oberste Behörde der Gemeinde, nämlich der Bürgermeister.»
Darauf wußte der Maresciallo keinen Einwand mehr. «Gehen wir und sehen wir uns das Kind an», brummte er.
«Machen Sie sich keine Umstände - ich lasse es hierherbringen.»
Bald darauf kam Lungos Frau mit dem Kleinen im Arm. Kaum hatte der Maresciallo einen Blick auf das Kind geworfen, rief er aus: «Donnerwetter! Das ist ja ein Meisterwerk! Wie kann man nur ein so wunderschönes Geschöpf aussetzen!»
Peppone seufzte. «Auch die schönsten Kinder können nicht von der Luft leben.»
Der Polizeichef brauchte keine langen Untersuchungen anzustellen. Noch am selben Abend wurde er dringend nach Torricella gerufen, weil man drei Kilometer außerhalb des Dorfes eine junge Frau tot auf dem Bahngleis gefunden hatte.
In ihrer Handtasche waren eine Identitätskarte und ein Brief, der mit den Worten begann: «Es ist die übliche Geschichte vom einsamen, betrogenen und verlassenen Mädchen ...»
Alles übrige ging aus der Identitätskarte hervor; der Maresciallo brauchte nur noch an die Carabinieri der fernen Stadt zu schreiben, in der das Mädchen wohnhaft gewesen war, und die Antwort abzuwarten.
Die Antwort kam: Es handelte sich tatsächlich um ein Mädchen, das ganz allein auf der Welt stand, und das Kind war als ihr Sohn eingetragen.
Der Maresciallo teilte es Peppone mit. «Wenn Sie wollen, können Sie jetzt die Adoption in die Wege leiten», sagte er. «Sollten Sie jedoch Ihre Meinung geändert haben ...»
«Ich ändere meine Meinung nicht.»
Das Findelkind war wirklich ein Meisterwerk; wer im mer es anschaute, war überwältigt. Schließlich bekamen auch Bicci und seine Frau es zu sehen und gerieten völlig aus dem Häuschen.
Die Biccis waren steinreich; alles im Leben war ihnen gelungen, nur das eine nicht: Sie hatten keine Kinder bekommen. Jetzt träumten sie nur noch davon, zu einem Stammhalter zu gelangen.
Beim Anblick des Findelkindes sagten sie gleich: «Den schickt uns der liebe Gott! Er hat niemanden auf der Welt. Er gehört uns!»
Sie liefen zu Don Camillo und erklärten ihm alles. «Nur Sie können etwas unternehmen! Peppone hört nur auf Sie!» beschworen sie ihn.
Und Don Camillo mußte in Begleitung des Maresciallo bei Peppone anklopfen. Sie wurden ziemlich unhöflich empfangen. «Politik?» erkundigte sich Peppone.
«Nein. Etwas Ernsteres. Es geht um dieses Kind.»
Nachdem Peppone sich die von Don Camillo übermittelten Vorschläge des Ehepaares Bicci angehört hatte, antwortete er mit einem trockenen «Nein».
«Ich bin im Besitz eines Briefes», sagte er dann, «den die arme Frau in Torricella aufgegeben hat, bevor sie sich unter den Zug warf. Er ist identisch mit dem Schreiben, das Sie, Signor Maresciallo, in der Handtasche gefunden haben. Und der Brief war an mich adressiert.»
«An Sie? Also kannten Sie das Mädchen!»
«Nein. Der Brief war an den
gerichtet, und der bin ich, und so hat man ihn mir persönlich zugestellt.»
Der Polizeichef lächelte ungläubig: «Daß die Ärmste, nachdem sie ihr Kind vor dem Volkshaus abgelegt hatte, dem Chef des Volkshauses einen Brief schrieb, kann ja sein. Aber wie können Sie behaupten, daß es sich um das gleiche Schreiben handelt wie das, das in der Handtasche lag und an die Justizbehörde gerichtet war?»
«Aus dem einfachen Grund, daß in meinem Brief stand: .»
Peppone holte ein maschinenbeschriebenes Blatt aus der Tasche: «Das Original ist an einem sicheren Ort. Und der Brief lautet wörtlich:
Der Maresciallo blieb ungerührt. «Ich weiß nichts», behauptete er. «Ich habe den Brief an die zuständige Stelle weitergeleitet, und nur die zuständige Stelle kann sich dazu äußern.»
«Richtig - aber ich habe einen handgeschriebenen Brief der Kindesmutter in meinem Besitz, samt Unterschrift und Adresse . Niemand hätte mich hindern können, den Brief fotografieren und Riesenplakate daraus machen zu lassen. Stellen Sie sich vor, Herr