Unbescholten: Thriller (German Edition)
gelegt. Die Gewehrkolben kamen zwischen vakuumverpackte Wassermelonen.
Die letzten Jahre waren hektisch gewesen. Er hatte sich in Bagdad, Sierra Leone, Beirut und Afghanistan aufgehalten, und es war oft gefährlich gewesen. Man hatte auf ihn geschossen, und er war Menschen begegnet, die er nie wiedersehen wollte.
Jens hatte sich vorgenommen, sich nach diesem Auftrag eine Auszeit zu nehmen, nach Hause zu fahren und sich auszuruhen. Normalerweise begleitete er seine Ware nicht, das war viel zu riskant. Dieses Mal machte er eine Ausnahme, er wollte zurück nach Schweden. Auf einem in Panama registrierten Frachtschiff, das von der brasilianischen Hafenstadt nach Rotterdam fuhr, hatte er einen Platz für sich und seine Kisten gebucht. Der vietnamesische Kapitän wusste, worauf er sich einließ. Er hatte gesagt, ein anderer Kunde hätte bereits dafür gesorgt, dass es beim Ausladen in Rotterdam keine Probleme geben würde, aber das habe natürlich auch seinen Preis.
Jens nagelte die Kisten zu, füllte gefälschte Zollerklärungen aus und lud seine Fracht auf einen alten Lastwagen, der ihn und die Waffen am nächsten Morgen nach Paranaguá bringen sollte.
Die Autofahrt war ein elfstündiger Albtraum. Sein Kater hielt ihn wach, und der Fahrer brüllte und hupte sich vorwärts bis nach Brasilien. Am Hafen stellte Jens fest, dass das Schiff ein rostiger alter Kasten aus den Fünfzigerjahren war, blau an den Stellen, wo die Farbe noch nicht abgeblättert war. Das Schiff wurde von einer Brücke im hinteren Teil des Fahrzeugs gesteuert, das schwer mit Containern beladen war. Das Dröhnen des Dieselmotors erfüllte die Luft.
Jens kletterte über eine Leiter an Bord und sah sich um. Von hier oben wirkte das Schiff größer. Er fand seine Kabine, die ihn eher an eine Zelle erinnerte, denn sie war gerade so breit, dass er hineingehen konnte. An der Wand war ein schmales Bett befestigt, dazu gab es einen kleinen Schrank. Wenigstens hatte die Kabine ein Fenster und befand sich über der Wasseroberfläche.
Als das Schiff ablegte, lehnte er sich an die Reling. Die Sonne stand knapp über dem Horizont, und Jens sah den Containerhafen von Paranaguá langsam in der Ferne verschwinden.
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Lars Vinges Arbeitstage waren lang und inhaltsleer. Er hatte Sophie fotografiert, wie sie von der Arbeit nach Hause fuhr. Er hatte dagesessen und die Gegend betrachtet, um die Zeit totzuschlagen, er war im Schutz der Dunkelheit spazieren gegangen und hatte ein paar unscharfe Bilder von Sophie geschossen, wie sie hinter den Fenstern umherging. Er war Sophie und ihrem Sohn Albert gefolgt, als sie in die Stadt fuhren, um essen zu gehen und anschließend ins Kino. Warum er sie bei alldem beobachten sollte, wusste Lars nicht, es schien ihm vollkommen sinnlos.
Am Abend zuvor hatte er Gunilla einen Bericht über Sophies Unternehmungen geschrieben und mit dem Vorschlag geendet, die Überwachung abzubrechen.
Als Lars nach Hause kam, saß seine Freundin Sara im Wohnzimmer und sah sich eine Fernsehsendung über Klimaveränderungen an. Lars lehnte sich an den Türrahmen und verfolgte das Programm. Statistiken und überzeugende Argumente gut ausgebildeter Menschen machten ihm Angst.
Eine SMS von Gunilla erschien auf seinem Display. Sie schrieb, er sei wichtig und wertvoll für die Ermittlungen, er könne die Überwachung jetzt nicht einfach abbrechen. Sie beendete die Nachricht mit den Worten liebe Grüße .
Obwohl Lars begriff, dass ihre Schmeicheleien nicht uneigennützig waren, fühlte er sich doch ein bisschen besser. Mit der Zeit würde Gunilla ihm bessere Aufgaben geben, das hatte sie ihm versprochen – Aufgaben, die seinem Intellekt mehr entsprachen, als Tag und Nacht eine einfache Krankenschwester zu beobachten. Dann würde er endlich einen Sinn in seiner Arbeit sehen, und die anderen in der Gruppe würden begreifen, dass er auf seinem Gebiet unschlagbar war.
Er setzte sich neben Sara aufs Sofa und schaute das Ende der Sendung mit an, wo ihm erklärt wurde, dass er eine Mitschuld daran trüge, wenn die Erde bald kollabieren würde. Sara sagte, sie würde nie mehr in ein Flugzeug steigen und nur noch die Bahn nehmen. Wenn sie denn einmal ins Ausland reisen sollten.
Lars nickte. »Ich muss nachher noch arbeiten. Wollen wir uns ein bisschen hinlegen?«
Sara schüttelte den Kopf und wandte den Blick nicht vom Bildschirm ab.
Um halb acht am Abend parkte Lars den Volvo ein Stück von Sophies Haus entfernt. Wie immer gab es nichts
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