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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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nichts. Er versuchte es mit und gegen den Uhrzeigersinn, vorwärts und rückwärts. Der Tresor blieb verschlossen. Lars fand die Personen-Identifikationsnummern von Gunillas Eltern und probierte sie aus, die Zeit zerrann ihm zwischen den Fingern, er war schon vierzig Minuten hier, Gunilla konnte jederzeit auftauchen.
    Nichts, nichts, wieder nichts.
    Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er hätte jetzt gern etwas genommen, um die Stiche in seinem Herzen zu dämpfen. Aber er musste mit den Akten weitermachen. Ein Foto von Siv und Carl-Adam Strandberg mit ihren beiden Kindern, Erik und Gunilla. Sie standen vor dem Eingang des Vergnügungsparks Skansen. Carl-Adam Strandberg trug einen kleinen Hut und ein kariertes Hemd. Seine Frau hatte ihr Haar hoch gesteckt. Sie alle lächelten. Lars konnte Gunilla in den Zügen des kleinen Mädchens erkennen. Sie sah glücklich aus. Er sah Erik an, einen blonden Jungen, der mit seiner Familie in den Skansen gehen durfte. Auch er strahlte vor Glück. Lars wurde von einem überwältigenden Schuldgefühl ergriffen. Diesen unschuldigen kleinen Jungen hatte er auf dem Boden von Carlos Fuentes’ Wohnung sterben lassen! Er starrte das Foto an, von dem ihm Erik entgegenblickte. Lars las die Ermittlungsnotizen. Die Eltern waren mit einer Schrotflinte durch die Zeltplane hindurch erschossen worden. Der Mörder hieß Ivar Gamlin und war zu diesem Zeitpunkt einunddreißig Jahre alt. Er war schwer betrunken gewesen, hatte seine Frau geschlagen und sich dann ins Auto gesetzt. Das Gewehr lag zufällig im Kofferraum, hatte er behauptet. Er hatte es tags zuvor benutzt, als er auf Entenjagd gegangen war. Lars blätterte vor bis zu einem Verhör. Gamlin behauptete, sich an nichts erinnern zu können. Etwas weiter unten auf der Seite stand: Gamlin wird 1969 zu lebenslanger Haft verurteilt , 23. November 1969. Lars gab die Ziffern in jeder nur möglichen Reihenfolge ein, ohne Erfolg. Er sah erneut auf die Uhr, gleich halb sechs. 1975, Gamlin stellt ein Gnadengesuch. Es wird abgelehnt. 1979, Gamlins Strafe wird verkürzt, er wird im November 1982 freikommen. Lars blätterte weiter … 1981, Ivar Gamlin wird von einem Mitinsassen ermordet. Jemand hatte sich in der Nacht Zugang zu Gamlins Zelle verschafft. Die Todesursache war Ersticken durch Fremdeinwirkung. Wahrscheinlich mittels einer Plastiktüte, wie der obduzierende Pathologe vermerkt hatte. Lars überlegte. Er las den Text noch einmal, und dann fand er es: das Todesdatum, 21.03.1981. Lars gab die Ziffern ein. Von draußen war ein Auto zu hören, Reifen rollten über den Kies. 19 gegen den Uhrzeigersinn, 81 mit dem Uhrzeigersinn, eine Autotür schlug zu. 03 gegen den Uhrzeigersinn, 21 mit ihm. Er zog am Griff.
    Nichts.
    Jemand steckte den Schlüssel ins Türschloss. Lars gab die Ziffern im Uhrzeigersinn ein. Oben wurde die Haustür geöffnet und wieder geschlossen. Schritte im Flur. Er drehte langsam, 21 gegen den Uhrzeigersinn. Schnelle Schritte von oben. Er drehte bis zum Anschlag. Klick!
    Der Tresor öffnete sich. Andere Menschen hätten es Gottes Hilfe genannt und ihm gedankt, Lars nahm dieses Geschenk schweigend entgegen.
    Gunillas Stimme klang dumpf durch die Holzdecke des Kellers zu ihm herunter. Sie schien mit jemandem zu telefonieren und wirkte sehr erregt. Lars steckte die Hand in den Tresor. Zwei Plastikordner, ein Notizbuch, zwei Bündel Tausenderscheine, eine Pistole und ein dicker Ordner mit grünem Filzrücken. Er packte alles zusammen in seine Tasche. Dann zog er leise den Reißverschluss zu und ging vorsichtig aus dem Vorratskeller und an der Treppe nach oben vorbei. Jetzt hörte er Gunilla viel deutlicher. Sie war kurz angebunden und klang irritiert, sie sagte, es sei eingebrochen worden, und verlangte, ein Techniker solle freigestellt werden und zu ihr nach Hause kommen.
    Lars bewegte sich langsam zum Kellerausgang, als plötzlich Schritte die Treppe herunterkamen. Lars fand die Tür zum Garten und sprang die kleine Treppe hinauf.
    Er hielt sich links und flüchtete zwischen die Bäume. Zweige peitschten ihm ins Gesicht. Er war schon ein ganzes Stück weit gekommen, als er hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. Lars hielt sein Tempo, bis er Minuten später bei seinem Auto anlangte. Er fuhr sofort los, weg von ihrem Haus, weg von Gunilla, nur noch weg.
    ––––––––
    Sie saßen in der Flughafenlounge. Es war kühl und menschenleer, außer ihnen gab es keine Gäste. Stumm warteten sie in ihren Sesseln und

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