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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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Bleistiftnotiz: gewalttätig stand dort. Lars blätterte weiter und fand Eva Castroneves – zu ihr gab es keine Bleistiftnotiz, lediglich ein kleines Sternchen, wie von einer Lehrerin ins Hausaufgabenheft gemalt. Er suchte unter dem Buchstaben V und fand seine eigene Akte. Er zog sie heraus und schlug sie auf. Das Foto war alt, es war dasselbe wie in seinem Dienstausweis. Das Wort, das hier mit Bleistift in die Ecke rechts oben eingetragen worden war, kam in seiner Bedeutung nicht vollständig bei ihm an, als weigerte er sich, es zu verstehen. Labil.
    Lars schlug die Akte wieder zu und hängte sie zurück in den Schrank. Einen Moment lang starrte er vor sich hin, dann kam wieder Leben in ihn.
    Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und öffnete die Schubladen: Papier, Büroklammern, Stifte, eine Lesebrille, ein Maßband, außerdem ein paar Münzen und Scheine. Die unterste Schublade war abgeschlossen, er brach sie auf und fand darin weitere Mappen, Aufzeichnungen und Briefe und stopfte alles in seine Tasche.
    Dann sah er sich noch einmal um, bevor er wieder in den Keller hinunterging, den er gründlich durchsuchte, Heizungsraum, Putzkammer und schließlich den Vorratskeller, der voller Konserven stand. Gunilla würde hier unten einen Atomkrieg überstehen, so viel war sicher. Lars ließ den Lichtkegel seiner Taschenlampe über die Decke gleiten, dann setzte er sich auf den Boden und fuhr mit der Lampe die Fußbodenleiste entlang. Er stand auf und schaute hinter den Konservendosen nach – dort glänzte etwas. Ganz hinten auf dem Bord, hinter Bohnen, Mais und Eintopf in jeder Geschmacksrichtung glänzte etwas. Er schob die Dosen beiseite, und dann hatte er es endlich vor sich: einen Zylinder aus solidem Stahl mit geprägten Ziffern auf der Front – ein alter, in die Wand eingelassener Tresor, dreißig mal dreißig Zentimeter groß. Lars’ Freude hielt nicht lange an: Wie um Himmels willen sollte er den öffnen? Er schaute auf die Uhr, ihm blieb vielleicht noch eine Stunde, vielleicht weniger. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen …
    Er hatte doch Gunillas Aufzeichnungen in seiner Tasche! Lars setzte sich auf den Boden und breitete sie vor sich aus. Er fand Unmengen Wörter und Fragestellungen, aber keine Ziffern. Er prüfte die Rechnungen, fand Gunillas Personen-Identifikationsnummer, stand auf und gab sie in jeweils zweistelliger Folge ein, die beiden ersten gegen den Uhrzeigersinn, die zwei folgenden im Uhrzeigersinn und so weiter. Der Tresor blieb verschlossen. Lars wiederholte die ganze Prozedur, fing jedoch im Uhrzeigersinn an. Nichts. Er versuchte es mit ihrer Telefonnummer. Telefonnummer und Geburtsdatum. Die Zeit verstrich. Er schwitzte, gleichzeitig war ihm kalt, und er wurde müde. Die Wirkung der Medikamente ließ nach, ihm klapperten die Zähne.
    Er musste sich noch einmal die Registermappen vornehmen. Er rannte wieder nach oben und holte so viele, wie er tragen konnte. Dann setzte er sich wieder im Vorratsraum auf den Boden und schlug die erste Mappe auf. Er blätterte und fand Informationen über einen Streifenpolizisten mit dem Vornamen Sven. Rückwärtsgewandt stand da. Lars legte die Akte zur Seite und die nächste und die übernächste: wieder Polizisten, Inspektoren, Kriminalbeamte, dazu Passfotos mit Gesichtern, die Lars nichts sagten. Und bei jedem fand sich in der Ecke rechts oben eine Bleistiftnotiz von Gunilla. Einsam, umweltabhängig, passiv, aggressiv …
    Alle Mappen waren identisch angelegt: das Foto in der Ecke, ein Ausdruck aus dem Personalbüro, Aufzeichnungen und Arbeitszeugnisse. Er versuchte ein Muster zu sehen, etwas zu erkennen, das herausstach, aber er fand nichts.
    So wird das nichts, dachte er.
    Dann stand er auf, trat einen Schritt zurück und schaute auf die Akte hinunter. Jetzt konnte er die Unterschiede erkennen. Im Aktenschrank hatten sie alle nur braun ausgesehen, nun wurden die verschiedenen Farbnuancen sichtbar, die darauf hinwiesen, dass sie unterschiedlich alt waren. Er griff sich die Mappe, die am blassesten war – das musste die älteste sein. Sie war dicker als die anderen. Die Mappe enthielt zahlreiche alte Zeitungsausschnitte, mit Schreibmaschine beschriebene Blätter und verblichene Fotografien. Er las ein Datum: August 1968. Und dann die Namen Siv und Carl-Adam Strandberg, ermordet während eines Campingurlaubes in Norrbotten am 19. August 1968. Strandberg? Ihre Eltern? Er probierte die Zahlen am Tresorschloss aus: 68 08 19, nichts, 1968 08 19,

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