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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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«hast du mit ihr gesprochen?»!
    «Das konnte ich nicht! Sie haben sie zum Sternchen der Unità gewählt, und sie bekommt gerade den Preis. Sie wollen auch ihr Bild in den Neuen Wegen veröffentlichen lassen.»
    Es galt einzugreifen, bevor es zu spät war, und die Gräfin ließ sich mit dem Wagen bis vor das Festzelt fahren und betrat es mit entschlossener Miene.
    Sie ging fest entschlossen hinein, bahnte sich mühsam einen Weg durch die Menge und arbeitete sich auch wirklich bis zur Bühne der Kommission vor, genau in dem Augenblick, als Peppone zu Elisabetta sagte:
    «Und jetzt nennen Sie diesem jungen Mann Ihren Vornamen, Nachnamen und die Anschrift für das Abonnement der Neuen Wege. Ich bin sicher, daß dieser Preis noch willkommener sein wird als das Parfümfläschchen. Es gibt kein lieblicheres Parfüm als Kultur und geistige Weiterbildung.»
    Der Fotograf war schon dabei, abzudrücken. Mit letzter Anstrengung gelang es der Gräfin, zwischen die Tochter und den Fotografen zu treten.
    Peppone erkannte die Gräfin sofort und sah sie mit offenem Mund an.
    «Herr Bürgermeister», erklärte die Gräfin, indem sie auf Peppone zuging. «Ich bitte Sie, dieses Dummerchen zu entschuldigen. Sie ist gerade erst vom Internat zurückgekehrt und weiß nichts, aber auch gar nichts. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jede Publizität vermeiden würden. Sie verstehen mich: Die Leute würden über uns und über Sie lachen ... Schlagen Sie mir diese Bitte nicht ab, machen Sie die Wahl rückgängig ... Und was meine Tochter betrifft, so verspreche ich Ihnen, daß sie die Strafe bekommen wird, die sie für ihre Frechheit verdient.»
    Das Mädchen wurde blaß.
    «Mama, ich wollte doch nichts Böses. Ich kam einfach herein, um zu tanzen.»
    «Schäme dich», sagte die Mutter mit harter Stimme. Ein älterer Mann, der in der allerersten Reihe stand, mischte sich ein:
    «Warum sollte sie sich schämen?» rief er. «Was hat sie denn Schlimmes getan? Wir sind doch keine Mörder!»
    Die Leute im Hintergrund begannen drohend zu murmeln; eine Frau schrie, zur Gräfin gewandt:
    «Wenn meine Tochter hier ist, die genauso alt ist wie Ihre, warum sollte dann nicht auch Ihre Tochter hier sein können? Was glauben Sie eigentlich? Daß meine Tochter ein Stück Dreck ist?»
    Das drohende Murmeln wurde lauter, und die Gräfin fühlte ihr Herz schneller schlagen. Aber sie ging sofort zum Gegenangriff über:
    «Gute Frau», sagte sie lächelnd, «ihre Tochter ist hier, aber auch Sie, die Mutter, sind hier. Ich hingegen war nicht hier, als meine Tochter hereinkam.»
    «Aber jetzt sind auch Sie hier, Frau Gräfin», entgeg-nete die Frau, «also machen Sie keine Geschichten.»
    Jetzt wußten es alle, und das Gemurmel wurde immer besorgniserregender.
    «Wir sind genau so erschaffen wie alle anderen!» fing jemand zu brüllen an.
    Peppone vermittelte mit seiner autoritärsten Stimme: «Genug! Der Vorfall ist abgeschlossen. Jeder ist frei 2u tun und zu denken, was er für richtig hält. Wenn es also der Frau Gräfin nicht gefällt, daß ihre Tochter den Titel des Sternchens der Unità bekommt, das steht ihr frei! Auch wir sind höchst zufrieden, daß Ihre Tochter nicht das Sternchen der Unità wird.»
    «Gut so!» brüllte die Menge.
    «Ruhe!» fuhr Peppone fort. «Da die Dinge nun einmal so liegen, gilt die Wahl der Nummer 108 als Sternchen als annulliert. Daher holt sich jetzt jeder Tänzer einen neuen Zettel, und wir schreiten sofort zur Wahl. Und zwar: Da die drei nach der Nummer 108, das heißt nach der ehemaligen 108, gewählten Konkurrentinnen den gleichen Rang haben, wählt das Publikum unter diesen drei. Bitte vortreten, die Nummer 15, die Nummer 80 und die Nummer 93!»
    Man bildete einen Kreis, und die drei Mädchen stellten sich in die Mitte.
    «Nummer 15, Nummer 80, Nummer 93! Jeder wählt die, die ihm am besten gefällt!»
    Die Wahl war rasch wiederholt, und kurz darauf ertönte der Gong. Die Leute schwiegen, und in die tiefe Stille hinein ließ sich Peppones Stimme vernehmen:
    «Ergebnis der Wahl: Die Nummer 108 hat hundert Prozent der Stimmen bekommen. Und obwohl dies nicht vereinbart war, ist es doch der Wille des Volkes, und das Fräulein Nummer 108 ist zum Sternchen der Unità gewählt worden und erhält den ersten Preis, bestehend aus einer Flasche Parfüm und einem Jahresabonnement der Wochenzeitung «Neue Wege». Bitte Nummer 108 nach vorn treten!»
    Es erhob sich tosender Beifall. Es war die reinste Naturkatastrophe.
    Elisabetta, die

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