...und da sagte Don Camillo...
mit der Mutter zusammen von der Menge abgesperrt in der Nähe stand, wurde blaß: «Mama!» flehte sie, «was soll ich denn jetzt tun?»
«Geh, Idiotin!» antwortete die Mutter mit leiser Stimme.
Elisabetta ging, und als die Leute sie so schön und anmutig auf der Bühne stehen sahen, erhob sich noch einmal riesiger Applaus.
Man fing wieder zu tanzen an: der letzte Tanz mit beiden Orchestern. Ein Walzer!
Alle tanzten, auch die Alten, und es gab keinen freien Zentimeter; trotzdem bildeten die Leute plötzlich vor dem Orchester einen Kreis, und mitten in der Oase tanzte Peppone mit der Gräfin. Mit der Sternchen-Mutter. Einen Walzer der Weltmeisterklasse.
Genosse Unkraut
Eine dreihundertjährige Eiche erscheint uns als etwas Gewaltiges, das wir mit ehrfürchtigem Staunen betrachten. Wenn aber der Blitz einschlägt und sie von oben bis unten spaltet, wird uns klar, daß auch eine Eiche nichts weiter ist als ein größerer und dickerer Grashalm.
Bewundernd und eingeschüchtert blickten die Leute auf Peppone, der wie eine jahrhundertealte Eiche aus der Masse ragte; eines Tages jedoch entdeckten alle, daß er bloß ein etwas höherer und breiterer Mann als die andern war.
Schon seit einer Weile war Peppone nicht mehr richtig ¡ in Form; sein «Motor» lief zwar noch, aber etwas war daran spürbar nicht in Ordnung.
Nun ist es für starke Männer immer demütigend, ja, geradezu beschämend, zum Arzt gehen zu müssen. Und Peppone, ein fast allzu starker Mann, verschob es von Monat zu Monat. Endlich, nicht zuletzt seiner Frau zuliebe, die ihm keine Ruhe ließ, gab er nach und suchte den Arzt auf.
Der tat sein möglichstes, um herauszufinden, was zum Kuckuck im Getriebe dieser großen Maschine sich verbogen oder gelöst haben mochte; zuletzt meinte er etwas ratlos: «Ich glaube, mit der Lunge stimmt etwas nicht. Gehen Sie in die Stadt und lassen Sie sich röntgen, dann sehen wir weiter.»
Fuchsteufelswild kam Peppone nach Hause und erklärte seiner Frau, der Doktor sei ein Idiot und die Sache mit dem Röntgen überhaupt nur ein Trick, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen: «Das ist doch eine einzige Clique von Banditen!» schrie er. «Der Doktor schickt dich zum Röntgenologen, der Röntgenologe zum Herzspezialisten, der Herzspezialist zum Leberspezialisten, der Leberspezialist zum Krebsspezialisten, der Krebsspezialist zum Chirurgen. Dann schneiden sie dich auf, nähen dich wieder zu, machen noch einmal auf, geben dir dreitausend Spritzen, stopfen dich mit Spezialmitteln voll, verlochen dich monatelang in einer sündenteuren Klinik und spedieren dich am Ende nach Hause, wenn Geld und Gesundheit futsch sind. Soll er doch selber zum Röntgen gehen!»
Die Frau ließ ihn sich austoben, dann fing sie zu bohren an. «Wann gehst du jetzt zum Röntgen?» fragte sie immer wieder. «Warum gehst du nicht zum Röntgen?»
Fast eine Woche lang hielt Peppone durch. Dann gab er seiner Frau die Waffenstillstandsbedingungen bekannt: «Ich gehe, wenn du mitkommst.»
So begleitete sie ihn also in die Stadt und leistete ihm im Wartezimmer Gesellschaft. Er hatte Glück, denn es warteten eine Menge Leute, so daß er sich eingewöhnen und die Kraft sammeln konnte, allein das Sprechzimmer zu betreten.
Der Röntgenologe, ein wortkarger Mann, las den Begleitbrief des Arztes, hieß die Schwester den Namen notieren und machte sich an die Arbeit.
«Professor, es ist doch nichts?» fragte Peppone. während er sich wieder anzog.
«Ich muß erst das Röntgenbild studieren», erwiderte
der Arzt. «Schicken Sie übermorgen jemanden vorbei, um die Aufnahmen und den Bericht abzuholen.»
Ziemlich besorgt kehrte Peppone ins Wartezimmer zurück und erzählte seiner Frau, wie es gegangen war. Sie munterte ihn auf: «Wenn es schlimm wäre, hätte er es dir gleich gesagt. Daß er zuerst das Bild studieren muß, heißt doch, er hat nichts gefunden.»
Peppone war beschwichtigt, aber zu Hause nahm die Unruhe wieder überhand: «Warum hat er gesagt: ? Warum hat er nicht gesagt: «Kommen Sie übermorgen und holen Sie die Bilder und den Bericht?)»
«Jetzt mach dich doch nicht verrückt mit solchen Spitzfindigkeiten!» redete seine Frau ihm zu.
«Das sind keine Spitzfindigkeiten! Wenn die entdecken, daß einer ganz übel dran ist, dann sagen sie es ihm nicht, damit er sich nicht aufregt, und sagen es nur seinen Angehörigen!»
Vergeblich bemühte sich die Frau, ihn zu beruhigen. Peppone war psychisch ein
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