Uncharted - Das vierte Labyrinth
Doch es war noch mehr Blut vergessen worden, um dieses Geheimnis zu schützen.
Da Hilary und ihr Team nicht wussten, wonach Henriksen suchte, würden sie dieses Wissen wohl sehr viel langsamer aufdecken. Davon abgesehen würde die Polizei sie für eine Weile ausbremsen, wenn die Beamten herauszufinden versuchten, wer Welch gekidnappt hatte.
Drake war sicher, dass sie vor Henriksen das dritte Labyrinth erreichen würden. Sie mussten es einfach schaffen.
Was Welchs Entführung anging, so vermieden Drake, Sully und Jada dieses Thema, so gut es nur ging, nicht zuletzt, weil sie wussten, dass sie bei der Polizei zwangsläufig ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stehen würden. Schließlich waren sie mit qualmenden Reifen vom Schauplatz geflüchtet, aber sie hatten nun einmal keine andere Wahl gehabt. Jetzt galten sie vermutlich bereits als bewaffnete Flüchtige und vermeintliche Kidnapper.
Seitdem er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte, war so einiges gründlich schiefgelaufen, und Drake schwor sich, sollte er diesen Schlamassel überstehen, würde er sich nach einem anderen Job umsehen. Etwas Ruhiges und Sicheres, zum Beispiel Minen entschärfen oder als Dompteur seinen Kopf ins Maul eines Löwen stecken. Mit Victor Sullivan rund um den Globus zu hetzen, war einfach zu gefährlich. Falls sie es nach Santorini und später wieder von der Insel herunter schafften, ohne dass noch jemand starb, konnten sie wirklich von Glück reden.
Doch er konnte sich nicht lange an dieser Illusion festklammern. Wenn es eine Konstante bei seinen Abenteuern mit Sully gab, dann die, dass sie nie Glück hatten.
13.
Auf der ganzen Welt gab es keinen zweiten Ort wie Santorini. Die Dörfer, die auf den versunkenen Vulkankrater hinausblickten, waren in die Höhlen und Nischen der Klippen hineingebaut, die als Einzige den Ausbruch des Vulkans im Herzen des alten Thera überdauert hatten. Die Kuppeln der größeren Gebäude waren von demselben Blau wie die Swimmingpools, die die Küstendörfer sprenkelten, und nur unwesentlich heller als das Wasser im Kraterkegel. Drake schätzte, dass es allein im Dorf Oia mindestens zehntausend Treppenstufen geben musste, von denen sich alle an der Innenseite der Insel dahinzogen – einer Insel, die zum Rand eines schlafenden Vulkans gehörte. Einige der Strände hatten schwarzen, vulkanischen Sand, und irgendwie ermöglichte es die atemberaubende Schönheit dieses Ortes den Einheimischen wohl sich einzureden, dass es nie wieder eine Eruption geben würde, die sie alle mit Feuer und Lava verbrennen könnte.
Doch es war nicht auszuschließen, dass der Vulkan wieder erwachte. Drake wusste das, und obwohl er lange hätte überlegen müssen, um einen anderen Ort zu nennen, der so bezaubernd und friedlich war wie Santorini, faszinierte ihn an der Insel doch am meisten, dass die Leute hier mit dem Wissen lebten, dass ihre Heimat jederzeit untergehen könnte.
Es war Sonntagabend, und die Wärme des Tages lag noch immer über der Insel, obwohl die Sonne längst untergegangen war. Drake und Jada spazierten nebeneinander durch die Gassen, über die Treppen, von denen man auf den versunkenen Vulkankrater hinausblicken konnte, und vorbei an den Bars, Restaurants und Läden. Viele der Geschäfte waren bereits geschlossen, es war immerhin ein Sonntagabend im Oktober, aber einige hatten noch geöffnet, und sie sahen sich die Auslagen in den Schaufenstern an. Manchmal redeten sie dabei über ihr Leben, dann schlenderten sie wieder in einvernehmlichem Schweigen dahin.
Während der vergangenen vierundzwanzig Stunden hatten sie mehr vollbracht, als Drake gedacht hätte. In Port Said waren sie in einem Hafen fündig geworden, wo Kapitäne ihre Boote für Tagesreisen vermieteten. Diese Angebote waren schon von Haus aus teuer, aber für sie wurde es sogar noch kostspieliger, als sie erklärten, dass sie nach Santorini wollten, aber nicht wieder zurück. Der wettergegerbte Ägypter hatte sich darüber empört, dass er wegen ihnen das Gesetz brechen sollte. Aber als ausreichend Geld in seiner Tasche verschwunden war, lösten sich diese moralischen Bedenken in nichts auf.
An Bord seines Bootes hatten die drei Abenteurer in einer relativ bequemen Kabine geschlafen, und dann, am frühen Sonntagnachmittag, waren sie in Santorini an Land gegangen. Es war sehr schlau von ihnen gewesen – oder vielleicht auch nur ein glücklicher Zufall – , dass sie bereits aus der Auberge du Lac ausgecheckt und all ihre Taschen bei
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