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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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des klerikalen
    Wunderglaubens zu befreien. Solange das werktätige Volk noch an Geister und Gespenster glaubt, kann von proletarischer Revolution ja gar nicht die Rede sein!»

    Die Bagatelle mit dem Spuk wuchs sich - in den Augen Peppones - in kurzer Zeit zur Schande des Dorfes aus. Und als er eine alte Frau sah, die sich bekreuzigte, während sie an Tavonis Haus vorbeieilte, war das Maß voll- Wütend lief er ins Gemeindehaus, schloß sich in seinem Bürgermeisterbüro ein und verfaßte einen unmißverständlichen Aufruf:
    «Bürger!
    Wegen eines Witzboldes, der aus bösartigem Spaß ein Gerücht in die Welt gesetzt hat, wurde im Dorf das Märchen vom sogenannten Gespensterhaus verbreitet, mit allen Zeichen der Volksverdummung, wie sie des letzten Jahrhunderts würdig sind. Abgesehen vom sozialen Rückschritt macht sich damit das Dorf zum Gespött der umliegenden Gemeinden, was schweren moralischen und materiellen Schaden nach sich zieht.
    Es wird daher an die Bürgerschaft appelliert, an den ungebildetsten Klassen der Bevölkerung ein Werk der Aufklärung zu vollbringen, damit dieses Gerede aufhört, ansonsten unser Dorf in Kürze zum Gegenstand von Witzen wird, wie Piolo, wo sie einst den Kirchturm verschieben wollten und dabei Stroh unter ihre Füße legten, daß es aussah, als bewege sich der Turm, während sie stillstanden und nach hinten rutschten.
    Es wird gebeten, die Schuldigen ausfindig zu machen, damit der Ungehörigkeit ein Ende bereitet werden kann.
    Der Bürgermeister
    Giuseppe Bottazzi»

    Der Smilzo sorgte noch für die richtige Interpunktion, dann wurde der Aufruf in Druck gegeben und an den Straßenecken aufgehängt. Unglücklicherweise verließen nur zwei Stunden danach die Tavonis mit Sack und Pack; das neue Haus und kehrten in ihr ursprüngliches Heim zurück.
    Das wirkte so einschneidend auf die öffentliche Meinung, daß Peppones tiefempfundener Aufruf ungehört verpuffte und sich im Dorf und in allen Gemeinden der Umgebung große Gruppen von Anhängern des Übernatürlichen bildeten.
    Tavoni hängte ein Schild an die Tür des Hauses: «Zu vermieten». Als niemand sich meldete, schrieb er ein neues: «Zu verkaufen».
    Leute mit Geld gab es genug, und das Geschäft wäre günstig gewesen; doch niemand hatte den Mut, zuzu-j schlagen.
    So trat eines Sonntagvormittags Peppone in das Café, in dem sich die wohlhabenden Landwirte jeweils nach der Messe trafen, und meinte sarkastisch: «Wenn man! denkt, daß alle dem Tavoni das Geschäft wegschnappen: wollten, als er den Vertrag unterschrieb! Jetzt, wo er das Haus um ein Butterbrot verkauft, will niemand es haben. Bammel ist halt noch stärker als Egoismus!»
    Filotti, der am schnellsten reagierte, sprach allen aus dem Herzen, als er sagte:
    «Wenn Sie soviel Mut haben, warum kaufen Sie es nicht selbst?»,
    «Mut genügt nicht: Da braucht’s Geld. Und ich habe keins.»
    «Aber Ihre Partei hat Geld. Lassen Sie es doch von der Partei kaufen.»
    «Wir sind nicht die Bauernpartei, wir können nicht mit Geld um uns schmeißen.»
    «Sie haben doch die vier Millionen für die Vergrößerung des Volkshauses. Wenn Sie das lassen, wie es ist, und für drei Millionen die Tavoni-Villa kaufen, sparen Sie Ihrer Partei eine Million und machen ein Bombengeschäft.»
    Tatsächlich war man im Begriff, das Volkshaus aufzustocken und anzubauen. Das ganze Dorf wußte das und kannte den Kostenvoranschlag bis in alle Einzelheiten.
    «Das Haus ist wie gemacht für die Einrichtung von Büros, des Archivs undsoweiter», fuhr Filotti fort. «Schade, daß die mittelalterliche Volksverdummung auch bei den Progressiven herrscht.»
    Das war eine öffentliche Herausforderung, auf die Peppone nur antworten konnte: «Eigentlich keine schlechte Idee.»
    Es war sogar eine ausgezeichnete Idee, denn die Villa hatte mehr als sechs Millionen gekostet und wies alles auf, was für die Unterbringung des Hauptquartiers der Roten geeignet war.
    Also packten die Roten zu, und schon wenige Tage später nahm Peppone samt zugehörigen Siebensachen im neuen Haus feierlich Einsitz.
    Und alsogleich hatte das Volk den passenden Namen für die Tavoni-Villa gefunden: Kreml.
    Als im Kreml alles eingeräumt war, versammelte Peppone nach dem Abendessen seinen Stab um sich und sagte: «Alle wichtigen Dokumente liegen jetzt hier - wir dürfen sie natürlich nicht allein lassen. Von nun an hält jede Nacht jemand Wache. Wer will heute hierbleiben?»
    Niemand antwortete.
    «Schön», brummte Peppone. «Dann

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