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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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einer Kreuzfahrt zu befördern. Alles ging denn auch ausgesprochen gut bis zu dem Tage, an dem Elisabetta, genannt Betty, nach Vollendung des siebzehnten Lebensjahres heimkehrte, versehen mit einem unnützen Diplom, das ihr eine unnütze, ehrenvoll beendete Ausbildung bescheinigte.
    Elisabetta war hier geboren, in dem großen gelben Haus, und die heimische Luft bekam ihr sehr viel besser als die des Meeres oder der Berge. Und da, zu allem anderen, ein Mädchen von siebzehn Jahren kein Kind mehr ist und es somit nicht ratsam ist, sie mit einer Hauslehrerin in die Welt hinaus zu schicken, beschlossen die Rocchettas, das Mädchen bis nach Abschluß der Drescharbeiten auf dem Land in Gariola zu behalten.
    Dann wollten sie mit ihm an die Côte d’Azur fahren.
    Man überschüttete Betty geradezu mit Ermahnungen: Man erklärte ihr, sie dürfe auf gar keinen Fall die Grenzen des Besitzes überschreiten. Man sagte ihr auch warum und wieso. Das Mädchen antwortete, es habe genau verstanden, und das Ergebnis war, daß Elisabetta sich am Nachmittag des darauffolgenden Tages, nachdem sie das Rennrad des Bruders aufgespürt hatte, in den Sattel schwang und ins Unbekannte hinausfuhr.
    Der Graf und die Gräfin hatten ihr erklärt, das Gebiet sei voll feuerroter Proletarier, und darum zog das Mädchen, um nicht aufzufallen, vernünftigerweise einen blauen Overall an, den es im Traktorenschuppen gefunden hatte; vorher schlang es sich noch einen auffallenden roten Schal um den Hals.
    Natürlich krempelte es Ärmel und Hosenbeine hoch, bevor es seelenruhig davonradelte. Es war fest überzeugt, daß niemand es in dieser Verkleidung erkennen werde, doch mußte selbst ein Stein sie durchschauen.
    Wir dürfen allerdings nicht vergessen, daß Elisabetta ein außerordentlich schönes Mädchen war. Außerdem malte sie sich nicht an und bewahrte so ihre mädchenhafte Anmut und Frische. Elisabetta war unerhört anziehend.
    Sie fuhr die Dämme hinauf und hinunter, geriet mit den Füßen hin und wieder ins Flußwasser, durchquerte sechs, sieben Dörfchen. Und da Sonntag war, saßen in jedem Dorf Leute vor den Cafés und Wirtshäusern.
    Was wiederum bedeutet, daß jede Fahrt Elisabettas durch die Dörfer mit Beifallsbekundungen begrüßt wurde, was sie überhaupt nicht störte, denn sie war selbstsicher genug und vertraute überdies ihrer perfekten Tarnung.
    Sie hatte sich noch nie so prächtig amüsiert.

    Die Gräfin, die im Garten schlummerte, wurde durch die Ankunft eines Mädchens jäh in die harte Wirklichkeit zurückgerufen. Es war die Tochter einer Hausmagd, die schweißgebadet und keuchend dastand.
    «Was ist los?» erkundigte sich die Gräfin.
    «Das Fräulein!» stammelte die Unglückliche.
    «Das Fräulein?»
    «Ja ... Mein Bräutigam und ich, wir kamen beim Fest der Unità im Dorf vorbei, und da haben wir gesehen, wie das Fräulein gerade zum Festival hineingegangen ist. Es hatte einen Overall an und ein rotes Taschentuch um den Hals.»
    Die Gräfin sah das Mädchen verblüfft an:
    «Bist du verrückt geworden?»
    «Nein, ich bin sicher. Es hatte das Rennrad des jungen Herrn dabei. Ich habe gesehen, wie es das Rad in den Fahrradständer gestellt hat ... Ich konnte es nicht glauben, darum habe ich mich versteckt und es beobachtet, und es war wirklich das Fräulein. Es tanzte, und alle wollten mit ihm tanzen, weil es so gut tanzt ... Oh, es tanzt wirklich gut! ... Ich habe mich gleich von meinem Bräutigam mit dem Motorrad herbringen lassen. Ich möchte nicht, daß dem Fräulein etwas passiert: Die dort sind alle rot, und es sind üble Kerle aus allen Fraktionen dabei.»
    Die Gräfin verlor die Beherrschung nicht:
    «Sage Luigi, er soll den 1400er Vorfahren und warte auf mich, ich komme sofort.»
    Zehn Minuten später startete der 1400er in Richtung Dorf, mit Luigi am Steuer; die Gräfin und das Mädchen fuhren mit.
    «Wir wollen versuchen, die Angelegenheit ohne Aufsehen zu erledigen», erklärte die Gräfin ihm unterwegs. «Ich lasse den Wagen noch vor dem Festival anhalten. Du steigst aus, gehst auf den Festplatz, siehst zu, daß du bis zum Fräulein Vordringen kannst und sagst ihm, daß ich hier draußen auf es warte.»
    Als sie die erste Ecke des Festplatzes erreicht hatten, ließ die Gräfin anhalten, und das Mädchen stieg aus:
    «Bemühe dich, nicht aufzufallen», schärfte die Gräfin ihm ein.
    Die Gräfin kochte vor Zorn und hätte am liebsten geschrien; das aber sparte sie sich auf, bis sie die mißratene Tochter

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