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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Gemeindepfarrer, wie das gewirkt hätte, wenn es mir eingefallen wäre, das Kind als Wahlpropagandamotiv zu mißbrauchen! Finden Sie nicht auch, Signor Maresciallo?»
    «Das fällt nicht in meine Kompetenz, Herr Bürgermeister. Ich habe Ihnen alles gesagt, was zu sagen ist.»
    Eine ganze Weile verharrten Don Camillo und Peppone in Schweigen. Dann fragte Peppone: «Hochwürden, hätte ich das Recht oder nicht, Euch mit einem Hammer den Kopf einzuschlagen?»
    «Nein. Nur Gott hat das Recht, einem Menschen das Leben zu nehmen.»
    «Gut: Hätte also der Herrgott die Pflicht oder nicht, dem Menschen das Leben zu nehmen, der in dieser Pfarrgemeinde als Kirchenoberhaupt amtet?»
    «Gott hat keine Pflichten, Gott hat nur Rechte. Und vor Gott haben die Menschen nur Pflichten.»
    «Ausgezeichnet!» rief Peppone. «Und was wäre also in diesem Fall meine Pflicht vor Gott? Das Kind den Biccis zu geben, damit sie einen miesen Egoisten daraus machen, wie sie selber sind?»
    «Oder es selber zu behalten und in der Schule des Hasses aufzuziehen?» gab Don Camillo zurück.
    In der großen Küche stand die Wiege, und in der Wiege schlief das Kind. Als Don Camillo und Peppone vor ihm standen, schlug es die Augen auf und lächelte.
    «Wie schön er ist!» entfuhr es Don Camillo.
    Peppone wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann verließ er die Küche und kam mit einem Blatt Papier zurück. «Hier ist der Originalbrief der Mutter», erklärte er. «Ihr könnt kontrollieren, ob ich die Wahrheit gesagt habe. Lest nur!»
    «Behalt den Brief!» wehrte Don Camillo ab. «Ich schwöre dir, ich zerreiße ihn, wenn du ihn mir gibst!»
    «Ich will nichts wissen. Hier - wenn Ihr lesen wollt, lest!»
    Zwischen Don Camillo und Peppone stand die Wiege, und Peppone reichte den Brief hinüber.
    Aber eine winzige Hand griff nach dem Stück Papier und zerknüllte es zwischen den Fingerchen.
    Peppone öffnete seine Pranke und starrte verdutzt auf das Kind, dessen kleine Fäuste das Blatt in Fetzen rissen.
    «Jesus! ...» ächzte Don Camillo mit weit aufgerissenen Augen.
    In diesem Augenblick kam Peppones Frau herein: «Welcher Esel hat ihm dieses Papier gegeben?» schimpfte sie. «Und auch noch mit Tintenstift geschrieben!! Wenn er das in den Mund steckt, vergiftet er sich ja!»
    Rasch sammelte sie die Fetzen ein und warf sie ins Herdfeuer. Dann hob sie den Kleinen aus der Wiege und hielt ihn in die Höhe: «Hochwürden, haben Sie gesehen? Ist er nicht ein Meisterwerk? Fragen Sie doch mal Ihren Präsidenten De Gasperi, ob er so etwas zustande brächte!»
    Und das sagte sie, als hätte sie selber es zustandegebracht.
    Don Camillo ging nicht auf die Provokation ein. Ausgesucht höflich verabschiedete er sich: «Wiedersehn, Frau Bottazzi. Wiedersehn, Herr Bottazzi. Wiedersehn. Herr Bottazzi junior.»
    Und Herr Bottazzi junior antwortete mit einem hohen, zarten Triller, der Don Camillo ins Herz drang und es mit Trost und Hoffnung erfüllte.

Festival

    Das Landhaus der Grafen Rocchetta stand in der Fraktion Gariola. Ein großes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das von der Landstraße her gesehen ziemlich weit im Hintergrund war; man gelangte zu ihm, nachdem man eine breite Allee durchschritten hatte, die zwei Reihen riesiger Pappeln imposant flankierten.
    Die Grafen Rocchetta waren dem Volk dieser Gegend doppelt verhaßt: einmal haßte man sie, weil sie Adlige, zum anderen, weil sie Gutsbesitzer waren.
    Ihnen gehörten in der Tat etliche Tausend Biolche Land, die sie in Halbpacht hatten und mit Hilfe einiger jener Gutsverwalter leiteten, die vom Ewigen Vater anscheinend speziell dazu geschaffen wurden, um die Besitzer auszusaugen und sie den Bauern gegenüber unsympathisch erscheinen zu lassen.
    Wenn die Rocchettas auf dem Land waren, sah man sie nie herumlaufen, weder in Gariola noch sonst irgendwo. Sie beschränkten sich darauf, im Eiltempo vorbeizufahren, wie Paschas in dicken Straßenkreuzern hingeflegelt, vor denen die Leute, unter gewaltigen Staubwolken hustend, auseinanderstoben.
    Die Rocchettas waren eher töricht als böse und beurteilten die sie umgebende Welt in Gariola nicht nach Persönlichen Erfahrungen, sondern nach den Aussagen ihrer Gutsverwalter, Geschäftsführer und Vertrauensleute. Und um den Nachwuchs vor unziemlichen Kontakten zu bewahren, hatten sie die beiden Jungen, den Giorgio und die Elisabetta, zur Ausbildung ins Ausland geschickt.
    Während der Ferien holten sie sie vom Pensionat ab, um sie ans Meer oder in die Berge oder zu

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