es schmerzte, sie war sich dessen bewusst. Sie waren nicht von einem Stamm, und deswegen litt Sarah, wenn Hannah von ihr trank. Sie würde das ertragen müssen. Dies war Wahres Blut, und Hannah konnte nicht darauf verzichten. Sarahs Wärme breitete sich in ihr aus, rann bis in ihre Fingerspitzen und vertrieb das taube Gefühl aus ihrer Haut. Ein rettender Moment – und viel zu kurz, ehe sie aufhören musste, um das Leben des Mädchens nicht zu gefährden.
    Hannah hockte sich neben dem Bett auf den Boden und lauschte auf Sarahs rasselnde Atemzüge. Sie kam sich jämmerlich vor. Und sie hatte nicht die kleinste Idee, wie sie aus dieser Nummer heil herauskommen sollte. Weil sie Kris dieses dämliche Versprechen gegeben hatte. Jetzt musste sie hierbleiben. Warten, egal, was sie das kostete, und egal, wie erbärmlich das war. Und wer wusste, wie lange noch.
     
    Als ein Gedanke leicht an ihren Geist klopfte, schreckte Hannah auf. Vor dem Fenster war es dunkel. Hinter sich hörte sie Sarahs mühsame Atemzüge. War sie eingeschlafen? Und was noch beunruhigender war – hatte sie den ganzen Tag hier neben dem Bett verbracht? Nach ihren verkrampften Muskeln zu urteilen, hielt sie das durchaus für möglich.
    Erneut berührte ein leiser Finger ihre Gedanken. Psychische Manipulation, und zwar sehr gut ausgebildet.
Kris!,
war ihr erster Gedanke. Ihr Herz schlug augenblicklich schneller. Aber dann schüttelte sie über sich

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