Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
Kopf.
    «Danke», sagte Peppone. «Bitte: reden Sie mit niemandem darüber. Keiner darf es wissen. Jetzt fühle ich mich wie erschlagen, das kommt vom Fieber. Sobald es vorbei ist, reise ich ab. Das bin ich vor allem meinen Angehörigen schuldig. Erzählen Sie meiner Frau irgendein Märchen.»
    Doch der Arzt kam nicht dazu, Peppones Frau ein Märchen zu erzählen, denn die hatte hinter der Tür gelauscht und alles gehört. Und als der Doktor aus der Kammer kam, stand sie fassungslos vor ihm.
    «Schweigen Sie, sagen Sie niemandem etwas!» herrschte der Arzt sie an. «Sonst verschlimmern Sie die Lage. Sagen Sie, er habe die Grippe.»
    Die Ärmste schwor, keiner Menschenseele etwas zu verraten. Doch wes das Herz voll ist, des geht der Mund über, und wenigstens ihrer Mutter mußte sie ihren Kummer anvertrauen. So galoppierte die Neuigkeit schon anderntags durch das Dorf.
    Das Mundwerk einer alten Frau ist eine Windmühle.

    Zwei ganze Tage mußte Peppone noch im Bett bleiben, am Morgen des dritten Tages stand er fieberfrei auf.
    Er hatte einen Stoppelbart, mochte sich aber nicht rasieren, da ihm noch der Mut fehlte, in den Spiegel zu schauen.
    Heimlich verließ er das Haus und wandte sich entschlossen dem Volkshaus zu. Es war Sonntag, und er fand den ganzen Stab versammelt.
    «Tag, Chef! Wie geht’s?» fragte der Smilzo, als er Peppone auftauchen sah.
    «Gut!» antwortete Peppone. «Die Grippe erwischt jeden einmal.»
    Er nahm eine halbe Zigarre aus der Tasche, steckte sie in den Mund und zündete sie an. Aber noch bevor er zweimal ziehen konnte, packte ihn ein würgender Husten, als hätte ihm jemand den Arm durch den Hals hinuntergesteckt und den Magen umgedreht.
    Seine Augen tränten, und es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder normal atmen konnte.
    «Du solltest nicht rauchen!» rief der Smilzo.
    Peppone zuckte mit den Achseln, stürzte ein Gla s Wasser hinunter und fragte: «Was gibt’s Neues?»
    Die Männer vom Stab sahen einander an.
    «Nichts!» erwiderte der Lungo. «Das bißchen Post, das eingegangen ist, ist schon erledigt.»
    «Und wer hat unterschrieben?» wollte Peppone wissen.
    «Ich», antwortete Lungo. «Es war ganz gewöhnlicher Administrationskram. »
    Da mischte sich der Smilzo ein: «Red nicht drum herum, zeig ihm die Kopien!» verlangte er ungeduldig.
    «Nicht der Mühe wert!» meinte Lungo. «Wie gesagt, es handelt sich bloß um Bürokram. Mitgliedskarten, Pressekampagne und so weiter.»
    Der Smilzo ballte die Fäuste: «Lungo, zeig ihm die Kopien und hör auf zu quatschen!»
    Mit eisigem Lächeln drohte Lungo:
    «Smilzo, kümmere dich um deinen eigenen Dreck. Und trag den Kamm nicht so hoch, sonst lasse ich ihn dir stutzen!»
    Da donnerte Peppones Faust auf den Tisch. «Lungo, sofort her mit den Kopien!»
    «Nur immer mit der Ruhe, Genosse!» sagte Lungo mit einem Gesicht, das Ohrfeigen meilenweit hätte anlocken müssen.
    So etwas war noch nie vorgekommen. Peppone war wie vom Donner gerührt. Dann faßte er sich und wollte losbrüllen, spürte aber, wie sich Smilzos, Bigios und Bruscos Hände an seine Arme klammerten. Er drehte sich um und blickte in die gewohnten Augen des gewohnten Smilzo, des gewohnten Bigio, des gewohnten Brusco.
    Die Augen von Lungo, Falchetto, Rossino und der andern drei am Tisch aber waren nicht die gewohnten.
    «Nur immer mit der Ruhe», wiederholte Lungo und holte betont langsam den Ordner mit den Kopien aus einer Schreibtischlade.
    Als Peppone die letzten Seiten gelesen hatte, schlug er mit der Hand auf den Ordner. «So geht’s nicht!» schrie er.
    Lungo hob die Schultern: «Die Antworten sind von uns allen fest gelegt worden, und alle haben zugestimmt.»
    «Ausgenommen wir drei!» berichtigte der Smilzo.
    «Ihr wart ja nicht da! Die Sachen waren eilig, da mußte ich mich mit denen beraten, die da waren. Die Partei muß ohne Unterbrechung funktionieren - man kann nicht stehenbleiben und auf die Leute warten, die zurückgeblieben oder in den Graben gefallen sind.» im
    Peppone antwortete nicht; er packte den Ordner mit den Kopien, drehte ihn in den Fäusten und wollte ihn entzweireißen. Doch er vermochte ihn nicht einmal zu knicken.
    Es war, als hätte man Peppone die Muskeln herausgeschnitten.
    Scheinheilig breitete Lungo die Arme aus: «Schöne Geschichte!» seufzte er. «Du hast viel Ruhe nötig, Genosse!»
    Peppone legte den Ordner auf den Schreibtisch zurück und ging hinaus, ohne jemanden anzusehen.
    Er nahm den Weg über die Felder und tappte mit gesenktem

Weitere Kostenlose Bücher