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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Gott hat nichts damit zu tun. Der verwechselt keine Röntgenbilder, und wenn drei Millionen Leute den gleichen Namen und Vornamen haben, kennt er jeden einzelnen und weiß, welcher gut und welcher schlecht und welcher sosolala ist. Euch ist ein feiner Wahlschlager abhanden gekommen, Hochwürden.»
    «Meine Partei» - Don Camillo deutete auf das Kruzifix - «gewinnt immer.»
    Peppone wiederholte, daß er den Umschlag mit den Anordnungen für sein Begräbnis zurückhaben wolle.
    «Du hast also beschlossen, überhaupt nie zu sterben?» erkundigte sich Don Camillo.
    «Ich sterbe, wenn die Zeit dafür gekommen ist.»
    «Inzwischen kann der Umschlag doch hier bei den Pfarreidokumenten bleiben, versiegelt. Niemand weiß, was drinsteht, nicht einmal ich.»
    «Und wenn Ihr zufällig vor mir sterben solltet?»
    «Niemand stirbt . Jedenfalls würde das nichts ändern: Der Brief würde versiegelt an meinen Nachfolger übergeben.»
    «Euren Nachfolger? ... Aber ob man dem trauen kann? ... Ach was, das ist unmöglich, daß Ihr vor mir sterbt. Unkraut verdirbt nicht.»
    «Auf Wiedersehen, Genosse Unkraut!» sagte Don Camillo.

Das freche Mägerlein

    Wie gesagt, wenn Frauen sich in die Politik stürzen, sind sie schlimmer als die entbranntesten Aktivisten. Während nämlich die für Politik Entbrannten ihre Gewalttätigkeiten häufig zum Wohle ihrer Sache verüben, begehen die entbrannten Frauen die gleichen Gewalttätigkeiten einzig und allein, um ihren politischen Gegnern Schaden zuzufügen.
    Im Grunde ist es derselbe Unterschied wie zwischen dem, der in den Krieg zieht, um sein Vaterland zu verteidigen, und dem, der hingeht, um den Feind umzubringen.
    Jo, die Frau des «Mageren», hatte sich bis über beide Ohren in die Politik eingelassen, und da sie eine temperamentvolle Frau war, schaffte sie spielend nicht nur ihren Teil, sondern auch noch den ihres Mannes.
    Der «Magere» war an einem Leiden gestorben und hatte sie mit einem knapp dreijährigen Kind zurückgelassen; der Schmerz über den Verlust des Gatten war allerdings vollauf wettgemacht worden durch den üblen Streich, den Jo dabei dem Priester hatte spielen können, indem sie den Toten zivil und unter den Klängen von «Die Rote Fahne» beerdigen ließ.
    Jo war eigentlich ein hübsches Weibsbild und noch keine dreißig; sie hätte sich einen neuen Mann nehmen und es besser haben können. Doch um keinen Preis hätte sie auf ihre Not verzichtet: Sie fühlte, wie die Entbehrungen zu Gift wurden, und der Haß auf die Gegner wuchs von Tag zu Tag und trug sie, denn Haß war ihr Glaubensbekenntnis.
    Sie schlug sich durch, so gut es ging: mit Mähen, Dreschen, Traubenpressen, Maisschälen undsoweiter. In der toten Saison flocht sie Körbe und Körbchen aus Weidenruten, die sie von Haus zu Haus verkaufte.
    Sie arbeitete wie eine Wilde, als bereitete ihr die Mühe an sich die größte Befriedigung. Und auch die unverschämtesten Männer hüteten sich, sie zu necken, denn Jo hatte nicht nur eine schlagfertige Hand, sondern war auch imstande, ganze Rosenkränze von Unflätigkeiten hintereinander zu sagen, die selbst den berühmtesten Champions wüster Reden den Atem verschlugen.
    Der kleine Bub wuchs auf wie ein Fohlen im Wildzustand, und wenn er nicht allein in dem ärmlichen Häuschen inmitten der Felder zurückblieb, sondern die Mutter begleitete, war er dennoch so gut wie allein, denn sobald die Jo ihn in einer Tenne einstellte, wurde ihm lediglich aufgetragen, die Mutter nicht zu «stören».
    Mit fünf Jahren konnte der Junge schon Steine schmeißen wie ein Zehnjähriger und einen Baum voller Früchte in weniger als einer halben Stunde ruinieren.
    Er stöberte wie ein Trüffelhund in den Hecken die Nester der Hennen auf, um die Eier zu zerschlagen, er streute Glasscherben auf die Straßen und ähnliches mehr; das alles aber tat er insofern mit Stil, als es strenge Alleinunternehmungen waren. Das «Mägerlein» konnte Kollektivkrawalle nicht ausstehen.
    Zwar beteiligte er sich an den Steinwurfschlachten der Dorfjugend, aber als Heckenschütze: Er verbarg sich hinter einem Gebüsch oder in einem Graben und schoß von dort aus seine Kiesel gegen die einen wie gegen die andern ab.
    Er handelte allein gegen die gesamte Gesellschaft, als Verwüster, als einsamer Saboteur. Mit ungeheurer Geschicklichkeit führte er jeweils seinen Streich aus und verschwand.
    Er war klein, dünn und wieselflink und kam überall durch; seine Boshaftigkeit hatte geniale Züge. Am Abend der

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