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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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war mit zerbrochenen Stühlen und zerschlagenen Holzkübeln beladen.
    Auf einer Deichsel saß Joffini mit der Pfeife im Mund, und auf der Karrenwand stand mit roter Lackfarbe:
    Handwerker-Genossenschaft
    «Freiheit»
    Der Smilzo zirkelte rechts vorbei, und als sie an Joffini vorüberfuhren, beugte sich Don Camillo aus dem Lastwagen und warf ihm eine halbe Toscano-Zigarre in den Schoß.
    Die andere Hälfte stopfte er sich selber in den Mund und zündete sie an, um nicht hinter Peppone und den andern zurückzustehen, die wie Fabrikschlote drauflosrauchten.

Das Meisterwerk

    An jenem Morgen sprang Peppone schon um vier Uhr aus den Federn. Er war sozusagen mit einem Knoten im Kopf eingeschlafen und brauchte daher keinen Wecker.
    Kurz vor Mitternacht nämlich, als er schon am Haustor stand, um abzuschließen, hatte man ihm die Nachricht überbracht, daß die Klerikalen in der Villa von Filotti eine Geheimversammlung abgehalten hatten. Dem Informanten, der sich in unmittelbarer Nähe des Sitzungsortes herumgedrückt hatte, war es gelungen, einen Satz aufzuschnappen, den eines der klerikalen großen Tiere beim Verlassen des Hauses laut zu den andern geäußert hatte: «Morgen haben wir etwas zu lachen!»
    Was sollte morgen vorgehen? Peppone fand keine Antwort auf diese quälende Frage, und nachdem er alle Rädchen seines Gehirns umsonst in Bewegung versetzt hatte, beschloß er, das einzige, was man tun könne, sei, sofort schlafen zu gehen, um im frühesten Morgengrauen wieder auf den Beinen zu sein.
    Um viertel nach vier begann Peppone seine Inspektionsrunde durch die verlassenen Straßen des schlafenden Dorfes.
    Er bemerkte nichts besonderes: Die an die Mauern geklebten Plakate waren dieselben wie am Abend vorher, die Spruchbänder und die Anschlagtafeln auch. Das beruhigte Peppone einerseits, andererseits machte es ihm erst recht zu schaffen: Wenn es sich nicht um einen propagandistischen Streich in Form von Papier handelte, das man an die Wände klebt, was hatten dann die Klerikalen ausgeheckt?
    Wahrscheinlich etwas Journalistisches - in diesem Fall blieb Peppone nichts anderes übrig, als ruhig zu warten, bis die Zeitungen herauskamen.
    Entschlossen überquerte er den Platz und ging zum Volkshaus. Tief in Gedanken versunken, zog er den Schlüssel zum Eingang aus der Tasche - und tat vor Schrecken einen Satz rückwärts.
    Auf den Stufen vor der großen Tür lag ein dickes Bündel, das alles andere als vertrauenerweckend aussah. Peppone dachte gleich an eine Höllenmaschine. Schon in den nächsten Sekunden jedoch geschah etwas, das diese Vermutung über den Haufen warf: aus dem Bündel ragte ein winziges, winkendes Händchen.
    Mißtrauisch trat Peppone wieder näher, und als er einen Zipfel des schwarzen Tuches hob, mit dem das Bündel zugedeckt war, entdeckte er an der kleinen Hand einen kleinen Arm und an dem kleinen Arm ein kleines Kind.
    Ein so schönes Kind hatte Peppone noch nie gesehen; es konnte höchstens drei, vier Monate alt sein, und es fehlten ihm nur zwei Flügel, daß man es für ein Engelchen gehalten hätte.
    Auf dem Jäckchen war mit einer Sicherheitsnadel ein Blatt Papier angeheftet:
    «Wenn ihr die Partei der Armen seid, dann ist dieses Geschöpf das ärmste der Welt, denn es hat nichts, nicht ei nmal einen Namen. Es wird euch anvertraut von einer Un glücklichen Mutter.»
    Als Peppone diese unglaubliche Botschaft gelesen und wiedergelesen hatte, blieb ihm der Mund offen - aber nur solange, als es unbedingt notwendig war; dann stieß er einen Schrei aus.
    Von allen Seiten kamen Leute herbei, die wenig mehr als das Hemd auf dem Leibe trugen und deren Augen noch voller Schlaf waren. Sie alle lasen das Briefchen und starrten sich fassungslos an.
    «Ist das denn die Möglichkeit, daß im Atomzeitalter noch solche Dinge Vorkommen?» brüllte schließlich Peppone. «Das ist ja das reine Mittelalter!»
    «Nur mit dem Unterschied, daß sie im Mittelalter diese Kinder auf die Kirchenstufen legten!» bemerkte der Smilzo, der sich dazugesellt hatte.
    Peppone wandte sich um und fragte verblüfft: «Was willst du damit sagen?»
    «Daß es vom Mittelalter bis heute ziemliche Fortschritte gegeben hat», erklärte Smilzo. «Immerhin, die unglückseligen Mütter, die gezwungen sind, ihre Kinder wegzugeben, trauen nicht mehr den Pfaffen, sondern...»
    Peppone ließ ihn nicht ausreden; er packte ihn beim Jackenaufschlag und zog ihn zur Volkshaustür. «Nimm das Kind und komm herein!»
    Der Smilzo hob das Bündel auf

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