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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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ganzes Leben damit ver- f bracht hatte, Reichtümer anzusammeln, starb. Und da er nichts mitnehmen konnte, spielte er den Großzügigen und vermachte Geld und Gut wohltätigen Institutionen in der Stadt.
    «Ein Aas - im Leben wie im Tod», sagten die Leute vom Dorf, als sie von dem Testament erfuhren.
    Doch Pocci war so gemein, daß er dem Dorf nicht einmal die Genugtuung gönnte, ihn zu beschimpfen. Als niemand es mehr erwartete, zog der Notar einen versiegelten Umschlag hervor, «Zwei Monate nach meinem Tode zu öffnen».
    Pocci hinterließ sein Haus, drei Millionen Lire in bar und ein ansehnliches Grundstück einem zu errichtenden Altersheim. Testamentsvollstrecker der Pfarrer, der Bürgermeister und sechs weitere, mit hinterhältiger Sorgfalt ausgesuchte Persönlichkeiten.
    Don Camillo, Peppone und die übrigen Komiteemitglieder fanden sich zur Testamentseröffnung im Büro des Notars ein, und es war ein harter Schlag für alle, denn keiner der Einberufenen hatte etwas von der An- j Wesenheit der andern gewußt. Sie maßen einander mit finsteren Blicken und ließen die Lesung über sich ergehen.
    Als der Notar geendet hatte, sagte keiner ein Wort.
    «Wer schweigt, stimmt zu», stellte der Notar fest. «Ihr nehmt also an und verpflichtet euch als Testamentsvollstrecker, ein Heim für die bedürftigen Alten der Gemeinde zu errichten und zu verwalten.»
    «Augenblick!» rief Peppone. «Reden wir doch geradeheraus: Der alte Pocci hat sich auch in dieser Angelegenheit als das große Aas benommen, das er immer gewesen ist.»
    «Herr Bürgermeister!» mahnte Don Camillo. «So spricht man nicht von Toten!»
    «Herr Pfarrer», erwiderte Peppone, «als Pocci diesen Wisch hier eigenhändig unterschrieb, war er nicht tot, sondern lebendig. Also war er das Aas, das wir kennen. Und darum hat er noch diese letzte Schindluderei mit uns getrieben und als Testamentsvollstrecker acht Personen ausgelesen, von denen jede die andern sieben auf den Tod nicht ausstehen kann. Es muß schwer gewesen sein, eine solche Kombination auszuklügeln, doch der alte Pocci hat es fertiggebracht: politische Differenzen, Interessenstreitigkeiten, alte Rivalitäten der verschiedensten Art, undsoweiter undsofort, kurz, wenn jeder von uns seinem eigenen aufrichtigen Impuls folgen dürfte, würde er den andern sieben ins Gesicht spucken. Seht Ihr, was ich meine?»
    «In gewissem Sinne schon», brummte Don Camillo.
    «Gut», fuhr Peppone fort. «Wir sind also hier anwesend und nennen ihn, als Lebenden und nicht als Toten, ein Aas, das unter dem noblen Vorwand der menschlichen und sozialen Solidarität allen acht von uns die Galle hochtreiben will, mit dem Ziel, daß wir einander die Köpfe einschlagen und das ganze Komitee im Krankenhaus oder im Gefängnis landet. Und daher schlage ich vor, daß wir dem Verstorbenen, mit Verlaub, die Zunge herausstrecken und es jemand anderem überlassen, das Altersheim zu verwirklichen.»
    «Einverstanden!» stimmte das Komitee lebhaft zu, ausgenommen Don Camillo.
    «Der Herr Gemeindepfarrer billigt unseren Entscheid nicht?» erkundigte sich Peppone angriffslustig.
    «Der Herr Gemeindepfarrer gestattet sich lediglich, Euch darauf hinzuweisen, daß die acht Testamentsvollstrecker, die Pocci bezeichnet hat, unersetzbar sind. In dem Dokument steht ausdrücklich, daß das Vermächtnis automatisch an das Altersheim von Palermo geht, wenn wir es nicht alle acht annehmen.»
    «Palermo?» rief Peppone aufgebracht. «Was hat Sizilien damit zu tun?»
    «Das müßte man den Herrn Pocci fragen. Ich weiß ebensowenig wie Sie, Herr Bürgermeister. Also: Wenn wir nicht annehmen, bringen wir das Dorf um ein riesengroßes Benefiz, und dann ist das ganze Dorf gegen uns und macht uns für den Schaden verantwortlich.»
    Peppone ließ die Faust auf den Schreibtisch krachen: «Da haben wir’s, was der alte Pocci wirklich wollte: das Dorf noch einmal ärgern und uns persönlich hereinlegen!»
    «Das glaube ich nicht», wandte Don Camillo ein. «Ich glaube vielmehr, daß ihn eine ganz andere Absicht beseelte. Eine sehr löbliche Absicht: uns zu zwingen,] daß wir zum Wohl des Dorfes unsere Antipathien vergessen. Uns einen Anlaß zu liefern, über den wir alle einig sein können.»
    Peppone ließ seinen Blick über die Runde schweifen. «Für mich», sagte er, «ist Poccis Ziel kein anderes, als uns einen Streich zu spielen. Und da würde ich sagen: Nehmen wir die testamentarische Verfügung an. Unsere privaten Beziehungen bleiben, wie sie

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