...und da sagte Don Camillo...
die Fürsorge für die Bedürftigsten.»
Die fünf beäugten Peppone, Don Camillo und die andern sechs voller Mißtrauen.
«Wie ihr sicherlich wißt», fuhr Peppone fort, «wird demnächst das Altersheim eröffnet, und darum haben wir euch hergebeten.»
«Ich bin nicht alt», brummte Giacomone. «Mich geht das nichts an.»
«Du bist fünfundsiebzig», erwiderte Peppone, «also bist du alt.»
«Wenn einer noch arbeiten und sein Stück Brot verdienen kann, ist er nicht so alt, daß man ihn ins Armenhaus stecken muß», beharrte Giacomone.
Nun wurde Peppone ärgerlich: «Red keinen Quatsch, Giacomone: Du hast schon nie etwas getan, als du jung warst, geschweige denn jetzt, da du alt bist. Seit ich ein kleiner Junge war, sehe ich euch herumgehen und um Almosen bitten.»
«Ich habe nie gebettelt!» protestierte Giacomone.
«Ich auch nicht!» behauptete Ranieri.
«Ich tue seit fünfzig Jahren meinen Dienst mit dem Handkarren und verdiene meinen Lebensunterhalt!» rief Joffini.
Peppone lief puterrot an. «Schluß jetzt! Ab heute abend seid ihr im Altersheim. Und wenn ihr nicht geht, lasse ich euch hintragen!»
«Und wenn du mich hintragen läßt, reiße ich aus!» schrie Girardengo wütend.
Die Miràcola begann still zu weinen und wischte sich mit einem Zipfel ihres schwarzen Kopftuches die Augen.
«Und was habt Ihr zu flennen?» fragte Don Camillo.
«Ich will in meinem Bett sterben, nicht im Hospital», stammelte die alte Frau.
«Hospital?» kreischte Peppone wütend und drückte damit die heilige Entrüstung der ganzen Kommission aus. «Welcher Lump hat die Frechheit, von einem Hospital zu reden? Smilzo, schmeiß die Leute in den Krankenwagen und fahr sie zum Heim, damit sie es sehen!»
Als sie das Wort Krankenwagen hörte, fing die Alte erst recht zu weinen an. «Herr Peppino», flehte sie,? «habt doch Respekt vor einer armen alten Frau, die Euch auf dem Arm getragen hat, als Ihr zwei Monate alt wart ...»
« Auf das Wort Peppino und den Vorwurf reagierte Peppone mit einem so argen Fluch, daß Don Camillo den Nichtangriffspakt verletzte und zu der Alten sagte: «Anstatt ihn im Arm zu halten, hättet Ihr ihn gescheiter von der Brücke in den Kanal geworfen.»
Die fünf armen Teufel wurden in den Lieferwagen verladen und weggebracht. Peppone, Don Camillo und die andern sechs folgten zu Fuß. Sie waren alle stocksauer: «Wir reißen uns alle Beine aus, um ihnen Gutes zu tun, und sie behandeln uns, als wären wir Henker!»
«Und jetzt?»
Die fünf Unglücklichen, die verloren im großen Vorraum des Altersheims herumstanden, fuhren zusammen, als sie Peppones Stimme hörten.
Man führte sie zur Besichtigung durch das ganze Gebäude. «Das ist die Küche, wo man euch das Essen kocht», erklärte Peppone. «Gesundes, sauberes, nahrhaftes Essen. Und reichlich.»
«Frühstück, Mittagessen, Vesper und Abendessen»,! fügte Don Camillo hinzu. «Und das alle Tage. Aus mit der Ungewißheit!»
Dann gelangte man in den weiten, hellen Speisesaal. «Aus und vorbei ist es mit dem Brotverdrücken an einem Grabenrand», sagte Peppone.
«Ihr eßt wie rechte Christenmenschen am gedeckten Tisch, an der Wärme im Winter und in der Kühle im Sommer.»
Dann betraten sie den Schlafsaal mit den in Reihe stehenden Betten.
«Jesusmaria!» stöhnte die Miràcola.
«Jesusmaria was?» wollte Don Camillo wissen.
«Ich will nicht an einem Ort schlafen, wo Männer schlafen.»
«Dummes Zeug! Das ist doch die Männerabteilung. Ihr schlaft in der Frauenabteilung.»
Nun zeigte man den künftigen Insassen die glänzenden Porzellanwaschbecken, das Krankenzimmer, die kleine Bibliothek, den Aufenthaltsraum mit den bequemen Stühlen und die Garderobe mit der schon bereitgelegten Wäsche und den Kleidern, die an den Bügeln hingen.
«Warmwasserheizung, elektrisches Licht, warmes und kaltes Wasser, Radio und, wenn die Station Montepelli erst gebaut ist, auch Fernsehen. Zeitungen, Bücher, Werkstätte, wenn einer Lust hat, sich die Zeit mit kleinen Arbeiten zu vertreiben. Und der feine Garten, um Luft und Sonne zu genießen. Meint ihr immer noch, wir seien Halunken, die euch etwas Böses antun wollen? Schurken, die euch ins Hospital stecken? Mörder, die euch im Gefängnis einsperren? Das ist euer Haus, und jeden Tag habt ihr freien Ausgang. Also - was habt ihr 2 u sagen?» Selbstsicher wartete Peppone auf Antwort.
«Es ist wunderbar», sagte Giacomone.
«Direkt herrschaftlich», fügte Ranieri hinzu.
«Schön!» seufzte Joffini.
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