Uncharted - Das vierte Labyrinth
lächeln. „Irgendwie ist das sexy.“
Sie stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen, während sie weiter hinter Welch hergingen. Der Archäologe führte sie zwischen zwei Zelten hindurch zu einer Stelle, von wo aus sie die gesamte Ausgrabungsstätte überblicken konnten, ohne selbst zu deutlich sichtbar zu sein.
Mehrere Personen stapften am äußeren Rand der Vertiefung im Sand entlang, unter ihnen ein Mann mit einer Kamera und eine Frau, die auf die Umrisse des Labyrinths deutete, in die Linse blickte und sprach. Die anderen folgten diesen beiden, wobei sie einen Halbkreis um eine dunkelhaarige Frau in weiter Kleidung und einen breitschultrigen, blonden Mann bildeten, der ein makellos weißes Hemd und graue Hosen trug. Er sah aus wie ein Politiker, der versuchte, sich leger zu kleiden und dabei kläglich scheiterte. Jemand, der ständig auf Wählerfang war, selbst wenn er nicht für ein Amt kandidierte.
„Ist das Henriksen?“, fragte Drake.
Jada brummte bestätigend und starrte zu der Gruppe hinüber. Obwohl die Hitze ihre Wangen rötete, war sie doch blass geworden, und als er ihren Arm berührte, um sie zu beruhigen, zuckte sie zusammen. Ihre Haut war eiskalt.
„Die große Frau mit den schwarzen Haaren ist Hilary Russo. Sie ist die Leiterin dieser Expedition und für die gesamte Ausgrabung verantwortlich“, erklärte Welch. „Ich nehme an, die Blondine kennen Sie schon.“
Drake sagte nichts. Ja, sie kannten die Frau, die hinter den anderen herging, nur zu gut. Ihr goldenes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihre Kleidung war eher für eine Safari geeignet als für eine archäologische Ausgrabung. Alles in allem stellte sie das weibliche Äquivalent zu Henriksens vornehmer Makellosigkeit dar.
„Ich schätze, sie ist eine bessere Schauspielerin, als du gedacht hast, hm?“, murmelte Sully mit einem Seitenblick auf Drake.
„Was zur Hölle tun die hier?“, flüsterte Jada und schlang die Arme um ihre Schultern, als stünde sie nicht länger in der Wüste, sondern in einem Eisschrank.
„Wie ich schon sagte, Henriksen hat die Finanzierung der Ausgrabungen übernommen“, erklärte Welch, und seine Hände zuckten in einer typisch fahrigen Bewegung hoch, um seine Brille zurechtzurücken. „Phoenix ist jetzt unser einziger Sponsor. Er zahlt für dieses Projekt und für die drei nächsten, die Hilary geplant hat. Das heißt, ihre Arbeit und die ihres Teams und auch meine – sofern ich nicht gefeuert werde, wenn man Sie hier mit mir sieht – ist auf Jahre gesichert. Im Gegenzug darf Henriksen entscheiden, wie mit den Fundstücken verfahren werden soll und was in welchem Museum ausgestellt wird, ganz egal, was wir finden. Außerdem hat er die alleinigen Medienrechte. Angeblich will er eine Fernsehserie über die Ausgrabungen drehen. Darum auch die Dokumentarfilmer, die da vor ihm herdackeln. Gestern Abend sagten Sie, wir hätten es hier mit einer gewaltigen Entdeckung zu tun. Sie hatten recht.“
Während Drake zwischen den Zelten auf und ab stapfte, starrte Jada weiter zu der Gruppe auf der anderen Seite der Senke hinüber. Drake konnte Sullys Blick auf sich spüren.
„Wir müssen vor Henriksen dort runter“, brummte sein alter Freund schließlich.
Drake nickte, dann drehte er sich zu Welch um. „Was Sie da über Ihre Arbeit gesagt haben … Das klingt, als hätten Sie Zweifel. Sie haben es sich doch nicht anders überlegt, oder? Luka und der Freund Ihrer Schwester sind tot, und wir glauben, dass Henriksen dahintersteckt. Wir brauchen Ihre Hilfe, Ian.“
Jada, die den Blick inzwischen von Henriksens Truppe losgerissen hatte, blickte von Drake zu Welch und wieder zurück. Ihre Augen waren weit und voller Sorge. Der Gedanke, dass der Archäologe seine Meinung ändern könnte, war ihr offenbar gar nicht gekommen.
Welch antwortete nicht sofort. Er wand sich vor Unbehagen und kämpfte offensichtlich mit sich selbst. Nach ein paar Sekunden zuckte er dann unmerklich mit den Schultern. „Gretchen würde mich umbringen, wenn ich Ihnen nicht helfe.“
Drake musste darüber nachdenken, wie viel Glück Welch hatte, dass Henriksens Schlägertrupp gestern Abend Jada verfolgt hatte und nicht ihn. Seine Schwester würde ihn vielleicht töten, falls er ihnen nicht half. Aber Henriksen hätte ihn ganz bestimmt umgebracht, hätte er gewusst, dass er ihnen half.
Sie mussten ihn vor der großen Gefahr warnen, in der er sich befand – aber erst, nachdem er ihnen das Labyrinth gezeigt
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